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Die schöne Ärztin

Die schöne Ärztin

Titel: Die schöne Ärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Strümpfe, die Schuhe. Mit saurem Gesicht probierte Kurt den Smoking an.
    »Wie 'n Filmschauspieler!« rief Sabine entzückt. »Liebling, du solltest Probeaufnahmen machen lassen.«
    »Mach mich nicht verrückt!« antwortete Kurt.
    Zu Hause strahlten Elsi Holtmanns Augen vor Mutterstolz, Vater paffte seine Pfeife. An der Dicke des Qualms erkannte Kurt, wie innerlich aufgewühlt sein Vater war.
    »Na, Vater?« fragte er verlegen.
    »Du siehst gut aus. Zu gut für meine Begriffe.«
    »Ich komme mir auch vor wie ein Pfau, Vater, aber ich kann keine Party im Blaumann besuchen.«
    »Natürlich nicht. Sind alle Direktoren da?« Hans Holtmann drückte mit dem Daumen die Asche tiefer in den Pfeifenkopf.
    »Ja. Auch zwei Herren von der Montan-Union.«
    »Wie schön!« Hans Holtmann paffte wieder. »Sag denen mal, wie beschissen ihre Politik ist!«
    »Ich will es tun, mit einem Gruß von dir, Vater«, sagte Kurt giftig.
    »Mich hat ja niemand eingeladen.«
    »Wolltest du denn das?«
    »Schließlich bin ich dein Vater.«
    Kurt schwieg. Da also liegt der Hund begraben, dachte er. Der Alte will mitspielen. Er fühlt sich beiseitegeschoben. Jetzt auf einmal! Mann, da kenne sich einer noch aus.
    Am Abend holte ihn der Direktionswagen Dr. Sassens ab. Es war selbstverständlich, daß in der Straße alle Fenster besetzt waren, nicht mehr heimlich, hinter den Gardinen, sondern offen. Die Straße hinauf und hinunter hingen die Nachbarn aus den Fenstern und starrten auf das Holtmannsche Haus.
    Für Kurt war es eine Art Spießrutenlaufen, als er im Smoking aus der Tür trat und die vierzehn Schritte durch den Vorgarten auf die Straße zu dem wartenden Wagen und dem die Mütze abnehmenden Chauffeur ging. Er hatte damit gerechnet, und es war nun auch eingetroffen: Willis-Bums stand mit drei anderen Kumpels am Bordstein und machte eine tiefe Verbeugung, als Kurt sie verlegen grinsend ansah.
    »Guten Abend, Herr Baron!« sagte Willis-Bums laut. »Nach einem fetten Gänsebraten hilft am besten Bulrich-Salz. Und das Messer ist zum Schneiden da, nicht zum Fingernägelreinigen –«
    Kurt Holtmann zögerte einen Augenblick. Dann war der Gedanke, dem Smoking keinen Schaden zuzufügen, stärker als der Wunsch, sich mit Willi Korfeck zu prügeln. Er preßte die Lippen zusammen und stieg in den Wagen. Am Bordstein nahmen Willis-Bums und seine Kumpane stramme Haltung an und grüßten militärisch.
    »Augen – links!« schrie Willis-Bums. »Ein Zapfenstreich für den Herrn Kapitalisten!«
    Die Nachbarn in den Fenstern grinsten oder lachten ungeniert laut. Elsi Holtmann saß in der Küche, drückte den Schürzenzipfel an die Augen und weinte.
    »Solche gemeinen Menschen«, schluchzte sie. »Mit denen hat man nun über dreißig Jahre lang gelebt.«
    Hans Holtmann stand in der Tür und sah seinem Sohn nach. Er rauchte seine Pfeife, musterte die hämisch grinsenden Nachbarn und Willi Korfeck mit seinen Genossen. Dann nahm er die Pfeife aus dem Mund und wies mit dem Mundstück auf Willis-Bums.
    »Eine große Fresse hat er ja, Leute!« rief er laut über die Straße. »Das wissen wir alle. Aber fragt ihn mal nach dem kleinen Einmaleins! Da glotzt er blöde, der Hilfsschüler.«
    Willi Korfeck wurde hochrot. »Besser ein Hilfsschüler als ein Arschkriecher!« brüllte er zurück. Aber da nicht er, sondern Hans Holtmann die Lacher auf seiner Seite hatte, drehte er sich um und entfernte sich schnell.
    In der Sassen-Villa waren die Gäste schon vollzählig versammelt, als Kurt Holtmann eintraf. Er war der letzte. Dr. Sassen hatte ihn bewußt als letzten abholen lassen, um sich eine dauernde Vorstellerei zu ersparen. So konnte er ›global‹ den jungen Mann bekannt machen, der in Kürze in seine Familie einheiraten sollte.
    Sabine empfing Kurt an der Tür in einem berauschenden Cocktailkleid aus silbernem und lichtblauem Organza. Der tiefe Ausschnitt, der bis zum Brustansatz reichte, ließ die Schönheit ihres Körpers ahnen und reizte zur Bewunderung. Kurt Holtmann gab ihr einen Kuß und sah auf die Fülle von Blumen, die überall in Vasen herumstanden. Er wurde verlegen.
    »Panne Nummer 1«, sagte er leise. »Ich habe keine Blumen für deine Mutter –«
    »Aber ich. Wozu bin ich denn da, wenn ich daran nicht denken sollte?« Sabine führte ihn in die Garderobe und drückte ihm einen großen Chrysanthemenstrauß in die Hand. »Weiße Chrysanthemen«, flüsterte sie. »Die Lieblingsblumen Veronikas, neben Kamelien. Sie sind vor drei Stunden aus einem Treibhaus

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