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Die schöne Ballerina (German Edition)

Die schöne Ballerina (German Edition)

Titel: Die schöne Ballerina (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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übertrieben. Aber an die beiden Flure kann ich mich auch erinnern. Das Haus ist das reinste Labyrinth«, kam die nüchterne Antwort. »Es soll übrigens umgebaut worden sein. Der neue Besitzer muss eine Menge Geld investiert haben.«
    »Hoffentlich hat er dabei nicht den Charme des Hauses zerstört, das wäre furchtbar.«
    »Meinst du die Spinnweben oder die Nester der Fledermäuse?«
    Lindsay knuffte ihn liebevoll. »Sei nicht albern. Ich meine die Harmonie der Räume, dieses wunderbare Licht, die reizenden Winkel und Ecken, die alte Pracht, die Großzügigkeit der ganzen Anlage. Ich habe mir immer vorgestellt, wie es wäre, dort ein prachtvolles, großes Fest zu feiern. Kerzen, Blumen, Menschen in festlichen Gewändern. Die Türen zum Garten stehen weit offen, und der Rasen breitet sich vor der großen Terrasse aus. Der Duft von Rosen und blühenden Sträuchern dringt in den Tanzsaal. Musik erklingt …«
    »Hallo, komm zurück auf die Erde! Die Fenster in dem alten Kasten haben seit mindestens zehn Jahren nicht mehr offen gestanden, aus dem Rasen ist eine Wiese geworden, und nirgendwo in ganz Neu-England findest du mehr Unkraut als in diesem Garten.«
    »Du hast eben keine Fantasie«, stellte Lindsay bedauernd fest. »Da kann man nichts machen. Nun, wie dem auch sei, ich treffe mich gleich mit dem Mädchen, dessen Onkel das Haus gekauft hat. Weißt du etwas über ihn?«
    »Nein, nichts. Mutter vielleicht. Sie hört ja immer die letzten Neuigkeiten.«
    »Ich mag Ruth«, meinte Lindsay nachdenklich. »Aber sie wirkt irgendwie verloren. Wahrscheinlich ist sie viel allein und nicht sehr glücklich. Könnte ich ihr nur helfen.«
    »Warum soll sie unglücklich sein?«
    »Sie hat beide Eltern vor Kurzem verloren. Ein Unfall. Aber das ist es nicht allein. Sie wirkt auf mich wie ein kleiner Vogel, der nicht weiß, ob die ausgestreckte Hand ihn fangen oder streicheln will. Ich wüsste gern, wie ihr Onkel ist.«
    »Was kann denn in deinen Augen an einem Mann nicht in Ordnung sein, dem Cliff House so gefällt, dass er es gekauft hat?«
    »Kaum etwas«, gab sie lachend zu, während Andy und sie ausstiegen.
    »Ich seh mir mal deinen Wagen an.« Andy öffnete die Kühlerhaube.
    Lindsay war neben ihn getreten und runzelte die Stirn. »Sieht furchtbar aus, nicht?«
    »Es könnte deinem Wagen gewiss nicht schaden, wenn du ihn ab und zu mal reinigen lassen würdest.« Andy schnitt eine Grimasse beim Anblick des völlig verschmutzten Motors und der geschwärzten Zündkerzen. »Hast du schon einmal was davon gehört, dass so ein Gefährt ein bisschen mehr als Benzin braucht? Gelegentlich muss auch das eine oder andere Teil ersetzt werden.«
    »Ich bin eben ein schlechter Automechaniker.« Das klang zerknirscht.
    »Du brauchst kein Automechaniker zu sein, um deinen Wagen in Ordnung zu halten.«
    »Oh je! Da hast du’s mir aber gegeben! Ich bekenne mich schuldig und gelobe Besserung.« Lindsay warf Andy die Arme um den Nacken, gab ihm einen Kuss auf die Wange und fügte hinzu: »Kannst du mir noch ein einziges Mal verzeihen?«
    Andy lachte gutmütig. »Ich kenne dich ja inzwischen und sollte mich eigentlich über nichts mehr wundern«, meinte er und erwiderte den freundschaftlichen Kuss.
    In diesem Augenblick hielt ein anderer Wagen neben ihnen am Bürgersteig.
    »Das muss Ruth sein«, sagte Lindsay. »Nochmals vielen Dank, Andy. Ich bin dir dankbar, dass du nach dem Rechten siehst. Wenn du schlechte Nachrichten für mich haben solltest, bring sie mir bitte schonend bei.«
    Als sie sich umdrehte, um Ruth entgegenzugehen, blieb sie vor Überraschung wie gelähmt stehen. Es dauerte einige Sekunden, bis sie wieder atmen konnte.
    Der Mann, der an der Seite des jungen Mädchens auf sie zukam, war groß und dunkel. Bevor er den Mund öffnete, wusste Lindsay schon, wie seine Stimme klang.
    Er sah ihr geradewegs in die Augen und schien nicht im Geringsten überrascht zu sein.
    »Miss Dunne?« Ruths Frage klang unsicher, weil sie sich das fassungslose Gesicht ihrer Lehrerin nicht erklären konnte. »Sagten Sie nicht, ich sollte um neun hier sein?«
    »Wie? Ach so. Ja doch. Entschuldige bitte. An meinem Wagen ist irgendetwas nicht in Ordnung, und ich war einen Augenblick lang mit meinen Gedanken ganz woanders. Ruth, das ist mein Freund Andy Moorefield. Andy, Ruth …«
    »Bannion«, fügte Ruth sichtlich erleichtert hinzu. »Darf ich Sie mit meinem Onkel bekannt machen? Seth Bannion.«
    Andy schüttelte bedauernd den Kopf, als Ruth ihm die Hand

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