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Die schöne Ärztin

Die schöne Ärztin

Titel: Die schöne Ärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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»Wenn Sie in mich reingucken, werden Sie erstaunt sein, wie dort alles in Ordnung ist!«
    »Ich mache eine kleine Pause. Kommen Sie bitte mal mit, Herr Korfeck.« Dr. Born ging an ihm vorbei, durchquerte den Ordinationsraum und betrat das Wartezimmer. Hier saßen zwanzig Bergleute an den Wänden, alle mit bloßem Oberkörper, auf ihre Durchleuchtung wartend. Willi Korfeck folgte Waltraud Born verwundert. Carla Hatz blieb im Röntgenzimmer zurück. Sie sank auf einen Stuhl, drückte das Gesicht in ihre weiße Schürze und schluchzte laut. Alle Qual der vergangenen Wochen brach wieder in ihr auf, das schreckliche Erlebnis stand wieder vor ihr, dieser wahnsinnige Schmerz, der ihren Körper durchzuckt hatte, und die fürchterliche Todesangst: Er zerreißt mich, er tötet mich, ich habe keine Chance mehr …
    Willi Korfeck stand mitten im Wartezimmer und grinste noch immer. Die anderen Bergleute sahen abwartend auf Dr. Born. Als sie schwieg, rief jemand:
    »Na, Fräulein Doktor, ist der Schirm zu klein für die Lunge von Willis-Bums?«
    Man lachte, laut und kurz, aber das Lachen erstarb sofort, als Waltraud Born die rechte Hand hob.
    »Ihr kennt doch alle die Sache mit unserer kleinen Schwester Hatz«, sagte sie langsam. »Ihr wißt doch noch, was mit ihr geschehen ist …«
    »Und wie!« Es war Willi Korfeck, der dies geradezu brüllte. »Und ich bleibe dabei: Es war einer von den Itackern.«
    »Waren Sie nicht damals der, der einen Sturm auf die Baracken organisierte?« fragte Dr. Born.
    »Ja!« Willis-Bums sah sich stolz um.
    »Was wollten Sie denn da?«
    »Ich hätte den verdammten Kerl totgeschlagen«, sagte Korfeck. Beifälliges Gemurmel wurde laut. Waltraud Born schüttelte den Kopf, als wolle sie etwas nicht glauben. Sie zögerte, aber dann siegte in ihr die grenzenlose Wut auf den Kerl.
    »Es war kein Italiener«, sagte sie laut. »Es war ein Deutscher. Und wir wissen sogar, wer es war. Schwester Carla hat ihm nämlich Verletzungen beigebracht … Kratzwunden ihrer Fingernägel an den Hüften.«
    Willi Korfeck wurde plötzlich bleich wie die getünchte Wand. Er wich zurück, sein Kopf flog herum, er suchte einen Ausweg. Aber rasch sagte Dr. Waltraud Born schon zu den anderen:
    »Meine Herren! Sehen Sie sich doch mal die Hüften von Willi Korfeck an. Dort sind noch die Narben der Fingernägel der armen Schwester Carla.«
    Wie eine Flut, die plötzlich über die Ufer tritt, erhoben sich die zwanzig halbnackten Leiber der Bergleute. Willi Korfeck wich zurück und brüllte. In seinen Augen stand schreiende Angst. »Kumpels!« brüllte er heiser. »Kumpels, hört mich doch erst an –«
    Ein gewaltiger Schlag auf seinen Mund schnitt ihm das Wort ab. Korfeck taumelte zurück gegen die Wand, die Lippe platzte auf, Blut rann ihm über das Kinn und tropfte auf die nackte Haut. Zwei Bergleute waren zu ihm gesprungen und zogen ihm mit einem Ruck die Hosen von den Hüften. Nackt stand er da, ein Riese, der wie ein entsetztes Kind zitterte. An beiden Hüften sah man deutlich die Narben.
    »Kumpels«, stöhnte er noch einmal. »Ich will –«
    Ein zweiter fürchterlicher Schlag traf seinen Kopf. Dann rückte die Mauer der zwanzig halbnackten Leiber gegen ihn vor, begannen vierzig Bergmannsfäuste ihr gnadenloses Werk.
    Fluchtartig verließ Dr. Waltraud Born das Wartezimmer und rannte zurück in den Röntgenraum. Dort, hinter den fast abgedichteten Türen, hörte man nichts mehr.
    Eine Viertelstunde später raste ein Krankenwagen mit heulender Sirene und Blaulicht aus dem Zechengelände. Er jagte in Richtung Gelsenkirchen davon. Auf der Trage lag ein Mensch, fast bis zur Unkenntlichkeit zerschlagen.
    Im Krankenrevier von Emma II stand Waltraud Born den zwanzig mit Blut bespritzten Bergleuten gegenüber. Sie waren ins Ordinationszimmer gekommen und fragten nach Wasser, um sich waschen zu können.
    »Das hättet ihr nicht tun dürfen«, sagte Waltraud Born leise. »Ihr habt übertrieben. Das wird für euch eine teure Sache, wenn die Polizei kommt.«
    »Wieso?« Einer der Männer tauchte seine Hände in das Waschbecken. »Wer weiß etwas? Haben Sie etwas gesehen, Fräulein Doktor?«
    »Nein, das nicht.«
    »Und der Willi wird sich hüten, Namen zu nennen. Wie kann die Polizei also etwas herausfinden? Aber der Willi, dieses Saustück, der rührt kein Mädchen mehr an, das garantieren wir Ihnen.«
    Zufrieden verließen die zwanzig Bergleute das Krankenrevier. Mit dem tiefen Gefühl, ihre Pflicht getan zu haben, gingen sie nach

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