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Die schöne Ballerina (German Edition)

Die schöne Ballerina (German Edition)

Titel: Die schöne Ballerina (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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in schwarzem Tüll und rotem Satin, mit einer voll erblühten Rose hinter dem Ohr und einem spanischen Kamm im Haar. Sie tanzte voller Hingabe, und als sie sich zum Schluss in schnellen fouettes wieder und wieder um sich selbst drehte, hätte sie am liebsten nie mehr aufgehört zu tanzen. Mit dem Schlussakkord warf sie eine Hand über den Kopf, die andere um ihre Taille.
    »Bravo!«
    Lindsay wirbelte herum, atemlos vom Tanz und überrascht, festzustellen, dass sie einen Zuschauer gehabt hatte.
    Seth Bannion saß auf einem der kleinen Holzstühle im Hintergrund des Klassenzimmers und applaudierte lebhaft.
    Lindsay hatte zwar für sich allein getanzt, aber da sie daran gewöhnt war, vor Zuschauern ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen, kam ihr gar nicht der Gedanke, Seths Anwesenheit als unbefugtes Eindringen in ihre Privatsphäre anzusehen.
    Sie errötete zwar im ersten Augenblick, blickte ihm aber ruhig entgegen, als er sich nun von seinem Platz erhob und auf sie zukam.
    Sie sah in seine Augen und war plötzlich atemlos. Ihr Herz klopfte bis zum Halse, und dieses Herzklopfen war nur in geringem Maße auf die Anstrengung des Tanzes zurückzuführen. Sie brachte keinen Laut hervor, denn ihr Mund war wie ausgetrocknet. Mit einer Hand fuhr sie zum Hals und fühlte, wie ihr Blut heftig pulsierte.
    »Es war wunderbar«, murmelte Seth, ohne ihren Blick loszulassen.
    Er nahm die Hand, die auf ihrem Hals lag, und führte sie an seine Lippen. Dann drückten seine Finger leicht ihr Handgelenk, und er fühlte ihren rasenden Pulsschlag.
    »Es sah ganz leicht aus, wie Sie da tanzten. Ich hätte nie erwartet, dass Sie so außer Atem sind.« Sein unerwartet herzliches Lächeln überraschte Lindsay. »Ich muss Ihnen danken für dieses Erlebnis, obgleich ich mir sicher bin, dass der Tanz nicht für mich bestimmt war.«
    »Ich … ich habe wirklich nicht für Zuschauer getanzt.« Lindsay merkte, dass sie ihre Stimme nicht ganz unter Kontrolle hatte. Sie versuchte ihm ihre Hand zu entziehen, aber er hielt sie noch einen Augenblick fest, bevor er sie losließ.
    »Das habe ich bemerkt. Eigentlich müsste ich jetzt sagen, dass es mir leidtut, einfach hier eingedrungen zu sein, aber ich bedaure es kein bisschen.«
    Lindsay war nicht nur von seinem Charme überrascht, sondern von diesem neuen Seth regelrecht bezaubert. Sie konnte die Augen nicht von seinem Gesicht wenden und merkte erst, als sie ein Zucken in seinen Mundwinkeln entdeckte, dass er sich über sie amüsierte.
    Um ihre Gelassenheit zurückzugewinnen, nahm sie die Schallplatte und steckte sie in die dazugehörige Schutzhülle.
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Ich bin es gewöhnt, vor Publikum zu tanzen. Hatten Sie einen besonderen Grund für Ihr Kommen?«
    »Ich verstehe nur wenig vom Ballett. Was war das, was Sie da eben getanzt haben?«
    »Don Quichotte.« Lindsay stellte die Schallplatte in das Regal zurück. »Ruth hatte mich gestern Abend daran erinnert. Sie möchte eines Tages die Dulcinea tanzen, gestand sie mir.«
    »Und? Wird sie das?«
    »Ich glaube schon. Sie hat außergewöhnliches Talent.« Lindsay schaute ihn direkt an. »Warum sind Sie gekommen?«
    Sein Lächeln ist beunruhigend, fand Lindsay und hoffte, er würde sie nicht weiter auf diese Weise ansehen.
    »Um Sie zu treffen.« Als er Lindsays Überraschung bemerkte, setzte er schnell hinzu: »Und um mit Ihnen über Ruth zu sprechen. Heute Morgen war es einfach nicht möglich.«
    Lindsay versuchte eine professionelle Miene aufzusetzen. »Da haben Sie recht. Es gibt wirklich einiges zu bereden. Heute Morgen hatte ich den Eindruck, Sie seien nicht sehr daran interessiert.«
    »Aber ganz im Gegenteil.« Wieder dieser beunruhigende Blick. »Ich möchte mit Ihnen beim Abendessen darüber sprechen.«
    »Beim Abendessen?«
    »Ja. Ich lade Sie zum Abendessen ein. Dann können wir uns in Ruhe über alles unterhalten.«
    Lindsay wusste nicht, wie sie auf diese Einladung reagieren sollte. »Ich weiß nicht recht … das kommt sehr überraschend und ich …«
    Er nickte. »Fein, dass Sie nichts dagegen haben. Ich hole Sie um sieben ab.«
    Bevor Lindsay antworten konnte, schritt er zur Tür. »Ihre Adresse kenne ich ja bereits.«
    Lindsay hatte das weiße Wollkleid gekauft, weil sie sich in ihm damenhaft elegant vorkam. Das feine, weiche Material schmiegte sich an ihren Körper und brachte ihre biegsame, schlanke Figur vorteilhaft zur Geltung. Der große halsferne Kragen schmeichelte ihren zarten

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