Die Schöne des Herrn (German Edition)
Konnte er seinen Gewaltrausch nicht wenigstens schweigend abkühlen?
Und außerdem drückte er sich viel zu fest an sie, er schwitzte, er klebte, und jedes Mal, wenn sie von ihm abrückte, schob er sich wieder heran und sagte ihr Artigkeiten, hatte die Stirn, ihr welche zu sagen, nachdem er sich kurz zuvor wie ein Kannibale auf ihr ausgetobt hatte! Mit welchem Recht, mit welchem Recht blieb er bei ihr, mit welchem Recht drückte er sich an sie, nachdem er doch fertig und sie ihm zu nichts mehr nutze war? Konnte er nicht endlich gehen, nachdem er seinen epileptischen Anfall gehabt hatte? Schrecklich, sie war ein Instrument. O Warwara, zarte anmutige Warwara, wie herrlich war es, in ihren Armen zu schlafen.
»Wie schön wird es sein, bei dir zu schlafen«, sagte er, selig lächelnd, seine Befriedigung verdauend. »Komisch«, fügte er nach einem Gähnen hinzu, »ich kann eigentlich nur mit angezogenen Beinen schlafen.«
Sehr interessant, danke für die Auskunft. Jetzt keucht der Herr Hund nicht mehr, jetzt beginnt er zu trocknen. Ein Fremder neben mir, nackt und klebrig, ein Fremder, der mich duzt und den ich duzen muss. Und ein Schwachkopf noch dazu, ein armer Schwachkopf, der überhaupt nichts mitbekommt. Jetzt betrachtet er den großen Leberfleck auf seinem Bauch, betrachtet ihn liebevoll und berührt ihn. Seltsam, wie ich diesen armen harmlosen Kerl hasse, wie ich ihn hasse, weil er diesen Leberfleck berührt, weil er ihn streichelt. Und weil ihm von seiner blöden Turnerei heiß geworden ist, hat er sich bis zu den Knien aufgedeckt und zeigt ohne Scham sein Glied, sein scheußliches Glied. O dieser Abscheu und diese Angst vor diesem Glied, das er so flegelhaft zur Schau stellt, auf das er wahrscheinlich noch stolz ist, o wie hässlich und vulgär es ist, und hündisch, ja. O Warwara, meine verlorene Geliebte. Und jetzt bewegt er auch noch eine seiner Hinterpfoten, weil er immer mit ihr herumrudern muss, um einzuschlafen.
O ja, sie wusste wohl, dass sie unmöglich war, dass sie gehässig war. Sie hatte durchaus Mitleid mit ihm, er rührte sie, und oft hatte sie ihn gern, aber in diesem Augenblick verspürte sie Lust, ihm Fußtritte zu versetzen, weil er mit seiner rechten Hinterpfote ruderte. Ihn bei ihr schlafen lassen? Das wäre eine gute Tat. Aber er würde schnarchen, und dann würde sie nicht schlafen können. O Warwara. Und wenn sie ihn die ganze Nacht bleiben ließ, wie schon so oft wegen dieses grässlichen hasserfüllten Mitleids, würde er morgen beim Erwachen seinen üblichen Scherz machen und ausrufen: »Himmel, eine Frau in meinem Bett!« Und er würde sie anschauen, um zu sehen, ob sie das lustig fand. Sie zwang sich, ihm über die Stirn zu streichen.
»Weißt du, ich bin müde, und ich kann nicht schlafen, wenn ich nicht allein bin.«
»Ja, Liebes, ich werde gehen, du brauchst deine Ruhe. Sag, es war schön, nicht wahr?«, flüsterte er ganz leise, als gälte es, in edlem Einvernehmen ein gemeinsames Geheimnis zu bewahren.
»Ja, sehr schön.« (Nun geh schon, verschwinde, dachte sie.)
Er stand auf, zog seinen Pyjama an und küsste ihr die Hand. Sie schnitt im Dunkeln eine Grimasse. Ein Handkuss, nachdem er sich an ihr wie ein Tier an einem Tier vergangen hatte! Er schlich auf Zehenspitzen hinaus, denn er fürchtete, Mammi könnte ihm nachspioniert haben.
In seinem Zimmer zwinkerte er sich im Spiegel zu und schlug sich mit beiden Händen auf die Brust. »Sehr schön«, hatte sie gesagt. Ha ha, sehr schön! Das hatte sie immerhin gesagt.
»So bin ich nun einmal, mein Lieber«, sagte er zu seinem Spiegelbild.
XXIII
Am nächsten Morgen war sie früh und wohlgelaunt aufgestanden, lief ihm guten Morgen sagen, bevor sie ihr Bad nahm, und küsste ihn auf beide Wangen. Soso, dachte er sich, körperliche Beziehungen sind also wichtig für die Frauen. Sie brauchen das. Schon seit langem hatte sie ihn nicht so von Herzen geküsst. Soso, sanft wie ein Lamm! Gut, muss ich mir merken.
Während sie sich aus dem Fenster lehnte, um die Luft des Gartens einzuatmen, ließ er die Brust schwellen und gratulierte sich dazu, ihr letzte Nacht zum Abschied die Hand geküsst zu haben. Damit zeigt man zartfühlende Rücksichtnahme und ist ganz Gentleman, mit dieser Huldigung an die Frau nach einer Intimität, bei der sie ja schließlich die Untergeordnete, die Beherrschte war. Zugegeben, mein Lieber, zugegeben, sie hatte sich letzte Nacht nichts anmerken lassen, als, na du weißt schon, aber sie hatte es im
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