Die Schöne des Herrn (German Edition)
Sie nicht gleich den Mut verlieren, zum Beispiel etwas für ein Baby armer Leute, für den Anfang Socken.«
»Eigentlich wollte ich eine Jacke für Adrien stricken«, sagte Ariane mit bescheiden gesenktem Blick.
»Oh, aber dann ist das Perlmuster nicht das Richtige! Machen Sie einfach ein Jerseymuster! Wenn Sie allerdings durchaus das Perlmuster wollen, warum nicht? Es ist eine gute Übung. Aber wenn ich Ihnen noch einen Rat geben darf, kaufen Sie gleich alle Wolle, die Sie brauchen, damit Sie nicht plötzlich mit der angefangenen Jacke dasitzen und nicht mehr die exakte Farbe bekommen, denn das ist immer sehr ärgerlich. Kaufen Sie vorsichtshalber sogar etwas mehr, als Sie brauchen.«
»Das ist wirklich ein sehr weiser Rat, tausend Dank, Madame.«
»Und da Sie ja ein bisschen eingerostet sind, üben Sie sich im Stricken ohne hinzugucken, das ist das Beste.«
»Ich werde mir Mühe geben, Madame. Und jetzt muss ich einige Besorgungen für Adrien machen. Kann ich auch für Sie etwas erledigen?«
»Vielen Dank, Sie könnten vielleicht die Telefonrechnung bezahlen, da ich heute Nachmittag keine Zeit habe. Ich fahre nach Coppet, meine lieben Rampals besuchen, die jungen Rampals natürlich.«
»Alter französisser Adel«, sagte Herr Deume, glättete seinen kümmerlichen Schnurrbart, als wollte er ihn abwischen, und atmete tief durch die Nase ein.
»Ach ja, Sie wissen es ja noch gar nicht. Gestern, Freitag, haben die Rampals mich liebenswürdigerweise angerufen, da sie wegen ihrer Bankgeschäfte für ein paar Tage nach Genf gekommen sind. Nach Rücksprache mit Didi habe ich sie heute früh angerufen, um sie zum Abendessen einzuladen, schließlich müssen wir all das Essen nützlich verwenden.«
»Natürlich, Madame, unbedingt.«
»Leider sei ich zu spät gekommen, wie die liebe junge Corinne Rampal mir so geistreich sagte, und liebenswürdig fügte sie hinzu, sie hätte uns gerne den Vorzug gegeben, aber inzwischen hätten sie andere Einladungen annehmen müssen, diese lieben Freunde sind ja so gefragt, sie sind sowohl für den Lontsch als auch für das Diner bis zum Dienstag besetzt, und Dienstagabend fahren sie nach Paris zurück, aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben, im Dezember kommen sie wieder, wenn neue Aktienkupons ausgegeben werden. Immerhin hat die liebe Corinne mich wenigstens für heute Nachmittag auf ihren herrlichen Besitz in Coppet eingeladen, da sie heute Nachmittag keine Bankgeschäfte hat, die Banken sind ja am Samstag geschlossen. Es wird ein Damentee sein«, sagte sie lächelnd, entblößte dabei ihre langen schiefen Schneidezähne und saugte vornehm Spucke ein. »Oh, ich freue mich ja so, die liebe Corinne wiederzusehen! Sie hat eine erstaunliche geistige Reife, ist so empfindsam, sie hat ihre Armen, die sie verwöhnt, indem sie ihnen fast neue Schuhe schenkt, obgleich sie nicht viel Dankbarkeit dafür erntet, nun ja, sie ist eine Seele von Mensch, ich genieße das Zusammen sein mit ihr immer sehr, wir führen tiefe Gespräche und fühlen uns innerlich eng verbunden, wenn wir in ihrem herrlichen Salon in Coppet sitzen, der zwölf mal sieben Meter misst. Ich muss sagen, ich habe viel intimere Beziehungen zu ihr als zu ihrem lieben Mann, der gewiss höflich und liebenswürdig, als Diplomat aber zwangsläufig ein wenig zurückhaltend ist. Wo war ich stehen geblieben? Ich habe den Faden verloren. Ach ja, als Adrien sah, dass die Rampals nicht kommen konnten, hat er keine Sekunde gezögert und den Stier bei den Hörnern gepackt, und bevor er heute früh ins Palais gegangen ist, hat er seine lieben Freunde Kanakis angerufen, um sofort das Einverständnis beider einzuholen, also auch das von Madame. Das wäre also geregelt, ja, bei unserem Didi geht es ruckzuck, er hat sofort alles für ein Diner nur für geladene Gäste bei uns für morgen Abend arrangiert, und Herr Kanakis ist ja der Neffe eines Ministers.«
»Des Königreichs Griechenland«, ergänzte Herr Deume, der sich abermals seinen Schnurrbart glättete und die Enden nach unten zu seinem Ziegenbart bog.
»Es ist ein Glück, dass sie schon für morgen zusagen konnten, denn die Einladung kam ja ein bisschen wie aus heiterem Himmel, finden Sie nicht auch?«
»Es ist wunderbar, Madame.«
»Sie hätten sehen sollen, wie gewandt und natürlich unser Didi mit dieser Madame Kanakis sprach, ›liebe kleine Madame‹, hat er zu ihr gesagt, mit einem Wort, ganz das Benehmen eines Mannes von Welt. Jedenfalls bin ich sehr erleichtert, mein Diner
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