Die Schöne des Herrn (German Edition)
gerade stand. Aber nein, zum Donnerwetter, er tat es nicht! Schnell einen Keil unter den linken Fuß schieben! Auf den Boden zurückgekehrt, rieb er sich die Hände, erfreut, etwas Nützliches tun zu können. Da Frau Deume inzwischen bei einem geraden Stück angelangt war, das leicht zu stricken war, fühlte sie sich zum Plaudern aufgelegt.
»Was hast du vorhin da unten gemacht, als du so lange weggeblieben bist?«
»Es war wegen der Karaffe von gestern. Mit grobem Salz und Essig habe ich den hässlichen Bodensatz weggekriegt, und dann habe ich ihr den letzten Sliff gegeben, indem ich etwas von meinem Vorrat an zersstampften Eierssalen und ein bisschen Wasser hineingefüllt und kräftig gessüttelt habe! Du wirst sehen, wie ssön die Karaffe jetzt glänzt!«
»Tja, du bist eben doch die Frau im Haus«, sagte sie mit gönnerhaftem Lächeln, gab dem kleinen Gemahl einen Klaps auf die Hand und gähnte. »Schon Mittwoch, wie die Zeit vergeht, drei Tage ist es schon her, dass wir die Kanakis zum Essen hier hatten. Sehr gelungen, dieses Diner, findest du nicht? Ich behalte es in glänzender Erinnerung.«
»O ja, gewiss, natürlich«, sagte Herr Deume, über seinen Werkzeugkasten gebeugt und sehr beschäftigt.
»Frau Kanakis hat mich gleich am nächsten Morgen angerufen, um mir zu sagen, wie sehr es ihr gefallen habe und wie sie sich freue, meine Bekanntschaft gemacht zu haben, nun ja, sie ist eben eine Person comme il faut, sie weiß, was sich gehört, man spürt, dass sie eine schöne Seele hat, ich habe ihre Gesellschaft sehr genossen.«
»Gewiss«, sagte Herr Deume. (Er ganz und gar nicht, diese Person tat furchtbar vornehm, und außerdem hatte sie nur über Musik gesprochen, die kein Mensch kannte. Ah, der Keil könnte gehen, gerade die richtige Dicke.)
»Und Herr Kanakis, ein so charmanter und wohlerzogener Mann, aus wirklich gutem Hause. Hast du bemerkt, dass er mir die Hand geküsst hat?«
»Ja, ich habe es bemerkt«, sagte Herr Deume, vor dem Schrank kniend.
»Das fand ich so bezaubernd, man spürt, dass er ein außergewöhnlicher Mensch ist. Nun ja, jedenfalls sind wir jetzt dieses Menü von Rossi los, es ist nur noch ein bisschen Gänseleber und Kaviar übrig.«
»Sehr gut«, sagte Herr Deume, ganz von den letzten kleinen Hammerschlägen auf den Holzkeil in Anspruch genommen.
Als er wieder auf den Stuhl geklettert war und seine Wasserwaage auf den Schrank gestellt hatte, stellte er fest, dass er jetzt gerade stand. »Ausgezeichnet«, murmelte er und betrachtete mit Vergnügen seine Initialen, die er gestern auf den Griff seines geliebten Hammers gebrannt hatte. Er stieg herunter und legte die Wasserwaage auf die Marmorplatte des Nachttisches. Aber was war das denn, Himmelherrgott? Der Nachttisch stand ja ebenfalls nicht gerade! Wie hatte er hier so viele Jahre leben können neben einem Nachttisch, der nicht gerade stand? Umso mehr, als, also das hätte zu ziemlich unangenehmen Unfällen führen können, schließlich war es ein Nachttisch. Also schnell einen kleinen Keil! Nein, keinen Holzkeil, der wäre zu dick.
»Sag mal, Antoinette, hättest du vielleicht ein Sstückchen Pappe, das ich unter den Nachttis ssieben könnte, der nicht gerade ssteht?«
»Du hast mich beim Zählen durcheinandergebracht«, sagte sie und hörte auf zu stricken. »Du redest immer, wenn du nicht sollst, es ist zum Verzweifeln. Nein, ich habe kein Stückchen Pappe«, fügte sie hinzu, um ihn zu bestrafen.
Er ging auf Zehenspitzen hinaus. Als er auf die gleiche Weise zurückgekehrt war, schob er ein gefaltetes Stück Pappe unter einen Fuß des Nachttisches, prüfte seine Standfestigkeit und fand das Ergebnis zufriedenstellend. Fassungslos über diesen raschen Erfolg, wusste er nicht mehr, was er tun sollte, verschränkte die Hände hinter dem Rücken und betrachtete seine Gemahlin, die ihre Strickarbeit beiseite gelegt hatte und nun das behagliche Vergnügen genoss – das nur jenen vorbehalten ist, die sich um das Morgen nicht zu sorgen brauchen –, die Seiten eines Werks mit dem Titel
Die innere Freiheit
, ein Geschenk von Madame Ventradour, aufzuschneiden. Sie freute sich bereits darauf, es heute Abend mit ausgeruhtem Kopf zu lesen, zumal die liebe Emmeline ihr gesagt hatte, es sei ein so erbauliches Buch, das zum Denken anrege. Ja, heute Abend im Bett, mit den Füßen unter einer wohltuenden Wärmflasche. Da sie ihre gute Laune anscheinend wiedergefunden hatte, traute er sich, das Wort an sie zu richten.
»Sag mal,
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