Die Schockwelle: Thriller (German Edition)
damit sie auch dabei ist?«
»Sie … sie ist gerade gekommen.«
» Gut. Wir sind gleich da.«
Riku beendete das Gespräch. »Ein Mann von der SiPo kommt vorbei. Er will auch mit dir sprechen.«
»Um diese Zeit? Warum denn das?«
»Ich wette, es hat mit Frau Laaksonen zu tun.«
Riku fuhr zusammen, als es läutete. Hatte Pesola vom Garten aus angerufen?, fragte er sich, als er zur Tür ging.
Draußen stand Mira. Ohne um Erlaubnis zu bitten, trat sie in Stiefeln und Lederjacke in den Flur.
»Ich wollte dir nur sagen, dass ich bei Markku im Krankenhaus war. Er ist operiert worden und wird bald wieder vollständig hergestellt sein.«
»Gut«, erwiderte Riku gezwungen.
»Ich habe ihm gesagt, dass ich morgen die Scheidung einreichen werde.«
Sie trat einen Schritt vor, und ihr Blick fiel ins Wohnzimmer.
»Ah, du hast Besuch … die Archivmaus.«
»Wie bitte?«, fragte Elina.
»Riku hat dich neulich so genannt.«
Riku merkte, dass er rot wurde, und lachte krampfhaft.
»Ich will euch nicht weiter stören«, sagte Mira betont munter. »Hier wird wahrscheinlich gerade die jüngere finnische Geschichte analysiert und über weitere tiefsinnige Dinge gesprochen. Gute Nacht.«
Riku stand noch an der Tür und sah Miras davonfahrendem Auto nach, als ein anderer Wagen unter der Straßenlampe anhielt. Pesola stieg aus. Er kam in Begleitung eines großen, militärisch wirkenden Mannes. Riku führte die beiden ins Wohnzimmer.
»Ich habe eine unangenehme Nachricht, die Sebastian Keller betrifft«, sagte Pesola auf Englisch. »Er ist am Abend tot aufgefunden worden.«
Riku sah Elina an, die ganz bleich geworden war.
»Was … wie …«
Da ergriff der Fremde das Wort. »Ich bin Jack O’Donnell«, sagte er und zeigte seinen Ausweis. »Herr Keller ist für die Regierung der Vereinigten Staaten tätig gewesen, und ich kümmere mich zusammen mit seinen Angehörigen um seine Überführung in die USA.«
»Mit seinen Angehörigen?«, fragte Elina mit schwacher Stimme. »Wen meinen Sie damit?«
»Hauptsächlich seine Frau. Ich weiß, dass Sie … eine enge Bekannte von ihm waren. Und deswegen bin ich auch hier. Haben Sie etwas, das ihm gehört?«
Elina schien sich bewundernswert schnell gefasst zu haben.
»Das ihm gehört? Was sollte das sein?«
»Unterlagen, Kameras, Handy, so etwas.«
»Nein«, antwortete Elina erstaunt. »Nichts. Was hat das alles zu bedeuten? Können Sie mir etwas genauer sagen, was er beruflich gemacht hat?«
Riku wies auf die Couch. »Setzen wir uns. Tee? Kaffee?«
»Nur ein Glas Wasser, bitte«, sagte der Amerikaner und setzte sich.
Riku ging das Wasser holen. Er gab Pesola ein Zeichen, ihm zu folgen, und fragte ihn in der Küche: »Was soll das, verdammt noch mal? Die Überführung einer Leiche mitten in der Nacht organisieren? Persönlichen Besitz einsammeln?«
»Ich weiß es doch selbst nicht. Und nach den Angelegenheiten großer Jungs fragt man nicht. Dieser Jack gehört nicht zum Helsinkier CIA-Büro, sondern sitzt im Hauptquartier.«
»Wo hat man die Leiche gefunden?«
»Auch das weiß ich nicht. Jack hat Kontakt mit uns aufgenommen,als sie die Leiche schon hatten. Sie liegt jetzt in einem amerikanischen Learjet, der auf dem Flughafen Helsinki-Vantaa steht.«
Riku und Pesola starrten einander wortlos an, dann füllte Riku ein Glas mit Wasser, und sie kehrten ins Wohnzimmer zurück.
»Danke. Ich habe gerade erzählt, was für ein großartiger Typ Sebastian war«, sagte der Amerikaner, während er das Glas entgegennahm. »Ich weiß, das alles ist für Sie eine große Überraschung. Aber wir Leute vom Nachrichtendienst können leider nicht einfach so unseren Beruf preisgeben. Und Seb war Geheimdienstmann mit Leib und Seele. Ich weiß noch, wie er einmal eine Geschichte aus seiner Kindheit erzählt hat. Zum Freundeskreis seiner Mutter in Ramstein gehörte ein gewisser Jimmy. Seb wusste nicht, für welche Behörde der Mann arbeitete, vielleicht für den DIA, den Nachrichtendienst der Armee. Oder für die CIA. Auf jeden Fall war er Sebs Idol. Ein ruhiger, kaltblütiger Kerl, der viel reiste. Schon als Kind wollte Seb auch zum Nachrichtendienst.«
Riku beobachtete Elina, die dem Amerikaner fast regungslos zuhörte. Gleich würde er sie nach den Dingen fragen, die er wissen wollte, seine Eisbrechertaktik war aus einem Kilometer Abstand zu erkennen.
»Gegen Ende seines Studiums ging Seb auf die CIA zu. Er wurde zu Gesprächen eingeladen, sein perfektes Deutsch machte großen Eindruck. 9/11
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