Die schöne Ballerina (German Edition)
kläglich miaute. Der Traum zerrann. Einen Augenblick blieb sie still liegen und holte tief Atem.
»Was ist mit dir?«, fragte Seth und streichelte ihr Haar.
»Nichts.« Sie griff nach dem Kätzchen und strich über sein warmes Fell. »Ich habe geträumt. Etwas völlig Verrücktes.«
»Du hast geträumt.« Er gab ihr kleine Küsse auf die Schulter. »Hast du von mir geträumt?«
Lindsay drehte ihm den Kopf zu, bis sie in seine Augen sehen konnte. »Ja«, antwortete sie leise, »von dir.«
Er zog ihren Kopf zärtlich in die Beuge zwischen Hals und Schulter. Nijinsky tapste über sie hinweg zum Fußende, wo er sich ein paar Mal herumdrehte, bevor er sich auf der Daunendecke zusammenrollte. »Was hast du denn von mir geträumt?«
Sie schmiegte sich noch enger an ihn. »Das ist ganz allein mein Geheimnis.«
Und während seine Hände ihre Schultern und Arme streichelten, dachte sie: Ich gehöre zu ihm, aber er weiß es nicht. Ich darf es ihm nicht einmal gestehen.
Sie starrte aus dem Fenster und sah, dass es immer noch schneite, wenn auch nicht mehr so stark wie gestern. Es gibt nur uns beide, erinnerte sie sich, bis es aufhört zu schneien. Und ich liebe ihn so verzweifelt.
Sie schloss die Augen und legte die Hand auf seine Brust. Dann drückte sie ihre Lippen an seinen Hals. Nicht an morgen denken, befahl sie sich. Genieße das Zusammensein mit ihm, solange es möglich ist.
Ihre Küsse hatten keine Ähnlichkeit mit denen der vergangenen Nacht. Die verzweifelte Begierde fehlte. Sie hatten keine Eile, denn das Wissen, dass ihre Sehnsucht erfüllt würde, verstärkte die Vorfreude.
»Deine Hände«, murmelte Seth und küsste jeden einzelnen ihrer Finger, »deine Hände sind etwas Besonderes. Wenn du tanzt, scheinen sie ein eigenes Leben zu besitzen.« Er spreizte seine Hand über ihre Handfläche.
Lindsays Haar fiel über ihre Schultern auf seine Brust. Im sanften Licht des Morgens wirkte es wie Silber. Ihre Haut hatte die Farbe rosig angehauchten Elfenbeins. Sie wirkte sehr zart. Ihre Augen glänzten lebhaft. Lindsay stützte sich auf ihrem Ellbogen ab und beugte sich über ihn, um mit ihren Lippen zart über seinen Mund zu streifen. Ihre Pulse jagten, als sie merkte, wie ihr Verlangen stärker wurde.
»Ich mag dein Gesicht«, flüsterte sie und hauchte kleine Küsse auf seine Wangen, Augenlider und Ohren. »Es ist so stark. Weißt du, dass ich dich zum Fürchten fand, als ich dich zum ersten Mal gesehen habe?« Bei der Erinnerung lächelte sie in sich hinein.
»War das, bevor oder nachdem du mir fast in den Wagen gerannt bist?« Eine Hand liebkoste ihren Rücken, die andere spielte in ihrem Haar.
»Ich bin dir nicht fast in den Wagen gerannt.« Lindsay zupfte an seinem Kinn. »Du bist viel zu schnell gefahren. Nun gib es endlich zu. Du sahst schrecklich groß aus, als ich vor dir in der Pfütze saß.«
Lindsay hatte sein Gesicht zwischen ihre Hände genommen und streichelte es mit ihren Lippen. Er umschlang fest ihren Körper und drehte sie ohne Hast so, dass er über ihr lag. Sein Kuss sagte ihr, dass auch er nun nicht mehr warten wollte, und sie ergaben sich ihrem Verlangen, das wie eine warme Woge über ihnen zusammenschlug.
In Jeans und ein warmes Flanellhemd von Ruth gekleidet, lief Lindsay die breite Treppe hinunter. Es war ziemlich kühl im Haus, fand sie. Der Kamin im Wohnzimmer war wohl über Nacht ausgegangen, und so beschloss sie, zuerst einmal ein Feuer im Küchenherd zu machen.
Sie summte eine fröhliche Melodie, als sie die Küchentür aufstieß, und sah zu ihrer Überraschung, dass Seth ihr zuvorgekommen war. Es duftete schon köstlich nach Kaffee.
»Hallo!«, rief sie, lief auf ihn zu und schlang die Arme um seinen Nacken. »Ich dachte, du wärst noch oben.«
»Ich kam runter, als du an Ruths barre einige Übungen ausgeführt hast.« Er zog sie an sich. »Hunger?«
»Ich glaube schon.« Lindsay hätte jubeln können vor Freude darüber, hier mit ihm zusammen zu sein. »Wer von uns beiden macht das Frühstück?«, rief sie übermütig.
Er knuffte sie spielerisch in die Rippen. »Wir beide zusammen. Was hast du denn gedacht?«
»Dann hoffe ich nur, dass du Cornflakes und Bananen hast. Das ist meine Spezialität.«
Seth lächelte breit. »Kannst du nicht irgendetwas aus Eiern zaubern?«
»Oh, meine Ostereier sind bezaubernd.«
»Gut«, entschied er, »dann mache ich die Rühreier. Weißt du, wie man mit einem Toaster umgeht?«
»Ich kann’s ja mal versuchen.«
Der Toaster stand
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