Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schöne Ballerina (German Edition)

Die schöne Ballerina (German Edition)

Titel: Die schöne Ballerina (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
gesetzt?«
    »Ich möchte tanzen und berühmt werden«, kam die prompte Antwort. »Genau wie Sie.«
    Lindsay lachte kurz auf und schüttelte den Kopf. »Ich wollte immer nur tanzen«, berichtigte sie. »Es war meine Mutter, die wollte, dass ich berühmt würde. Geh jetzt und zieh deine normalen Schuhe wieder an. Ich möchte inzwischen mit deinem Onkel sprechen. Der Unterricht für Fortgeschrittene ist samstags um ein Uhr, für die Spitzenklasse um halb drei. Ich bestehe auf absolute Pünktlichkeit.« Sie wandte sich an Seth. »Mr Bannion, würden Sie mich bitte in mein Büro begleiten?«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, ging sie schnell in den angrenzenden Raum voraus.

4. K APITEL
    Um gleich von vornherein klarzustellen, wer bei der folgenden Unterhaltung das Sagen hatte, schritt Lindsay hinter den Schreibtisch. Sie fühlte sich sicher und kompetent und fand ihre Position Seth gegenüber heute wesentlich günstiger als bei ihrem ersten Zusammentreffen.
    Mit einer Handbewegung bat sie ihn, auf dem Stuhl ihr gegenüber Platz zu nehmen, und setzte sich dann selbst.
    Seth ignorierte ihre Aufforderung. In aller Ruhe besah er sich die Fotos an der Wand und fasste gerade ein Bild besonders ins Auge, auf dem sie mit Nick Davidov den Schlussakt von Romeo und Julia tanzte.
    »Vor einigen Jahren ist es mir gelungen, ein Poster von derselben Aufnahme zu kaufen. Ich schickte es Ruth. Es hängt immer noch in ihrem Zimmer.« Er drehte sich um, trat aber keinen Schritt näher. »Ruth bewundert Sie grenzenlos.«
    Sein Tonfall war neutral, und doch hatte er Lindsay mit der kurzen Bemerkung zu verstehen gegeben, dass sie gerade wegen dieser Bewunderung große Verantwortung für Ruth trage. Lindsay fand es ziemlich überflüssig, diese Tatsache besonders zu betonen.
    »Als Ruths Vormund«, erwiderte sie, »sollten Sie genauestens über alles informiert sein, was sie hier tun wird und was ich von ihr erwarte, sobald sie hier mit dem Training angefangen hat.«
    »Der Experte auf diesem Gebiet sind Sie, Miss Dunne.«
    Das klang wie eine nüchterne Feststellung, wobei sich Lindsay aber durchaus nicht sicher war, ob es auch so gemeint war. Seths Blick lag unverwandt und forschend auf ihrem Gesicht, und Lindsay fragte sich, wie es möglich war, sie auf diese Art und Weise anzustarren und gleichzeitig so unverbindlich zu reden. Unbehaglich rutschte sie auf ihrem Sessel ein Stück nach vorn.
    »Als Ihr Vormund …«
    »Als ihr Vormund«, fiel ihr Seth ins Wort, »weiß ich vor allem eins – dass nämlich Tanzen für Ruth genauso wichtig ist wie Atmen.« Er trat so nahe an Lindsay heran, dass sie den Kopf nach hinten beugen musste, um ihm in die Augen zu sehen. »Und ich weiß auch, dass ich sie Ihnen anvertrauen muss, bis zu einem bestimmten Punkt.«
    »Zu einem bestimmten Punkt? Was meinen Sie damit?«
    »Das werde ich Ihnen erst in einigen Wochen sagen können. Bevor ich meine Entscheidung treffe, brauche ich mehr Informationen.« Er ließ sie nicht aus den Augen. »Ich kenne Sie ja kaum.«
    Gekränkt, ohne recht zu wissen, warum, antwortete Lindsay spitz: »Ich Sie auch nicht.«
    »Stimmt.« Er verzog keine Miene. »Ich nehme an, das Problem wird sich mit der Zeit von selbst lösen. Im Augenblick habe ich gewisse Schwierigkeiten zu begreifen, dass die bekannte Darstellerin der Giselle und das tollpatschige Mädchen von gestern ein und dieselbe Person sein sollen.«
    Lindsay atmete hörbar ein. Wütend fuhr sie ihn an: »Sie haben mich fast überfahren!« Vergessen war der Vorsatz, diesem Mann durch damenhafte Überlegenheit zu imponieren. »Wer mit solcher Geschwindigkeit durch die Gegend rast, noch dazu bei Regen, der sollte eingesperrt werden.«
    »Dreißig Kilometer kann man wohl kaum ›rasen‹ nennen.« Er blieb aufreizend ruhig. »Wenn ich fünfzig gefahren wäre, wie es auf dieser Straße erlaubt ist, dann hätte ich wahrscheinlich wirklich nicht mehr zeitig genug bremsen können. Sie haben sich nicht einmal umgesehen, bevor Sie die Straße überquerten.«
    »Die meisten Leute fahren zuerst einmal besonders vorsichtig, wenn sie in eine fremde Stadt kommen.«
    »Die meisten Leute gehen nicht ausgerechnet bei strömendem Regen spazieren. Ich habe gleich eine geschäftliche Verabredung«, fuhr er sogleich fort, ohne Lindsay Gelegenheit zum Antworten zu geben. »Darf ich Ihnen für Ruths Schulgeld einen Scheck ausstellen?«
    »Ich schicke Ihnen eine Rechnung.« Die Antwort hätte nicht eisiger ausfallen können.
    Obgleich sie sich

Weitere Kostenlose Bücher