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Die schöne Ärztin

Die schöne Ärztin

Titel: Die schöne Ärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sollte, nicht mehr in Frage. Investitionen haben nur dann einen Sinn, wenn man durch sie größere Gewinne herausholen kann. Das aber war bei Emma II nicht mehr zu erwarten. Buschhausen war deshalb eine sterbende Stadt, nur wußte es noch niemand, außer ein paar Bevorzugten. Und diese schwiegen aus guten Gründen.
    Veronika Sassen kam mit Oliver von Ischia zurück. Gut erholt, braungebrannt, schöner denn je, zufrieden, denn Oliver hatte alles überwunden, sprach nicht mehr von dem Tag auf der Heide und schien alles vergessen zu haben. Dr. Sassen holte seine Frau und seinen jüngsten Sohn selbst in Köln am Flughafen Wahn ab. Es war eine Begrüßung wie nach einer monatelangen Weltreise. »Du hast mir gefehlt, Vroni«, sagte Sassen und streichelte seiner Frau immer wieder über das schöne Gesicht. »Von jetzt ab lasse ich dich nie mehr allein fahren. Ich könnte es nicht mehr aushalten ohne dich.« Dann nahm er Oliver an der Hand und führte ihn bis zum Wagen.
    Auf der Fahrt nach Buschhausen erzählte er von den vielen kleinen Ereignissen, die sich in den vergangenen Wochen zugetragen hatten. Seine Pensionierung verschwieg er aber noch. Es sollte die größte Überraschung für Veronika werden, und er wollte sie damit einleiten, daß er sagte: »Von heute ab werde ich immer für dich Zeit haben. Es gibt keine Zeche mehr, keinen Ärger, keine Konferenzen. Es gibt nur noch meine Familie, mein Haus, mein Leben, das ganz euch gehört.«
    »Was macht eigentlich Dr. Pillnitz?« fragte Veronika leichthin, als sie sich Gelsenkirchen näherten. »Liegt er noch im Krankenhaus?«
    »Ja, in Bochum, der Arme. Mit seinem Knie kommen sie nicht klar. Er hat schon die sechste Operation hinter sich.«
    Er lebt also noch, dachte Veronika und blickte zur Seite. Cabanazzi hat mich belogen, ich habe es gleich gefühlt. Er ist ein Feigling, ein Drecksack. Ich will ihn nicht wiedersehen, nie mehr.
    In der Villa war alles zum Empfang Veronikas vorbereitet. Dr. Fritz Sassen, Kurt Holtmann, Sabine und Dr. Waltraud Born begrüßten sie in der Halle. Das Speisezimmer war ein Blumenmeer, der Tisch gedeckt wie eine Hochzeitstafel. Veronika war gerührt und wischte sich die Augen mit einem Spitzentüchlein. »Ihr seid alle so lieb«, sagte sie und verstand es, ihrer Stimme einen gerührten Klang zu geben. »Und alle seid ihr da! Was ist denn los?«
    »Es ist viel geschehen, Veronika.« Dr. Fritz Sassen goß zur Begrüßung jedem ein Glas Sekt ein. »Wir werden noch allerhand zu besprechen haben. Unsere ganze Familie befindet sich in einer Umschichtung, und Vater – man wird ihn noch extra dreimal hochleben lassen – hat den richtigen Kurs erkannt.«
    »Richtigen Kurs?« Veronika ahnte Unangenehmes. Sie blickte fragend ihren Mann an. »Was meint Fritz?«
    »Später.« Dr. Ludwig Sassen lachte und winkte. »Erst wollen wir essen, Kinder, ich habe einen Hunger. Nach dieser dämlichen Diät mal wieder etwas Herzhaftes.«
    »Diät?« fragte Veronika verständnislos.
    »Ja. Ich habe vier Wochen auf ärztlichen Rat gefastet. Und was hat es eingebracht? Sechs Pfund weniger. Für sechs Pfund dreißig Tage Quälerei – das ist ein ungesundes Verhältnis.«
    Man lachte, man trank, das Essen wurde aufgetragen. Aber es war keine ungetrübte Fröhlichkeit. Den Männern gingen nämlich immer wieder schwarze Gedanken durch den Kopf. Kurt Holtmann und Dr. Fritz Sassen hatten die Nachricht mitgebracht, daß der Konzern den neuen, dringend notwendigen Wetterschacht abgelehnt hatte. Messungen hatten ergeben, daß die Bewetterung angeblich ausreichte. »Das ist eine Frechheit!« hatte Kurt Holtmann erklärt, als das Schreiben bei Emma II eingetroffen war. »Man sollte zum Streik aufrufen. Wer will die Verantwortung tragen, wenn unter Tage etwas passiert? Man sollte sich vor den Förderkorb stellen und keinen mehr runterlassen.«
    »Laßt uns darauf trinken, daß nichts passiert«, sagte Dr. Sassen und legte dabei den Arm um seine Frau.
    Die Gläser klangen zusammen. Es klirrte, und ein heller Aufschrei ertönte. Das Glas in der Hand Veronikas war am Stiel abgebrochen, der Sekt floß über den Tisch.
    »Scherben bringen Glück!« überspielte Dr. Sassen die Situation und rief nach einem neuen Glas.
    Es wurde noch ein langer Abend, man tanzte sogar. Der Alkohol unterdrückte in allen das Gefühl, daß sie das auf einem Vulkan taten.
    Dr. Waltraud Born hatte gerade den Verband einer angequetschten Hand gewechselt. Sie säuberte die Schürfwunde und strich eine

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