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Die schöne Ärztin

Die schöne Ärztin

Titel: Die schöne Ärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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es.« Dr. Pillnitz umklammerte seine Krücken und richtete sich stöhnend auf. Er schwankte noch ein wenig, aber als Waltraud ihn stützen wollte, schüttelte er den Kopf. »Danke. Es geht schon. Es muß gehen.« Er sah Waltraud an und nickte mehrmals. »Sehen Sie, deshalb wird es Zeit, daß ich wieder nach Buschhausen zurückkomme. Die Familie Sassen muß aus diesem Skandal herausgehalten werden. Ich werde daher Veronika fragen, wo sie Cabanazzi versteckt hält. Es kann damit eine noch offene Rechnung zwischen uns beglichen werden.«

14
    Verwirrt fuhr Dr. Waltraud Born zurück nach Buschhausen. Der Besuch bei Dr. Pillnitz in Bochum hatte ein neues Problem aufgeworfen, das man durch die Aufregung der vergangenen Woche völlig außer acht gelassen hatte. Auf Buschhausen war ein Sturzregen von Ereignissen herniedergeprasselt, es war über Nacht zu einem Begriff in der Welt geworden, der Aufstand der Kumpels war ein Warnsignal für alle Zechen, überall machte sich Unzufriedenheit der Bergleute bemerkbar, Transparente erschienen an den Hauserwänden. Die Staatsanwaltschaft beschäftigte sich mit dem ›Fall Emma II‹ und erhob Anklage wegen Landfriedensbruchs und Widerstands gegen die Staatsgewalt, denn die 2.000 Kumpels von Emma II hatten die Polizeiketten mit Steinen und Knüppeln beworfen und die Absperrung gestürmt und durchbrochen. Es waren bewegte Tage. Dr. Vittingsfeld machte Dr. Fritz Sassen und vor allem Kurt Holtmann für alles verantwortlich, denn nach seiner Ansicht hatten sie die an sich friedlichen Bergmänner aufgewiegelt, und so wurde ganz vergessen, daß die Familie Sassen und mit ihr auch die Familien Holtmann und Born weniger durch die äußeren Ereignisse als vielmehr durch die internen Spannungen in Mitleidenschaft gezogen wurden. Und die Hauptgefahr, das erkannte Waltraud nach dem Besuch in Bochum plötzlich ganz klar, drohte von Dr. Pillnitz.
    So sehr man sich bemühte, die schwärende Angelegenheit Cabanazzi-Veronika still zu regeln, so wenig würde Dr. Pillnitz Rücksicht darauf nehmen, wenn er wieder in Buschhausen war. Sein Haß auf Cabanazzi war zu groß, seine Leidenschaft für Veronika zu irrsinnig, als daß man ihm mit logischen Argumenten hätte kommen können.
    Bevor Dr. Born etwas unternehmen konnte und auch Dr. Fritz Sassen mit Veronika sprach – sie hatte sich nach dem Abend der Auseinandersetzung mit Fritz mit einer schweren Migräne ins Bett gelegt und schirmte sich von allem ab –, wurde es gefährlich. Dr. Pillnitz fuhr mit einem Taxi vor und humpelte in das Krankenrevier der Zeche Emma II. Waltraud Born merkte es plötzlich an der Unruhe, die sie durch die dicke Tür des Wartezimmers gewahr wurde. Als sie die Tür aufriß, sah sie Dr. Pillnitz, auf seine Krücken gestützt, umringt von den Bergmännern mitten im Zimmer stehen und hörte ihn die Patienten beschimpfen. Die Kumpels nahmen ihm das nicht übel, im Gegenteil, sie lachten und grinsten sogar erfreut. Ihr Doktor, ihr Rauhbein, war wieder da. Ihr Doktor, der zu ihnen paßte, der ihre Sprache redete, der ihre Sorgen kannte, der ihre Familien besuchte.
    »Was ist das, Otto?« sagte Dr. Pillnitz gerade und sah auf einen kräftigen Hauer, der die Jacke über der Brust geöffnet hatte. »Mit so 'nem Kratzer willst du krank feiern? Ja, Himmel nochmal, seit wann bist du solch ein Jammerlappen? Damit trägt meine Großmutter jeden Morgen Zeitungen aus … und du willst in die Koje?? Nichts da, das Bett ist Gift für dich. Du hast doch schon sechs Kinder.«
    Die Kumpels brüllten vor Vergnügen. Otto Plaschenka verzichtete auf eine weitere Untersuchung, knöpfte seine Jacke wieder zu und ging brummend aus dem Wartezimmer.
    »Guten Tag, schöne Kollegin«, rief Dr. Pillnitz zur erneuten Freude der Kumpels, als er Waltraud in der Tür sah. »Ich komme gleich. Ich muß hier nur rasch sieben. Gut, daß ich wieder da bin. Die Kerle bevölkern ja das Revier, als gäb's hier was geschenkt. Aber ich weiß schon, was das ist. Jeder will sich von einer zarten Frauenhand betasten lassen. Ich werd euch helfen, ihr perversen Kerle.«
    Waltraud Born wurde glühend rot und verschwand im Ordinationszimmer. Durch die geschlossene Tür hörte sie wieder, wie Dr. Pillnitz fortfuhr, zu ›sieben‹. Sie rief schnell Fritz Sassen an.
    »Pillnitz ist da«, sagte sie hastig. »Was nun?«
    »Halt ihn fest, Liebling«, antwortete Fritz. »Zwei, drei Stunden, fahr mit ihm hinaus, irgendwohin, ins Grüne. Ich werde in der Zwischenzeit mit der Polizei

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