Die Schnelligkeit der Schnecke
einem seiner Kollegen, Goro Kimura, berichtet worden. Er habe es nicht selbst gehört, weil er beim morgendlichen Coffeebreak nicht dabei gewesen sei: Da er am Mittwoch eine ziemlich wichtige Präsentation zu halten gehabt habe, sei er während der Coffeebreaks stets im Kongresssaal mit seinem Laptop sitzen geblieben, um die Präsentation fertigzustellen und sie noch einmal durchzugehen. Nein, er wisse nicht, worauf sich Professor Asahara mit jenen Worten bezogen habe.
»Jetzt, Doktor Kubo«, sagte Fusco mit einem Anflug von Freundlichkeit, die Massimo verblüffte, »muss ich Sie um eine letzte Anstrengung bitten. Wir haben hier Professor Asaharas Laptop, den wir aus seinem Zimmer entnommen haben. Angesichts des Mangels an Indizien müssen wir seinen Inhalt analysieren. Dafür benötigen wir eine Person, die den Verstorbenen gekannt hat und uns dabei hilft, diesen Inhalt im Beisein unserer Experten zu analysieren«, sagte Fusco und unterschlug dabei die Tatsache, dass die effiziente und große Gruppe »unserer Experten« in Wirklichkeit traurigerweise einzig aus Agente Turturro bestand, der nach zwei Jahren des Studiums der Technischen Informatik der Polizei beigetreten war.
Nachdem er das gesagt hatte, beugte Fusco sich nach unten, nahm einen Koffer zur Hand und zog einen brandneuen Laptop heraus, den er auf den Schreibtisch stellte, während Massimo und Koichi weiter übersetzten. Kubo hörte der Übersetzung von Koichi stirnrunzelnd zu, drehte sich, nachdem er den Laptop betrachtet hatte, überrascht zu Koichi und sagte ihm schnell etwas. Noch bevor die Übersetzung ankam, hatte Massimo das Gefühl, verstanden zu haben, was er Fusco würde sagen müssen, und im Gegensatz zu sonst entpuppte sich sein Gefühl als richtig: »Er sagt, das sei nicht der Computer des verstorbenen Professor Asahara.«
Fusco sah ihn verblüfft an und entgegnete: »Was soll das heißen? Wir haben ihn doch aus seinem Zimmer. Natürlich gehört er dem Verstorbenen.«
Nach einem kurzen italo-anglo-japano-sprachigen Geheimkonzil, das im Übrigen überhaupt nicht vonnöten gewesen wäre, da Kubo die Fragen auf Englisch perfekt zu verstehen schien, war Massimo in der Lage, eine etwas erschöpfendere Erklärung zu liefern: »Doktor Kubo sagt, dass dies nicht der Laptop ist, mit dem er Asahara immer hat arbeiten sehen und den er auch hierher nach Italien mitgebracht hat. Das hier ist ein anderes Modell.«
»Ich habe verstanden. Aber mir ist nicht klar, warum dieser nicht auch seiner sein sollte. Wir haben ihn in seinem Zimmer gefunden. Gut, manchmal werden in Hotelzimmern Diebstähle begangen. Aber dann handelt es sich eben um Diebstähle, nicht um Tauschgeschäfte. Wir können doch versuchen, ihn einzuschalten und zu sehen, was darin ist. Wenn dieser Computer dem Verstorbenen gehört hat, dann könnte Doktor Kubo hier vielleicht imstande sein, das zu erkennen.«
Es folgte ein weiteres Geheimkonzil mittlerer Dauer.
»Doktor Kubo sagt, dass man es probieren könnte und dass, wenn der Computer von Asahara ist, man das leicht verifizieren kann. Anscheinend hat der Verstorbene überall dasselbe Passwort verwendet, auf jedem Computer, zu dem er Zugriff hatte, und Doktor Kubo kennt es, wie alle Mitglieder der Forschungsgruppe. Aber er beharrt auch darauf, dass Professor Asahara normalerweise auf einem anderen Laptop gearbeitet hat, nämlich dem, von dem er vorhin gesprochen hat, und dass das wahrscheinlich auch der ist, auf den er sich während des Coffeebreaks bezogen hat. Er behauptet, wenn Sie ihn nicht gefunden haben, bedeutet das, dass jemand ihn hat verschwinden lassen.«
»Ich habe verstanden, ich habe verstanden«, antwortete Fusco. »Darauf wäre ich auch alleine gekommen. Ich weiß sehr gut, was es heißt, wenn da ein anderer Laptop war und wir ihn nicht gefunden haben. Wir werden ihn suchen. Das fehlte uns noch, dass uns jetzt auch der Computer durch die Lappen ginge, als wäre das ganze Chaos hier nicht schon kompliziert genug. Aber so lange haben wir den hier, und mit dem hier müssen wir anfangen. Wollt ihr mir etwa die Genugtuung nehmen, ihn einzuschalten und nachzusehen, ob da irgendein Hinweis drin ist?«
So ganz unrecht hatte Fusco nicht. Massimo wartete einen Augenblick, nahm dann, angesichts der Tatsache, dass aus irgendeinem rätselhaften Grund alle zu erwarten schienen, dass er den Computer einschaltete, das Objekt, klappte es auf und drückte auf den Knopf mit dem eingekerbten Kreis. Das Objekt reagierte mit einem
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