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Die schöne Ärztin

Die schöne Ärztin

Titel: Die schöne Ärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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über das Gesicht.
    »Geschafft!« sagte er oben keuchend und lehnte sich an Waltraud. »Schöne Kollegin, nennen Sie mich schnell einen alten Idioten, das liegt Ihnen doch auf der Zunge.«
    »Idiot!« sagte Dr. Born laut.
    »Danke.« Dr. Pillnitz lachte. »Aber wir sind oben. Und ich habe Ihnen bewiesen, welche Energie noch in mir steckt.«
    »Das war der Sinn der Sache?«
    »Ja. Ich wollte mir selbst beweisen, daß ich noch durchhalten kann.«
    »Wozu durchhalten?«
    »Um abzurechnen.«
    »Mit wem? Wenn Sie nicht nur an Veronika Sassen, sondern auch an Cabanazzi, den Sie hassen, denken – den gibt es nicht mehr für Sie.«
    »Wieso nicht?«
    »Man hat ihn vor einer Stunde verhaftet.«
    »Sie wollen mich bluffen?«
    »Nein.« Waltraud Born blickte über das hügelige Land, über die Birkenwipfel, über die in der Sonne schimmernden roten Dächer der Bergmannssiedlung Buschhausen und die in den Himmel stechenden Fördertürme und Seilscheiben. »Ich hatte den Auftrag, Sie bis nach dem Mittagessen festzuhalten. In dieser Zeit hat die Polizei Luigi Cabanazzi abgeholt.«
    Das Gesicht von Dr. Pillnitz rötete sich. »Wer hat Sie beauftragt?« fragte er zornig.
    »Fritz.«
    »Und wo hielt sich Cabanazzi versteckt?«
    »In einem verfallenen Gartenhaus im Bergener Bruch.«
    »Aha! Und sie … sie hatte ihn dort untergebracht?«
    »Ja.«
    »Ihr alle wußtet es?«
    »Ja. Ich habe es selbst entdeckt. Durch Zufall. Bei einem Spaziergang.«
    »Sie sind ein böses Mädchen, Waltraud.« Dr. Pillnitz stützte sich auf seine Krücken und starrte auf den Boden. »Nur der Gedanke an Rache hat mich aufrecht erhalten. Er war die beste Medizin. Er fütterte mich mit Energie. Wozu? Das muß ich mich jetzt fragen.« Er wandte den Kopf ruckartig zu ihr. »Warum schützt ihr Veronika? Warum haltet ihr die Hand über dieses Aas? Im Mittelalter hätte man sie verbrannt.«
    »Aber wir leben nicht mehr im Mittelalter, Bernhard.« Dr. Born legte den Arm um Pillnitz' Schulter. »Versprechen Sie mir, vernünftig zu sein. Veronika hat uns zugesagt, zu gehen.«
    »Wohin?«
    »Irgendwohin. Sie will ganz still verschwinden.«
    »Und das glaubt ihr alle?«
    »Ja.«
    »Ihr armseligen Spinner. Ihr kennt Veronika nicht. Jetzt, da dieser Cabanazzi weg ist, durch eure Hilfe, ist sie wieder unantastbar geworden für euch. Oder will einer von euch dem alten Sassen sagen, daß er eine Hure geheiratet hat?«
    »Nein.«
    »Also bitte! Sie wird bleiben und sicherer im Sattel sitzen als zuvor. Und wenn sie den Alten dreimal im Bett um den Finger gewickelt hat, seid ihr ohnehin bei ihm abgemeldet. O, ihr Vollidioten!«
    »Sie will nächste Woche abreisen, Bernhard!« klammerte sich Waltraud Born an dieses Versprechen einer Hexe.
    »Ich wette mein Herz dagegen. Sie fährt nicht.«
    Am Abend wußte Waltraud Born, wie recht Dr. Pillnitz hatte. Die erneute Flucht Cabanazzis bewies es.
    Und sie begann, den Kollegen zu verstehen.
    Die Familie Holtmann stand kopf.
    Vorbei war es mit der Ruhe in dem schmucken Siedlungshaus, dem Taubensport, den sonntäglichen Ausfahrten mit den geflochtenen Taubenkörben, um die munteren Tierchen irgendwo auszusetzen und zu sehen, ob sie zurück in den heimatlichen Schlag fanden. Auch die heimliche Liebe zwischen Barbara und dem bundesligaverdächtigen Theo Barnitzki erlitt einen Riß, weil Fußballer Theo in einem Anfall von Minderwertigkeitskomplexen sagte: »Das kann ja heiter werden! Wenn ich dich heirate, werde ich der Schwager von Dr. Sassen. Und dann muß ich mich am Riemen reißen, kann nicht mehr Mist oder so was sagen, muß Hummer fressen und Cocktailpartys mitmachen und Händchen küssen … Babs, das ist ja zum Kotzen. Ich bin ein Püttmann und passe nicht dahin. Dein Bruder Kurt, der kann das. Der war schon immer zu was Höherem geboren. Aber ich bin man bloß 'n Kumpel.«
    Hans Holtmann raufte sich die Haare. Es half nichts, daß er sich unterm Dach bei seinem Taubenschlag versteckte.
    Elsi holte ihn herunter, weil auch sie sich keinen Rat mehr wußte. Das Übel begann damit, daß jemand auf den Gedanken kam (und ihn auch sofort in Buschhausen verbreitete), daß der alte Holtmann, in Kürze mit der Familie Sassen verbunden, die richtige Instanz sei, um Beschwerden und Anträge bei ihm loszuwerden. Über seinen Sohn Kurt oder Dr. Fritz Sassen sollten die Anträge dann an die richtige Stelle gelangen. So dachte man, und so handelte man. Die Folge war, daß das kleine Siedlungshaus täglich von Bittstellern belagert war und Hans

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