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Die schöne Betrügerin

Die schöne Betrügerin

Titel: Die schöne Betrügerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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trotz der leichten Rötung noch smaragdgrün leuchteten. »Ja?«
    Sie legte den Brief, den sie in der Hand gehalten hatte, beiseite. »Wenn Sie mich schon dazu zwingen, diesen Schmutz zu lesen, dann hören Sie mir wenigstens zu, wenn ich eine Frage stelle.«
    »Wie lautete die Frage noch mal?«
    »Warum sind Sie so an den Briefen dieser Frau interessiert? Was wollen Sie erreichen, indem Sie diesen Abschaum untersuchen?«
    James betrachtete den Stapel Briefe, in denen Lavinia ihr ganz spezielles verführerisches Gift ergoss. »Gerechtigkeit«, keuchte er.
    »Gerechtigkeit? Oder Rache?«
    James hob den Kopf und starrte sie finster an. »Worin besteht der Unterschied?«
    Sie sah ihn ernst an. »Wenn Sie das fragen müssen, würden Sie die Antwort sowieso nicht verstehen.«
    James verdrehte die Augen. »Bitte, ersparen Sie uns Ihre Lebensweisheiten, Flip.«
    Sie stierte ihn an.
»Flip.
So haben Sie mich nicht mehr genannt, seit -«
    James machte ein finsteres Gesicht. »Nicht beleidigt sein. Es wird nicht mehr Vorkommen.«
    Sie lächelte, einen Anflug von Traurigkeit in den Augen. »Wie schade. Ich hab das sehr gemocht.«
    »Wenn Sie auf Kosenamen aus sind, dann sollten Sie Zusehen, aus diesen lächerlichen Hosen herauszukommen«, sagte James verärgert. Und aus diesem Hemd, das ihre unverschnürten Brüste, ohne die Weste darüber, kaum zu verbergen vermochte. Gütiger Gott, wo hatte sie ihre Figur die ganze Zeit über versteckt gehabt? »Was sind Sie eigentlich für eine Frau, sich so schamlos zu kleiden?«
    Sie zwinkerte, doch ihr Lächeln war sarkastisch. »Ich ziehe es vor, nicht nach Maus zu riechen«, erwiderte sie.
    »Ich finde, sie sieht ganz bezaubernd aus -«, sagte Fisher und verstummte gleich wieder mit verträumtem Blick.
    Phillipa lächelte den jungen Kryptologen an, bis James fast die Ohren dampften.
    »Danke, Mr. Fisher«, erwiderte sie.
    »Oh.« Fisher errötete. »Sie dürfen mich Fish nennen.«
    »Genug!« James’ Kiefer war so verspannt, dass er kaum sprechen konnte. Seine letzte Hoffnung, Lavinias Schuld doch noch nachzuweisen, war dahin, sein Sohn war verletzt und bewusstlos, und sein Freund war absolut nicht sein Freund …
    »Armer James.« Phillipas Stimme klang leichthin, aber nicht spöttisch. »Was habe ich Ihnen jetzt wieder angetan?«
    Er sah, wie sie Lavinias Briefe zusammenschob, und ihn mit einem wehmütigen Blick anschaute. Zum ersten Mal fiel ihm auf, um wie viel besser genährt und gesünder sie aussah.
    Was hatte Upkirks Nachbarin doch gleich wieder gesagt?
»Sie hat ausgesehen, als wisse sie nicht wohin.«
    Das galt sowohl für Phillip als auch für Phillipa, oder? Sie konnten nirgendwohin.
    Phillipa stapelte Lady Winchells widerwärtige Briefe sorgfältig aufeinander und räumte sie fort, obwohl sie sie am liebsten verbrannt hätte. Allein der Gedanke, dass James sich auf seiner Suche nach Antworten schon seit Monaten diesem grauenhaften, kranken Geschreibe widmete…
    Es waren nicht die sexuellen Anspielungen, die Phillipa so abstießen. Sie hatte gerade entdeckt, dass sie selbst ein von der Sexualität bestimmtes Wesen war und hatte keine Probleme damit.
    Auf der anderen Seite waren Lavinias Briefe mit voller Absicht schockierend, um die Aufmerksamkeit des Lesers zu fesseln und ihn in ein Netz faszinierender Perversität zu verstricken. Allein die Lektüre vermittelte Phillipa das Gefühl, einem obszönen Manipulationsversuch anheim zu fallen.
    Diese schreckliche Frau hatte James also verführt und hintergangen. Zu wissen, dass James eine Geliebte gehabt hatte, war eine Sache. Doch diese Geliebte über ihre expliziten, verstörenden Beschreibungen des Geschlechtsaktes kennen zu lernen, war etwas anderes. Lavinias Hände hatten ihn berührt. Sein Körper war in ihrem gewesen. Und wie es die beiden miteinander getrieben hatten, hätte Phillipa sich bis zum heutigen Tag nicht im Traume vorstellen können.
    Sie litt. Aber sie wagte nicht, auch nur ein klein wenig davon preiszugeben.
    Und schlimmer noch: James’ Gedanken kreisten weiterhin um Lavinia. Er war von dieser Frau besessen. Sicher, er war davon besessen, sie zu zerstören, nicht, mit ihr zu schlafen – aber besessen war er allemal.
    War in seinem Herzen noch Platz für eine andere, egal ob sie ihn aufrichtig liebte? Phillipa sah zu, wie James im Zimmer auf und ab ging, sich mit einer Hand das Kinn rieb. Er war blind für sie – als ob sie in seinen Augen noch immer ein Mann wäre. Selbst Amilah hatte nur seinen Körper

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