Die Schöne des Herrn (German Edition)
Glaubenskrise bei einer religiös gefestigteren Freundin spirituelle Unterstützung einzuholen. Und dann die Eisenbahnen, die religiöse Kongresse möglich machen, und der Rundfunk mit seinen erbaulichen Sendungen! Wir standen alle ganz in ihrem Bann. Was für eine Antwort für die Ungläubigen, die behaupten, dass es zwischen der Wissenschaft und der Religion keine Beziehungen gebe! Nun ja, jedenfalls bin ich froh, dass bei Ihnen alles gut geht. Was uns angeht, meine Liebe, so haben wir in den letzten Tagen einige Abenteuer erlebt. Alles ist über uns hereingebrochen! Zuerst war der Wasserhahn in der Küche verstopft, und mit Chemikalien war nichts zu machen, wir mussten den Klempner kommen lassen. Und dann ist unsere Martha vorgestern gegangen. Wie bitte? Nein, nein, ich habe sie nicht entlassen, sie hat uns aus freien Stücken verlassen. Sie hatte Rückenschmerzen, seit sie gestürzt war, als sie ein Gemälde aufhängen wollte, Sie wissen ja, wie diese Mädchen sind, sie haben ihren eigenen Kopf, ja also, als sie ein großes Gemälde aufhängen wollte, neulich abends, als wir den Herrn Untergeneralsekretär des Völkerbundes, einen guten Freund meines Adrien, zum Souper, na ja, zum Diner erwarteten. Seitdem hat die Arme sich nur noch durch die Gegend geschleppt, und natürlich hat ihre Arbeit darunter gelitten. Schließlich hatte ich Mitleid mit ihr und habe ihr geraten, sich im Kreise ihrer Familie auszuruhen, in den Schoß ihrer Familie zurückzukehren. Übrigens hatte ich ihr von Anfang an gesagt, dass ich sie nur vorübergehend einstellen würde, bis unsere Mariette zurück ist. Oh, es ist kein großer Verlust. Das arme Ding war recht ungeschickt, und all die Mühe, die ich mir gemacht habe, sie zu schulen, denn sie hatte überhaupt keine Erziehung, es ist mir nicht gelungen, ihr das richtige Benehmen beizubringen. Zum Beispiel diese ständige Manie anzuklopfen, bevor sie in den Salon kam. Wie oft habe ich ihr mit Engelsgeduld wiederholt, dass eine guterzogene Person nur anklopft, bevor sie ein Schlafzimmer betritt. Und dann ihr Mangel an Takt! Stellen Sie sich vor, eines Tages finde ich sie in Tränen aufgelöst, und ich frage sie natürlich, was sie hat, nehme sogar ihre Hände, um ihr Vertrauen zu gewinnen, und wissen Sie, was sie die Stirn hatte mir zu sagen? Sie sehne sich nach ihren Kühen! Oh, ich habe ihr großherzig verziehen, denn ich vergesse nie, dass sie aus einem einfachen Mijöh stammt. Nun ja, ich hoffe, dass die ernsten Gespräche, die ich mit ihr hatte, ein Segen für sie sein werden, denn die arme Kleine war in religiöser Beziehung sehr unterentwickelt. Jedenfalls habe ich mein Möglichstes getan, ihr eine gewisse spirituelle Erziehung mitzugeben, besonders durch gemeinsames Gebet. Ab morgen haben wir wieder jemanden, eine Person, die nicht gerade ein Glanzlicht zu sein scheint und die auch nur am Vormittag kommen kann, da sie am Nachmittag anderweitig beschäftigt ist. Es ist ja so schwierig, Personal zu finden, da muss man schon dankbar sein für das, was Gott uns an Dienstboten schickt, selbst wenn es nicht erste Wahl ist. Natürlich habe ich, nachdem die arme Martha beschlossen hat, in ihr Mijöh zurückzukehren, gleich ein Telegramm mit bezahlter Rückantwort an unsere Mariette geschickt, die zur Zeit in Paris ist und ohnehin ab ersten Juli ihren Dienst bei uns wieder antreten soll, mit der Bitte, sofort zu kommen, da die Umstände es erforderten. Darauf erhielten wir ein Telegramm, sie könne nicht, da ihre Schwester, die Portiersfrau ist, eine doppelte Lungenentzündung habe, daher könne sie nicht vor Anfang Juli kommen. Es ist doch immer das Gleiche mit diesen Dienstboten. Wir sind ihnen ausgeliefert. Aber, meine Liebe, da rede und rede ich und habe Ihnen noch gar nichts von dem großen Ereignis erzählt! Stellen Sie sich vor, wir reisen übermorgen nach Brüssel, meine Verwandten, die van Offels, die Schlossbesitzer van Offel, bitten mich dringend zu kommen! Ja, gestern mit der Mittagspost erhalte ich einen Brief von der lieben Élise van Offel, der Jüngeren also, die mich buchstäblich zu Hilfe ruft! Ihre Schwiegermutter hat einen Schlaganfall erlitten, sie ist einseitig gelähmt, und in Anbetracht ihres Zustandes haben die Kinder sie zu sich genommen. Aber Wilhelmine van Offel Senior, also die liebe Kranke, verträgt sich mit keiner Krankenschwester und verlangt unbedingt nach mir, da ich sie früher schon einmal gepflegt habe. Ich gehorche natürlich sogleich der Stimme meines
Weitere Kostenlose Bücher