Die schöne Ballerina (German Edition)
Mantel auszog und auf den Boden warf.
»Schon möglich«, stimmte er zu und zog ihr die nassen Socken von den Füßen. Dann massierte er ihre kalten Zehen. Er merkte ihre Reaktion auf seine Berührung.
»Seth, sei nicht albern.« Aber ihre Stimme war bereits heiser.
Mit einem Lächeln küsste er ihre Füße und beobachtete sie, als sich ihre Augen verdunkelten. Er erhob sich und nahm sie in die Arme.
»Der Teppich ist trocken«, sagte er, während er sie vor dem Kamin niederließ.
Genießerisch langsam knöpfte er ihre Bluse auf, öffnete sie und presste seine warmen Lippen auf ihre Haut. Kleine Flammen des Entzückens durchzuckten Lindsay. Sie wand sich unter ihm, wünschte sich, er würde sich beeilen. Endlich zog er ihr die Bluse über die Schulter und entkleidete sie ganz.
»Ich will dich mehr als je zuvor«, murmelte er an ihrer Brust.
»Dann nimm mich«, sagte sie und drängte sich an ihn. »Nimm mich sofort!«
Das Telefon weckte Lindsay.
Verschlafen bemerkte sie, dass Seth aufstand und den Hörer abnahm. Sie streckte sich behaglich im Bett aus und hatte nur den einen Wunsch: nie mehr aufzustehen, nie mehr der Realität des Lebens entgegenzusehen.
Ohne zu hören, was Seth sagte, glaubte sie zu wissen, mit wem er sprach.
Mit einem Blick zum Fenster stellte sie fest, dass es aufgehört hatte zu schneien, während sie schliefen. Und nun ruft Ruth an, wusste Lindsay, um Seth zu sagen, sie käme nach Hause.
Nimm dich zusammen, befahl sie sich, als Seth zurückkam und sie prüfend ansah, und es gelang ihr tatsächlich, gleichmütig auszusehen.
»Kommt sie nach Hause?«, fragte sie ruhig.
»Ruth und Monika wollten gleich abfahren. Sieht so aus, als wären die Straßenräumer früh aufgestanden. Die Hauptstraße soll frei sein.«
»Nun«, meinte Lindsay und warf die Daunendecke zurück, »dann wird es wohl höchste Zeit für mich, aufzustehen.«
Am liebsten hätte sie geweint, doch sie kämpfte dagegen an und sammelte, nach außen hin gelassen, ihre Kleider ein. Ich muss vernünftig sein, mahnte sie sich. Seth wird mich hassen, wenn ich jetzt eine Szene mache.
So redete sie einfach, ohne nachzudenken, vor sich hin, während sie sich anzog.
»Es ist doch erstaunlich, wie schnell die Straßen geräumt werden. Hoffentlich haben die Räumer meinen Wagen nicht ganz unter dem Schnee begraben. Wahrscheinlich muss ich ihn abschleppen lassen. Aber das ist ja eine Kleinigkeit.« Sie zog den Pulli über den Kopf. »Ich muss Ruths Bürste ausborgen«, fuhr sie fort und zog das lange Haar aus dem Rollkragen.
Seth sagte gar nichts, sondern blickte sie nur an.
»Warum siehst du mich so an?«, fragte sie. »Warum sagst du denn nichts?«
»Ich warte darauf, dass du aufhörst zu reden.«
Lindsay schloss die Augen. Nun hatte sie wohl doch alles verdorben und einen Narren aus sich gemacht. Er war ein Mann von Welt, war an Affären und vorübergehende Beziehungen gewöhnt. »Bitte entschuldige. Ich weiß nicht, wie man sich in einer derartigen Situation benimmt.«
Er streckte die Hand nach ihr aus.
»Nein, bitte nicht!« Sie trat einen Schritt zurück. »Ich kann jetzt nicht.«
»Lindsay.« Der Ärger in seiner Stimme half ihr, die Tränen zurückzuhalten.
»Bitte, gib mir ein paar Minuten Zeit«, stieß sie hervor, »bevor ich mich noch mehr blamiere.«
Sie drehte sich um, rannte aus dem Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu.
Fünfzehn Minuten später stand Lindsay in der Küche und goss für Nijinsky Milch in eine kleine Schüssel. Sie hatte das Haar gebürstet, das Gesicht mit kaltem Wasser gekühlt und sich ein wenig beruhigt.
Dieser Gefühlsausbruch war reichlich übertrieben gewesen, fand sie nun. Sie starrte durch das Küchenfenster in den verschneiten Garten. Warum kann ich nicht mit dem, was ich gehabt habe, zufrieden sein? fragte sie sich. Eine andere Frau würde seine Geliebte bleiben und sich sicher nicht verletzt fühlen.
Eine andere Frau würde nicht mehr von ihm verlangen, wo sie doch schon so viel von ihm bekommen hatte, dachte Lindsay und beschloss, so zu tun, als wäre sie eine andere Frau, um weiterleben zu können.
Obgleich Seth bei seinem Eintritt kein Geräusch gemacht hatte, wusste sie, dass er gekommen war. Sie brauchte eine Sekunde, bis sie fähig war, sich umzudrehen und ihm entgegenzusehen.
Er hatte eine dunkelbraune Cordhose angezogen. Dazu trug er einen V-Pullover über einem blassblauen Hemd. Die lässige Kleidung stand ihm gut, fand Lindsay und sah ihn bewundernd
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