Die Schockwelle: Thriller (German Edition)
Stasi-Offiziers der ersten Generation, Parteisekretär seiner Abteilung und ein in jeder Hinsicht charismatischer Fachmann, ausgebildet für Sabotageeinsätze im Ausland, ein Mann mit Ecken und Kanten und hohen Ansprüchen, der im Stasi-Chor sang, sich für Geschichte interessierte, Langstreckenschwimmen betrieb und im Gegensatz zu den anderen Beamten der mittleren und oberen Führungsebene nicht mit einem VW Golf oder einem Peugeot aus dem Westen angab, sondern einen orangefarbenen Wartburg Kombi fuhr.
Frey schien die Denkweise, auf die Markus Wolf und die übrige Führung des DDR-Nachrichtendienstes HVA ihre Leute eingeschworen hatten, vollständig verinnerlicht zu haben. DieOffiziere der HVA wurden indoktriniert, ihren Beruf als faszinierende und außergewöhnliche Tätigkeit zu betrachten. Man vermittelte ihnen, dass sie einer besonderen Gemeinschaft angehörten, einem elitären Geheimbund, der für hehre Ziele kämpfte.
Feliks hatte sich damals nur sehr wenig mit Frey über Politik unterhalten, nachdem er gemerkt hatte, wie feindselig er Gorbatschows Reformen gegenüberstand. Frey war ein Kommunist der alten Schule, der hundertprozentig an das glaubte, was er tat.
Feliks kehrte aus den Erinnerungen in die Gegenwart zurück und wählte erneut die Nummer von Schwarz. Wieder ertönte das Anrufsignal, ohne dass jemand darauf reagierte.
Riku durchsuchte die Plastiktüte, die er im Kofferraum des Škoda gefunden hatte. Einige Blätter reichte er nach hinten an Elina weiter. Sebastian beschleunigte auf der dunklen Straße. In seiner Tasche klingelte ein Handy. Es war nicht derselbe Klingelton, den Riku zuvor bei ihm gehört hatte.
Er sah Sebastian scharf an. »Du hast das Handy des Toten doch mitgenommen, ohne es uns zu sagen.«
»Ihr versteht nicht, wie wichtig es ist, ich hatte keine andere Wahl.« Er nahm das Handy von Melker Schwarz aus der Tasche. Das Display leuchtete grün. Er warf einen kurzen Blick darauf und gab Riku das Gerät.
Der erschrak, als er den Namen auf dem Display las.
FELIKS.
Er überlegte, ob er den Anruf annehmen sollte, hielt es dann aber für klüger, es nicht zu tun. Stattdessen zeigte er Elina das Display. »Offenbar derselbe Feliks, mit dem Bykow in seinem Haus telefoniert hat.«
»Dann werden wir jetzt also von richtigen Killern gejagt«, sagte Elina, und die Angst in ihrer Stimme war unüberhörbar. »Vielleicht dieselben, die Frey ermordet haben. Meteor … Wasist das? Wir müssen mit der Polizei reden. Jetzt sofort . Wir müssen melden, dass vor Freys Haus ein Toter liegt.«
Riku und Sebastian schwiegen.
»Habt ihr gehört? Fahr zur nächsten Polizeistation, Sebastian!«
»Morgen früh«, erwiderte Sebastian ganz ruhig. »Gleich nachdem ich meinen Vater besucht habe.«
Riku blätterte in dem schwarzen Buch, das er der Plastiktüte aus dem Škoda entnommen hatte.
»Das hier ist Gerhard Freys Tagebuch aus den Achtzigerjahren. Der letzte Eintrag stammt vom November 1989 …«
Rikus Finger glitt über die Zeilen, hielt aber plötzlich inne. Die Handschrift war klar und deutlich und somit leicht zu lesen. In einer Zeile stand ein Wort, das einen elektrischen Stromschlag durch Rikus Körper schickte.
Tanner.
7.10. Tanner aus Moskau gekommen, die Vorbereitungen laufen.
Hastig las Riku die Einträge der Tage zuvor und danach, aber darin wurde sein Vater nicht erwähnt.
»Hier sind ein paar interessante Papiere«, sagte Elina hinter ihm. »Auf einem sind Koordinaten aufgelistet, von denen zwei eingekringelt worden sind. Kannst du die mal in das Navi eingeben …«
Der Anblick des Namens seines Vaters hatte Rikus Müdigkeit vetrieben und setzte neue Energie frei. Er nahm das Navigationsgerät aus der Halterung an der Windschutzscheibe und gab die Koordinaten ein, die Elina ihm diktierte. Das bunt leuchtende Kartenbild glitt in den Westen Deutschlands und stoppte schließlich am Ziel.
»Ramstein«, sagte Riku.
Sebastian fuhr zusammen.
»Du hast erzählt, dass du in Ramstein geboren wurdest«, meinte Riku. »Das ist nach wie vor einer der wichtigsten Stützpunkte der USA und der NATO in Europa.«
Ohne etwas zu erwidern, setzte Sebastian den Blinker.
»Und jetzt die nächsten«, sagte Elina und diktierte wieder Koordinaten, während das Auto am Straßenrand anhielt.
Riku gab die Daten ein und sah sich das Resultat an: ein Ort mitten im Nichts. »Das ist irgendwo östlich von Beeskow. Keine Ansiedlung. Der nächste Ort heißt Bärenstetten.«
»Lass uns auch einige von den
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