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Die Schnelligkeit der Schnecke

Die Schnelligkeit der Schnecke

Titel: Die Schnelligkeit der Schnecke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Malvaldi
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schlechter Englisch als Italiener, die ja nun schon, nicht wahr ... Darüber hinaus ist für Japaner eines gewissen Alters Englisch immer noch die Sprache des Feindes. Sie riskieren also, in einigen Fällen überhaupt nichts zu verstehen.«
    Fusco warf Massimo einen fragenden Blick zu. Er empfing eine positive Reaktion.
    »Das stimmt«, sagte Massimo. »Nach dem wenigen, was ich gehört habe, sind die Japaner im Allgemeinen schwer zu verstehen. Ich erlaube mir, eine Lösung vorzuschlagen.«
    »Nur zu.«
    »Unter den jungen Japanern sind einige, die hervorragend Englisch sprechen. Das habe ich während der Coffeebreaks gehört. Einer ganz besonders. Wir könnten ihn fragen, ob er uns in den schwierigsten Fällen zur Sicherheit unterstützt. Ich übersetze vom Italienischen ins Englische, er vom Englischen ins Japanische und zurück.«
    Fusco brummte, dann begann er langsam einzuwilligen.
    »Ja, gut. So machen wir es. Wie nennt sich diese Person?«
    Koichi Kawaguchi war nervös. Sehr nervös. In erster Linie war er nervös, weil ihm der italienische Espresso sehr gut schmeckte und er nicht bedacht hatte, dass die Intensität des Geschmackes mit einer höheren Konzentration an Koffein einherging, weshalb die sechs Tässchen, die er sich als tägliche Ration zugedacht hatte, ihn nicht nur seit zwei Nächten mit offenen Augen hatten wach liegen lassen, sondern ihm auch noch ein leichtes Herzrasen und schweißnasse Handflächen bescherten. Zweitens hatte man ihn zusammen mit all seinen Landsleuten ins Kommissariat einbestellt, aus irgendeinem Grund, der nicht sicher herauszubekommen war, aber von dem irgendwer behauptete, dass er mit dem Tod von Professor Asahara zu tun habe. Drittens hatte man ihn eine Weile später allein hineingerufen und ihm erklärt, dass er der italienischen Polizei helfen müsse, einige seiner Kollegen zu befragen, die Schwierigkeiten mit der englischen Sprache hätten, und das in Zusammenarbeit mit einer anderen Person. Und auch das, obwohl es ihn in gewisser Weise stolz gemacht hatte, hatte nicht dazu beigetragen, ihn zu beruhigen. Irgendwie fühlte er sich, so von seinen Landsleuten getrennt und herausgehoben, ein bisschen als Verräter, auch wenn er sich bewusst war, dass er nichts Falsches getan hatte. Und schließlich war die andere Person dieser hochgewachsene Typ mit dem Talibangesicht, den Koichi erst hinter dem Tresen des Coffeebreaks gesehen hatte, als wäre er ein Kellner, und der jetzt an den Vernehmungen der Polizei teilnahm.
    Nachdem er eins und eins zusammengezählt hatte, war Koichi zu der Überzeugung gekommen, dass Massimo vom Geheimdienst war und die Kongressteilnehmer schon seit einiger Zeit beobachtete. Und das war es, was ihn am nervösesten machte.
    »Kannten Sie Professor Asahara?«, fragte Fusco, während er den Blick von Professor Watanabe löste, um die Fragen, die er sich vorher aufgeschrieben hatte, von einem Blatt abzulesen. Das will ich wohl meinen, dachte Massimo.
    Masayoshi Watanabe war ein Männlein um die sechzig, kaum einen Meter fünfzig groß, tadellos in Grau gekleidet und von kerzengerader Haltung, mit einem unbeweglichen, strengen und verächtlichen Gesichtsausdruck, der von Weitem vage an einen Indianerhäuptling mit Magengeschwüren erinnerte. Die ganze Person Professor Watanabes strahlte eine Mischung aus strenger Moral, Härte und Verdrießlichkeit aus, die einen, trotz seiner lächerlichen Körpergröße, beim bloßen Anblick in Verlegenheit brachte.
    Die Frage wurde von Massimo ins Englische verwandelt und dann von Koichi auf Japanisch mit ein oder zwei Interpunktions-Verbeugungen weitergegeben. Watanabe antwortete, ohne dabei die oberen von den unteren Zähnen zu lösen, mit einer Art schnellem, eintönigem Knurren, das ausschließlich aus Konsonanten zu bestehen schien und in dem Massimo das Wort »Asahara« zu erkennen meinte. Koichi trug die Antwort von Kyoto wieder nach London, und Massimo begleitete sie von England zurück nach Pineta: »Er sagt, dass Professor Asahara ihn seit vielen Jahren mit seiner Freundschaft geehrt habe und dass sein Tod einen nicht wiedergutzumachenden Verlust für die Wissenschaft bedeute und für alle, die ihn gekannt haben.«
    So ging die Vernehmung noch eine Weile lang. Fusco fragte mit unpersönlicher Stimme, Watanabe knurrte Sätze, die sich ganz nach Verächtlichkeiten und komplizierten Beleidigungen anhörten, und Koichi gab überaus höfliche und floskelhafte Antworten wieder, die Massimo dem Dottor Commissario

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