Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schöne Betrügerin

Die schöne Betrügerin

Titel: Die schöne Betrügerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
Vom Netzwerk:
dieser sonderbaren Stimmung holen, in der er sich in letzter befand. »Also gut. Wir nehmen ihn mit.«
    Collis blinzelte. »Wir? Kommst du etwa auch mit, Hochwürden James?«
    James hob die Hand, um Collis von weiteren Scherzen abzuhalten. »Nur, um auf Phillip aufzupassen. Wie ich dich kenne, hockt er sonst am Ende nackt und singend auf einem Baum im Hyde Park.« Collis drohte ihm mit dem Finger. »Es wurde nie bewiesen, dass ich das war.«
    James lachte über die gespielte Entrüstung seines Freundes und lehnte sich so entspannt wie schon seit Tagen nicht mehr in die Kissen. Ja, so eine Ballnacht war das Richtige für Phillip. Dann würde er ihn vielleicht nicht mehr wie einen Versager betrachten und alles liefe wieder glatt. Das wäre wirklich schön.
    Da ihr Arbeitgeber plante, lange auszubleiben, und ihr Schüler nicht in Stimmung zum Lernen war, erklärte Phillipa den Tag zum Feiertag und beschloss, im Park einen Spaziergang zu unternehmen. »Er hat nicht einmal zugehört«, murmelte Robbie.
    »Nun, er ist ausgegangen, und ich habe Lust auf ein Eis. Wenn du nicht mitkommen willst, ist das dein gutes Recht. Zu dumm. Wenn der Sommer vorbei ist, wird es nämlich schwierig, einen Eisverkäufer zu finden. Wer weiß, wann du das nächste Mal ein – was war noch mal deine Lieblingssorte? – bekommst.«
    Robbie warf ihr einen vielsagenden Blick zu. »Sie wissen genau, dass ich das Rote mag.«
    »Ja, natürlich. Wer weiß, wann du dein nächstes Himbeereis bekommst?«
    Robbie seufzte schwer und rappelte sich auf, als täte ihm alles weh. »Dumme Weiber«, murmelte er. »Wissen nie, wann sie einem Mann seine Ruhe lassen müssen.«
    »Nein, das habe ich wahrlich nie begriffen«, erwiderte Phillipa fröhlich. »Hab’s einfach nicht kapiert, vermute ich.«
    Robbie seufzte schwer – dieses Pathos wirkte bei einem kleinen Jungen wie ihm fast witzig. »Na los, warum gehen Sie nicht? Lassen Sie mir meine Ruhe.«
    Phillipa biss sich auf die Lippen, während sie auf seinen dunklen Scheitel starrte. In gewisser Weise hatte sie ihm bereits »seine Ruhe« gelassen. Sie war so mit ihrem hilflosen Zorn beschäftigt gewesen, dass sie Robbie beiseite geschoben und ihn James’ linkischer Herzlosigkeit ausgeliefert hatte. Sie ging in die Knie, tippte ihn unten am Kinn an und sah ihm in die traurigen blauen Augen.
    »Nein«, sagte sie mit leisem Nachdruck. Wie die Sache mit James auch weiterging, sie würde Robbie nicht noch einmal im Stich lassen. Nie mehr. »Wir gehen zusammen. Oder wir gehen gar nicht. Das schwöre ich dir.«
    Robbie zwinkerte verlegen wegen ihrer Vehemenz, dann nickte er. »Uff! Wenn Sie ein Eis wollen, dann wollen Sie ein Eis.«
    Phillipa lachte und schüttelte ihren nervösen Eifer ab, als sie das Schulzimmer verließen und zu ihrem Ausflug aufbrachen. »Stell dich nie zwischen ein Mädchen und seine Süßigkeiten, Robbie. Daran sollte ein Mann immer denken.«
    Als sie die Gegend erreichten, in der Upkirk gewohnt hatte, warf James Collis eine rote Weste zu. Der Bursche zwinkerte ihm zu. »Haben Sie dafür einem Bow-Street-Laufburschen eins über den Schädel gezogen? Ich habe gehört, die Dinger sind denen Goldes wert.«
    James zog seine eigene Weste an und das grobe Jackett, das er für solche Fälle hatte. »Ist eine gute Tarnung. Wenn die Leute die rote Weste sehen, schauen sie ansonsten nicht weiter hin. Ich habe auf diese Tour schon interessante Sachen herausbekommen. Keiner geht in die Bow Street, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt.«
    Collis zog die Weste an, dazu das Jackett, das James ihn gebeten hatte mitzubringen. »Als ich ein kleiner Junge war, wollte ich immer Laufbursche in der Bow Street werden.«
    James Mundwinkel zuckten. »Ach, ja? Ich wollte immer Spion werden.«
    Bei der vierten Pension, die sie aufsuchten, hatten James und Collis Glück. Sie gingen unter einem dunstverhangenen grauen Himmel auf das schäbige Haus zu. Es drohte zu regnen, und die Eingangshalle hätte ihnen einladend und gemütlich erscheinen müssen.
    Aber das Haus war feucht, und James vermutete, dass es das selbst an den sonnigsten Tagen war, denn das alte Gemäuer stand im Schatten höherer Häuser. Lediglich ein paar welke, dürre Ranken zierten die Fassade des schlichten Gebäudes, sah man vom Ruß und Vogeldreck, der sich in Jahren angesammelt hatte, einmal ab.
    Drinnen roch es überwältigend nach faulem Holz, gekochtem Kohl und anderen, noch unangenehmeren Dingen. Die Pensionswirtin Mrs. Farquart, eine hagere

Weitere Kostenlose Bücher