Die schöne Ballerina (German Edition)
an.
»Ich mache uns schnell einen Kaffee. Du trinkst doch eine Tasse?«, sagte sie bewusst freundlich.
»Ja, aber erst möchte ich noch etwas anderes.«
Er kam auf sie zu und schloss sie in seine Arme. Lindsay entzog sich ihm sanft und machte sich an der Kaffeemaschine zu schaffen.
»Ich bin froh, dass wir hier eingeschneit waren. Es war nett, mit dir zusammen zu sein.« Das sagte sie in sehr neutralem Ton.
Seth schwieg. »Und?«, fragte er endlich und schob die Hände in die Taschen.
Lindsay nahm die Kanne und goss Kaffee in zwei Tassen. Die eine reichte sie Seth, an der anderen nippte sie selbst und verbrannte sich leicht die Zunge. Der Kaffee war noch reichlich heiß.
»Und, was?«, wiederholte sie fragend.
Sein Gesichtsausdruck änderte sich. Eine steile Falte erschien zwischen seinen Brauen. »Ist das alles, was du zu sagen hast?«
Lindsay fuhr mit der Zunge über die Lippen und zuckte die Schulter. »Ich weiß nicht, was du damit meinst.«
»Da ist etwas in deinen Augen«, murmelte er und suchte ihren Blick. »Aber ich weiß nicht, was es ist. Warum sagst du mir nicht, was du fühlst, Lindsay?«
Lindsay starrte in ihre Kaffeetasse und trank einen kleinen Schluck. »Seth, meine Gefühle sind so lange meine Angelegenheit, bis ich sie dir freiwillig offenbare.«
»Ich dachte, das hättest du schon getan.«
Ich hätte nie gedacht, dass es so schwer ist, vernünftig zu sein, dachte Lindsay, nahm ihre ganze Kraft zusammen und antwortete leichthin: »Wir sind doch beide erwachsene Menschen. Wir haben unseren Spaß miteinander gehabt, und nun …«
»Und wenn mir das nicht genug ist?«
Hoffnung und Furcht ließen ihr Herz wie rasend klopfen. Mühsam brachte sie hervor: »Nicht genug? Was willst du damit sagen?«
Er sah ihr tief in die Augen. »Wenn du es nicht fühlst, kann ich es dir wohl auch nicht mit Worten klar machen.«
Enttäuscht setzte Lindsay ihre Kaffeetasse hart auf. »Warum fängst du an, mir etwas zu offenbaren, wenn du es dann doch nicht tust?«
»Das habe ich mich gerade selbst gefragt.« Er zögerte noch einen Moment, nahm dann ihr Gesicht zwischen seine Hände. »Lindsay …«
Die Küchentür wurde aufgestoßen, und Ruth rief: »Hallo, ihr beiden!«
Dann merkte sie, dass sie im ungelegenen Augenblick erschienen war, und wollte sich schnell wieder zurückziehen, aber Monika ging schon an ihr vorbei auf Lindsay zu.
»Wie geht es dir? Bist du wieder ganz in Ordnung? Wir haben deinen Wagen gesehen.« Monika war noch immer ihre Sorge um Lindsay anzumerken. »Ich hätte dich nicht wegfahren lassen dürfen.«
»Mir geht es sehr gut«, erklärte Lindsay und gab Monika zur Beruhigung einen Kuss auf die Wange. »Wie sehen denn die Straßen jetzt aus?«
»Ganz gut.« Sie nickte mit dem Kopf zu Ruth hinüber. »Unsere Kleine kann es nicht abwarten, dass der Ballettunterricht wieder stattfindet.«
»Oh, so wichtig ist das nicht«, fiel Ruth ihr schnell ins Wort. Sie sah Lindsay wissend an. »Fühlen Sie sich wirklich wieder gut, Miss Dunne?«
Lindsay langte nach ihrer Kaffeetasse und lächelte Ruth zu. »Ja, mach dir keine Gedanken.«
»Ich sollte wohl besser den Abschleppdienst anrufen«, erklärte Seth. Er hatte, seit die beiden Mädchen gekommen waren, bis jetzt geschwiegen.
»Oh, das ist nicht nötig …«
»Ich sagte, dass ich mich darum kümmere. Und vorher fahre ich euch drei zum Studio, wenn ihr fertig seid.«
Damit ließ er die drei Frauen stehen und verließ abrupt die Küche.
11. K APITEL
Auf der Fahrt zum Studio saßen Monika und Ruth hinten im Wagen. Ruth war sich der Spannung zwischen Lindsay und ihrem Onkel sehr bewusst, und weil sie beide gern hatte, tat sie ihr Bestes, um die Atmosphäre ein wenig zu lockern.
»Wird Worth heute Abend zurück sein?«
Seth blickte in den Rückspiegel nach hinten. »Morgen früh.«
»Dann mache ich dir heute Abend Coque au vin«, verkündete Ruth und lehnte sich über die Lehne des vorderen Sitzes. »Das ist eine Spezialität von mir. Aber wir werden ziemlich spät essen müssen.«
»Du musst morgen früh zur Schule.«
»Onkel Seth«, sagte sie leicht vorwurfsvoll, »ich bin kein Kind mehr. Ich bin siebzehn!«
Da sie gerade in den Parkplatz vor der Schule einbogen, beugte sie sich vor, um aus dem Fenster zu sehen. Irgendjemand hatte sich bemüht, einen Weg vor dem Studio freizuschaufeln. Lindsay konnte sich denken, dass es die Nachbarskinder gewesen waren.
»Es scheint Besuch für Sie gekommen zu sein«, meinte Ruth, die den
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