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Die schöne Betrügerin

Die schöne Betrügerin

Titel: Die schöne Betrügerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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kaum mehr als eine Schlange am Leib trug. »Ich hoffe wirklich, dass du nicht aus eigener Erfahrung sprichst.«
    Doch was sie sah – die Bühne, die Spieltische, den Rauchsalon, der offenkundig auch als Bar diente, jedenfalls wenn man aus den langen Reihen Flaschen vor der Spiegelwand schloss – schien nicht allzu verderbt, obwohl der Club andererseits auch nicht wirklich solide wirkte.
    Sie hatte sich Herrenclubs immer als seriöse Orte vorgestellt, wo Männer Zeitung lasen und in einer Atmosphäre aus Zigarrenrauch und Kameradschaftlichkeit über Politik diskutierten. James’ Club schien da ein wenig… verruchter.
    »James Cunnington genau im Auge behalten.«
    Mr. Cunnington ließ täglich neue Facetten sehen.
    Phillipa entdeckte einen Gang, der hinten ins Haus hineinführte. »Was ist da hinten?«
    Robbie zuckte die Achseln und spielte mit einem Korken , den er im Rauchsalon gefunden hatte. »Nicht viel. Das Büro vom Manager, Lagerräume… Halt! Gehen Sie nicht da lang!«
    Doch Phillipa lief bereits den Gang hinunter. Die meisten terrassenförmig angelegten Häuser waren sehr viel tiefer als breit. Dieses hier schien annähernd quadratisch zu sein. Sie war sich plötzlich absolut sicher, dass sich hinter dem Liar’s Club mehr verbarg, als das Auge zu erkennen vermochte.
    Der Gang führte zu lediglich zwei Türen. Eine war aufwändig geschnitzt und poliert. Das Büro. Die andere war schlichter und passte sich der Wandvertäfelung an. Der Lagerraum.
    Sie legte die Hand an den Riegel. Er ließ sich leicht bewegen. Sie steckte den Kopf in den Raum. Reihenweise Kehrbesen, Mopps, Schaufeln und Besen. Da waren Regale voll von gefalteten Bettlaken, Tischtüchern und so weiter. Es gab Tiegel mit diesem und Dosen mit jenem, meist Sachen, die zum Putzen und zur Pflege von Möbeln und Böden gebraucht wurden.
    Nichts, das im Geringsten sonderbar gewesen wäre. Phillipa wich zurück und machte die Tür des Lagerraums sorgfältig zu, ohne dass der Riegel auch nur einen Laut von sich gab. Dann drehte sie sich um – und sah sich einem älteren Mann mit ergrautem Haar und einer wirklich entsetzlich gemusterten Weste gegenüber, der in der Tür des Büros stand. Sie erstarrte, den Mund halb geöffnet, weil sie alles erklären wollte, doch es fiel ihr absolut nichts ein.
    Der Mann verschränkte die Arme und zog eine Salz — und — Pfeffer — Augenbraue hoch. »Also warum sollte ein Bursche – der nicht einmal Mitglied dieses Privatclubs ist, wohlgemerkt – also warum, glauben Sie, sollte dieser Bursche die Nase in die Besenkammer stecken?«
    Robbie kam dazu. »Der ist mein Lehrer, Mr. Jackham. Phillip Walters heißt er.«
    »Er ist mein Lehrer, Robbie, nicht
der«,
murmelte Phillipa automatisch. Noch so ein zarter Wink. Sie musste Robbie beibringen, wie man jemanden korrekt vorstellte.
    Ihre Gedanken drehten sich um unwichtige Einzelheiten, während der Mann sie mit unverhohlenem Argwohn anstarrte. Er hatte sie beim Schnüffeln erwischt. Was sollte sie tun – ein Faible für Besen vorschützen?
    »Sie arbeiten also für James Cunnington?« Jackham taxierte sie mit Augen, die möglicherweise zu viel sahen, wie Phillipa fürchtete. »Haben wohl harte Zeiten hinter sich, oder? Und jetzt haben Sie sich einen guten Herren gesucht, der sich um Sie kümmert.«
    Er bewegte sich näher auf Phillipa zu, bis sie in seine farblosen Augen aufsehen musste. »James Cunnington ist der beste Mann, den ich kenne. Und zweifelsohne auch der beste Mann, den Sie je kennen werden. Ein Mann, der Freunde hat, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Er beugte sich vor und legte den Mund fast an Phillipas Ohr. »Irgendwas stimmt nicht mit Ihnen. Ich kann es noch nicht einordnen, aber eines weiß ich
gewiss
: Ich mag Sie nicht.«
    Jackham trat zurück und lächelte, doch das Lächeln spiegelte sich nicht in seinen Augen wider. »Robbie, warum bringst du deinen neuen Lehrer nicht nach vorne, wo er hingehört? Hier hinten gibt es außer Wischmopps und Rechnungsbüchern nichts zu sehen.«
    Phillipa flüchtete hoch erfreut; Robbie folgte ihr auf den Fersen. Ihr war kalt und ein wenig übel, während ihr Magen das Essen hin und her schwenkte. Warum so beunruhigt? Ein Mann, der jedes Recht hatte, sie zu tadeln, weil sie herumgeschnüffelt hatte, hatte ihr gesagt, er möge sie nicht. Daran war nichts Beängstigendes.
    »Wer war das?«, fragte sie Robbie.
    »Jackham führt die Geschäfte, die meisten jedenfalls. Er war früher mal ein großer Dieb, der

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