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Die schöne Betrügerin

Die schöne Betrügerin

Titel: Die schöne Betrügerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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ich diese Lektion aus eigener Erfahrung gelernt habe. Ich kann Ihnen nicht alles enthüllen, aber – und das ist strikt vertraulich, junger Freund – ich hatte eine Geliebte, die mich hintergangen hat. Sie war sehr schön und sinnlich. Ich stand völlig in ihrem Bann. So sehr, dass ich ihr Dinge erzählt habe, die ich bei meinem Leben nie hätte preisgeben dürfen. Die Folgen waren entsetzlich. Und sie sind nicht wieder gutzumachen.«
    Er seufzte und sah Phillip kurz an. Der Junge hörte aufmerksam zu, mit jeder Faser seines Körpers. James gestikulierte mit jeder Menge Glöckchen in der Faust. »Ich habe zu Gott geschworen, dass ich mir
nie mehr
gestatten würde, mich von Sex verleiten zu lassen!« Er schleuderte die Kette quer durch den Raum; sie knallte mit einem disharmonischen Geklingel gegen die geschlossene Tür.
    Phillip drehte sich um und sah die Kette in einem kleinen Häufchen auf dem Boden liegen. Er wandte sich nicht gleich wieder James zu, sondern sah einen Moment zur Seite. »Nicht jede Frau hat es darauf abgesehen, Sie zu betrügen, James.«
    James stand auf und zog seine Kleider an. Phillipa verharrte in ihrer abgewandten Position.
    »Sie verstehen nicht, Flip. Der Punkt ist, dass man das nicht einschätzen kann. Ich habe Lav – meiner Geliebten damals – vertraut. In der Hitze des Augenblicks scheint es mir an jeglichem Verstand zu mangeln. Wenn ich auf den Pfaden der sexuellen Befriedigung wandle, bin ich eine erbärmliche Klatschbase -«
    »Nein!« Phillip starrte ihn jetzt mit seinen grünen Augen stechend an. »Sagen Sie das nie wieder! Sie sind ein guter Mann – ein prinzipientreuer, heldenhafter -«
    »Ich besitze keine Ehre!«
James hörte seine eigene Stimme durch den winzigen Raum hallen.
    Phillip sah ihm ins Gesicht. »Diese ehemalige Geliebte hat Sie hintergangen. Sie benutzt. Das kann jedem passieren. Sie können sich dafür nicht die Schuld geben -«
    James streckte die Hand aus und fasste eine schmächtige Schulter. »Sie sind
gestorben
, verstehen Sie? Meine Freunde sind gestorben, weil ich mich nicht unter Kontrolle hatte!«
    Er drehte sich weg, zog sich das Hemd über den Kopf, war froh, dass das Leinen über seine wässerigen Augen wischte. »Ich habe geschworen, dass ich ihnen Genugtuung verschaffen werde. Dass ich sie rächen werde, dass ich mein Leben der Sache verschreibe, für die sie gestorben sind, und dass ich
nie mehr eine Frau anfasse«
    Er zog das Hemd an den Schultern gerade und drehte sich wieder zu Phillip um, der ihn blass und mit großen Augen betrachtete. »Und deshalb, mein junger Freund, sehen Sie mich feierlich entsagen«, sagte er leise. »Nachdem meine Ehre, die ich erst kürzlich und unter Schmerzen
    zurückerlangt hatte, in Scherben vor den Füßen der nächsten verlogenen, ruchlosen Frau liegt. Und wissen Sie, was das Schlimmste daran ist?« James lachte verbittert. »Das Schlimmste ist, dass ich keinem die Schuld geben kann, nur mir.«
    »Der Mann, von dem Sie gesprochen haben… War das einer Ihrer Kameraden, den sie getötet hat?«
    »Einer von mehreren. Es gibt nur noch einen Überlebenden, einen Burschen, der derart zusammengeschlagen wurde, dass er in den Monaten danach kein einziges Mal zu Bewusstsein gekommen ist. Er liegt dem Tode nahe auf dem Krankenlager.« James zog sich seine Weste an und band sich die Halsbinde locker um.
    »James, ich… ich möchte, dass Sie wissen… ich wünschte, die letzte Nacht wäre nie geschehen, so wie es um Ihre Gefühle bestellt ist.«
    James drehte sich zu Phillip um. Seltsame Art, die Sache zu formulieren. Er lachte bitter, während er seinen Frack anzog. »Nicht halb so sehr, wie ich es wünschte, Flip. Zumindest ist in diesem Fall vermutlich nur meine Ehre gestorben, nichts weiter.«
    Das Erste, was Ren spürte, war Schmerz. Hohler, widerhallender Schmerz – wie das Hämmern eines Schmieds, das aus der Ferne an sein Ohr drang. Sein graues Dasein, in dem er dahintrieb, hatte ihm nichts zu bieten, also konzentrierte er sich auf das ferne Hämmern.
    hin Augenblick verging nach dem anderen, vielleicht auch Stunden. Egal. Dieser graue Ort kannte keine Zeit. Kein Licht, keine Dunkelheit. Keine Lebenskraft. Das Hämmern des entfernten Schmerzes wurde langsam fühlbar. Jeder Schlag ein Nadelstich. Das Gefühl war nach all den Stunden und Jahren als formloser Körper überaus irritierend.
    Ren zwang sich näher an den Schmerz heran. Das zarte Prickeln wurde zu einem kleinen stechenden Schmerz. Faszinierend. Und an

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