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Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Schockwelle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Kontrolle halten, werden wir noch alle paranoid.«
    Sie will die Wahrheit über Sebastian noch immer nicht akzeptieren, dachte Riku frustriert.
    Dann meldete das Navi, man müsse gleich links abbiegen. Sebastian bremste und bog in einen schmalen Kiesweg ein, der zwischen hohen Fichten hindurchführte. In gespannter Stille näherten sie sich den angegebenen Koordinaten.
    »Sie haben Ihr Ziel erreicht«, teilte wenig später die weibliche Stimme aus dem Navi in schicksalhaftem Ton mit.
    Langsam fuhren sie näher heran, bis sie ein offenes Tor und einen verrosteten Maschendrahtzaun erkannten. Auf der Erde lagen alte Stahltrossen und anderer Schrott. Vorsichtig fuhren sie weiter. Die Scheinwerfer erfassten einen kleinen Hügel, auf dem Bäume standen: der getarnte Eingang zu einem Bunker. In die Betonwand war eine graue Doppeltür aus Metall eingelassen.
    »Solche gab es in der DDR massenweise«, sagte Elina.
    Diese Entdeckung belebte die zuvor müde, gedrückte Stimmung im Wagen, auch wenn der Bunker ein hässliches Monument aus einem anderen Zeitalter darstellte. Riku interessierte sich allerdings mehr für das danebenstehende Wohnmobil.
    »Hier sind Leute«, sagte er. »Das gefällt mir nicht.«
    Sebastian nahm seine Waffe aus dem Handschuhfach und steckte sie in die Jackentasche. Riku wiederum nahm die Taschenlampe an sich und stieg zeitgleich mit Sebastian aus. Im selben Moment tauchte in der Tür des Wohnmobils ein erschrocken wirkender junger Mann in Unterhosen auf, der ein Handy ans Ohr hielt. Im Inneren des Fahrzeugs brannte Licht.
    »Ein Tastendruck, und die Polizei ist hier«, rief der Mann.
    »Keine Panik. Tut uns leid, wenn wir Sie erschreckt haben«, erwiderte Sebastian. Unverfroren richtete Riku den Lichtkegel direkt auf den Mann.
    »Wir sind zu einer etwas ungewöhnlichen Zeit unterwegs, entschuldigen Sie die Störung«, fuhr Sebastian fort. »Was ist das hier eigentlich?«
    »Warten Sie einen Moment, ich zieh mir etwas über.«
    Der Mann verschwand im Wohnmobil.
    »Der ist ungefährlich«, sagte Riku leise. »Leg die Waffe in den Wagen zurück. Hinter verschlossenen Türen ist sie sicherer.«
    Sebastian tat so, als hätte er nichts gehört, und ging näher an das alte, mit Schlamm bespritzte Wohnmobil heran.
    Kurz überlegte Riku, ob er mit Elina über Sebastian redensollte, aber er hatte keinen konkreten Vorschlag zur Klärung oder Verbesserung der Situation, weshalb er beschloss, nichts zu sagen. Elina dachte garantiert auch so schon ständig über Sebastian und dessen Verhalten nach.
    Als der Mann wieder aus dem Wohnmobil kam, hatte er sich ein Flanellhemd, ein zerschlissenes Sakko und Jeans angezogen. Riku konnte erkennen, dass er mehrere Anstecker an der Jacke trug, angeordnet in Reihen wie Militärorden: roter Stern, Hammer und Sichel, Soldaten mit tief ins Gesicht gezogenen Helmen und bedrohlich vorgehaltenen Gewehren.
    »Wie haben Sie hierher gefunden, wo doch nirgendwo Schilder stehen?«
    Sebastian sah Riku an, der auf Elina deutete und sagte: »Sie ist Historikerin, spezialisiert auf den Kalten Krieg.«
    »Tatsächlich? Ich studiere selbst Geschichte an der Humboldt-Uni in Berlin. Mein Name ist Jürgen Wist. Ich schreibe meine Magisterarbeit über den Status der DDR während der Militärdoktrin des Warschauer Pakts. Nebenbei kartiere ich Bunker für ein Projekt des Wirtschaftsministeriums Sachsen-Anhalt, bei dem untersucht wird, wie das Thema Kalter Krieg für den Tourismus nutzbar gemacht werden kann. Diese Orte hier sind für die Truppen der Sowjetunion gebaut worden, im Hinblick auf einen siegreichen dritten Weltkrieg.«
    Für Riku klangen die Worte des Mannes absurd inmitten des finsteren, menschenleeren Waldes. Gleichzeitig aber auch irgendwie Unheil verkündend.
    »Ist der Bunker für die Allgemeinheit zugänglich?«, wollte Elina wissen.
    »Ja. Aber das Betreten erfolgt auf eigene Gefahr. Einige Bereiche befinden sich in kaum erträglichem Zustand.«
    »Wir würden gern mal einen Blick hineinwerfen«, sagte Elina.
    »Jetzt? Um diese Zeit?«
    Sebastian hielt dem Mann einen Zwanziger hin. »Sie kommenmit und erzählen uns, was Sie über den Ort wissen. Wenn wir schon mal hier sind, wollen wir uns auch umsehen.«
    »Das Umsehen dauert allerdings mindestens eine Stunde«, erklärte der junge Mann und öffnete die Metalltür. »Unter der Erde liegt ein komplettes kleines Dorf mit langen Gängen und einer Unmenge von Räumen. Wie lange der Rundgang dauert, hängt natürlich davon ab, wie

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