Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schöne Betrügerin

Die schöne Betrügerin

Titel: Die schöne Betrügerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
Vom Netzwerk:
wehmütig an. Wer war dieser Mann? Er wirkte so warmherzig, so offen; doch er schien sich ihr nie wirklich zu zeigen. Jedes Mal, wenn sie kurz davor stand, etwas Grundlegendes über ihn zu erfahren, lenkte er mit einem Witz ab, einer beiläufigen halbherzigen Antwort, oder er wechselte gleich ganz das Thema.
    Vielleicht konnte sie ihm ja vertrauen. Er war womöglich sogar in der Lage, ihr zu helfen. Aber wie konnte sie sicher sein?
    Nein, solange sie nicht mehr von ihm wusste, durfte sie nichts riskieren.
    James’ Lachen riss sie aus ihrer Nachdenklichkeit. »Himmel, Flip. Was machen Sie denn nur für ein Gesicht? Woran denken Sie gerade?«
    »Ich denke daran, welch ein Glück Robbie hat, dass Siel ihn gefunden haben.«
    »Ach, er hat uns gefunden.«
    »Uns?«
    James knöpfte sich den höfischen Frack auf. »Gießen Sie mir einen Whisky ein, während ich mich umziehe, ja? Und dann sehen wir zu, dass uns etwas einfällt, das mit
P
anfängt.«
    Phillipa sah ihm nach, als er den Raum durchquerte. Weg war er. Es war nur zu ihrem Besten – bevor sie sich noch seiner Gnade auslieferte, sich an seine breite Brust warf und anseiner Hemdbrust ihre Angst ausweinte.
    Seltsam, aber sie vermisste ihn, kaum dass er den Raum verlassen hatte.

10. Kapitel
    Lieber Gott, gab dieser Mann denn niemals Ruhe? Phillipa ließ den Kopf frustriert auf die letzte Seite der fast vollendeten Fibel sinken. »Das Z ist ein Zebra. Das ist das einzige Wort, das wir haben.«
    »Wie wäre es mit Zephir?«
    Phillipa knirschte mit den Zähnen. »Oh, sehr schön.
Das
ist wirklich anschaulich«, sagte sie. »Robbie«, rief sie dem Jungen zu, der hinter ihnen auf dem Boden spielte. Er hatte einen Tag frei bekommen, nur um feststellen zu müssen, dass es zu heftig regnete, um im Garten auf die Bäume zu klettern. Phillipa ließ ihn stattdessen auf dem Teppich ein blutiges Schlachtengetümmel inszenieren.
    »Weißt du, was ein Zephir ist?«
    »Nein.«
    Robbie sah nicht einmal von seiner kostbaren Zinnsoldaten-Sammlung auf. Wie es schien, stand er kurz davor, Napoleon für immer in die Wüste zu schicken. Phillipa hob den Kopf und warf James einen triumphierenden Blick zu. Er schnaubte. »Robbie«, sagte er. »Weißt du, was ein Zebra ist?«
    »Nein.«
    Phillipa ließ den Kopf wieder auf die Fibel fallen. Sie hatten fast die ganze Nacht gearbeitet und auch den ganzen Morgen über. Sie war mehr als nur müde. Und was schlimmer war: Sie hatte Hunger.
    Die Zusammenarbeit mit James war schwierig und voller starrsinniger Diskussionen gewesen. Sie hatte sich mit einer gegen seine Bevormundungen behaupten müssen, von der sie gar nicht gewusst hatte, dass sie sie überhaupt besaß. Aber sie hielt die Fibel mittlerweile für den Schlüssel, um Robbie zu unterrichten, und wollte sich das von James und seinen phantasievollen kreativen Anwandlungen nicht verderben lassen.
    Trotzdem hatte das Projekt so viel Spaß gemacht wie nichts zuvor in ihrem Leben. Sie hatten fünfundzwanzig Seiten Alphabet beisammen, illustriert mit sehr zweckdienlichen Zeichnungen, die James beigesteuert hatte. Alles, was jetzt noch fehlte, war das
Z
.
    »Zip, zap, zup«, murmelte sie. Dann gähnte sie ins Löschpapier. James Gelächter dröhnte durch den Raum, und sie sah mit verschwommenem Blick zu ihm auf. Er lachte sie an. »Wer hätte gedacht, dass Z schwieriger als X ist?«
    »Ach, aber Sie waren brillant! Ich hätte nie gedacht, dass X für Rex stehen könnte, das jede Münze ziert.«
    Er verbeugte sich überschwänglich. »Danke, mein Guter, Aber wir wollen nicht vergessen, dass Q für Querelen steht – wie man sie in London überall zu sehen bekommt.«
    Sie stützte das Kinn in die Faust und grinste. »Ich hätte nie gedacht, dass ich das hinkriege.«
    Seine braunen Augen funkelten sie an. Er hat ein wundervolles Lächeln, sann sie vor sich hin, während sie die Müdigkeit überkam. Offen, warm und verspielt. Es gefiel ihr, mit ihm zu arbeiten – und mit ihm zu spielen auch.
    James betrachtete den müden jungen Burschen hinter seinem Schreibtisch und schüttelte den Kopf. Manchmal verfiel Phillip einfach ins Träumen. Aber sie waren auch sehrlange auf gewesen. Er schnippte die Finger vor Phillips Augen. »Sie brauchen eine Pause, Mann. Sie driften ab.« Phillip zwinkerte und setzte sich auf. »Nein, noch nicht. Ich will das noch fertig machen. Uns fehlt nur noch ein Buchstabe.«
    »Z steht für Zap«, murmelte Robbie hinter ihnen. »Hab mal gesehen, wie der Glockenturm von St.

Weitere Kostenlose Bücher