Die schöne Ärztin
zurief: »Mir auch eins, Bruno!«
Die Fußballspieler und der Vorstand, an der Spitze der Häusermakler Franz-Friedrich Hampel, standen auf und gaben dem Pater die Hand, und nur Willis-Bums war es, der die Stille, die plötzlich über der Runde lag, unterbrach und fragte: »Wollen Sie bei uns eintreten, Pater?«
Niemand lachte, nur Pater Wegerich fand es lustig und setzte sich. »Sie haben es halb erraten, Willis-Bums«, sagte er und faltete die Hände auf der Tischplatte. »Aber nur halb. Ich komme als Unterhändler – oder besser gesagt als Vorsitzender des Fußballclubs IB.«
»IB?« Franz-Friedrich Hampel rekapitulierte alle ihm bekannten Clubs der Umgebung und des Ruhrgebiets. »Wer ist'n das, Pater?«
»Der seit gestern bestehende, also neu gegründete Fußballclub Italia Buschhausen.«
»Prost Mahlzeit!« sagte Theo Barnitzki. »Sie haben mit den Italienern einen Club aufgemacht, Pater?«
»Ja, die Jungs aus dem Süden langweilen sich. Immer lesen können sie nicht, immer singen und Mandoline spielen, das hängt ihnen mit der Zeit zum Hals raus. Die Mädchen mauert ihr ein –«
»Gott sei Dank!« rief Willis-Bums dazwischen.
»Laß Gott aus dem Spiel!« Pater Wegerich sah in verschlossene Gesichter. Es wird eine harte Arbeit sein, hier das erste Tor in die Herzen zu schießen, dachte er. Sie bilden einen Riegel, als gälte es, das Tor fünf Minuten vor Schluß abzuschirmen. »Die Mannschaft steht, wir könnten spielen …«
»Der Buschhausener SC ist in der Bezirksklasse. Wir haben keine Sonntage mehr frei.« Häusermakler Hampel sah Pater Wegerich treuherzig an. »Aus den 120 Italienern kann man ja auch zwei Mannschaften zusammenkriegen, die dann untereinander …«
»Genau das will ich nicht! Ich will, daß sie gegen euch spielen! Ich will, daß sie mit euch sturen Hunden Kontakt bekommen! Geht es schon so nicht, am gemeinsamen Arbeitsplatz, dann kann es wenigstens auf dem Sportplatz gelingen! Kerls, was habt ihr bloß gegen die Italiener? Sie schuften wie ihr unter Tage, sie bemühen sich, alles richtig zu machen, sie wollen mit euch Freund werden, sie sehnen sich nach Freundschaften, wie ihr euch nach einem freundlichen Wort sehnen würdet, wenn ihr 1.000 km von Buschhausen weg in einem fremdem Land arbeiten müßtet.«
»Wer muß denn? Die kommen doch freiwillig«, sagte Willi Korfeck.
»Weil sie Hunger haben, du Holzkopf!« sagte Pater Wegerich. »Hast du schon einmal Hunger gehabt? Los, Antwort! Hast du schon mal so Hunger gehabt, daß du den ersten Fisch, den du fangen konntest, roh hinuntergeschlungen hast?«
»Pater –« Willi Korfeck wollte einlenken, aber Pater Wegerich wischte mit der Hand durch die Luft.
»Antwort!«
»Nein. Natürlich nicht –«
»Ist das so natürlich? Ist das natürlich, daß ihr Koteletts und Schinkenbrote eßt und euer Bruder, jawohl euer Bruder vor Gott, für seine Familie drei dünne Maisfladen in der Pfanne hat? Und wenn er dann hierher kommt, wo er endlich einmal satt werden kann und Geld sparen kann, um seiner Familie das Glück zu schenken, einen vollen Magen zu haben, dann stellt ihr euch an wie die Wilden! Ihr solltet euch schämen, euch Christen zu nennen! Was denkt ihr euch eigentlich dabei, wenn ihr euch sonntags in die Kommunionbank kniet? Glaubt ihr, Gott sieht euch nicht in eure Herzen, die schwarz und finster sind?«
»Das war eine verdammt harte Predigt.« Theo Barnitzki, der Bundesliga-Verdächtige, kratzte sich den Kopf. »Wir haben doch eine A- und eine B-Mannschaft. Wenn wir am Sonntag die B-Mannschaft gegen die Itacker spielen lassen …«
»Das geht«, sagte der Häusermakler Hampel.
»Wie gnädig.« Pater Wegerich erhob sich. »Ihr werdet euer blaues Wunder erleben! Vielleicht kommt ihr noch in gar nicht langer Zeit ins Lager und kauft die Spieler für eure A-Mannschaft ein!« Er sah in spöttische Gesichter und wußte, was sie dachten. »Es sind Talente drunter, meine Herren, da geht euch der Hut hoch! Mit diesen Itackern in eurer A-Mannschaft seid ihr in einem Jahr – in der Regionalliga! Ihr braucht nur zuzugreifen. Aber so, wie man euch das Himmelreich nicht aufzwingen kann, kann man euch auch keine Vernunft beibringen. Also denn – bis Sonntag. Wann Anstoß?«
»11 Uhr.«
»Abgemacht! Trainiert bloß fleißig, damit ihr euch vor euren Mädchen nicht blamiert!«
Pater Wegerich verließ das Vereinshaus als unangefochtener Sieger. Im Vorbeigehen an der Theke trank er sogar noch mit einem Schluck sein Bier aus.
»Das ist'n
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