Die Schöne des Herrn (German Edition)
Dienstreise.«
»Gerade heute hatte ich daran gedacht«, log van Vries reaktionsschnell. »Ich hatte eben die Absicht, Ihnen eine Mitteilung zukommen zu lassen mit dem Vorschlag, ihn nach Paris und nach London zu schicken, um mit den zuständigen Ministerien Kontakt aufzunehmen. Es geht nichts über persönliche Kontakte, wenn man eine Atmosphäre vertrauensvoller Zusammenarbeit schaffen will. Und außerdem könnte er uns eine wertvolle Dokumentation mitbringen, die man sich vor Ort viel leichter verschaffen kann. Ich hatte sogar daran gedacht, Ihnen vorzuschlagen, ihn danach in die beiden Territorien zu schicken, die uns im Augenblick am meisten zu schaffen machen, nämlich Syrien und Palästina.«
Nachdem er fertig war, hüstelte er respektvoll und wartete mit ergebenem Blick. Solal gab seine Zustimmung, und van Vries entfernte sich, hocherfreut, ohne Schaden davongekommen zu sein. Auf dem Flur richtete er sich auf und war wieder ein wichtiger Mann. Es passte ihm sehr gut, Deume für zwei Monate, nein, drei Monate los zu werden. Mossinsohn, der auf Abruf Angestellte und ein Arbeitstier, würde ihn vorteilhaft ersetzen.
XXIX
»Na also, alter Freund, das war wirklich gelungen«, sagte er und knöpfte sich seine Hose zu, während das erlösende Rauschen seines bevorzugten Wasserklosetts erklang. »Gratuliere, mein Lieber«, fügte er hinzu, und als er heraustrat, hätte er am liebsten wie ein kleiner fröhlicher Hund herumgetollt, der sich freut, eben sein großes Geschäft im frischen Morgengras verrichtet zu haben.
Auf dem Flur fragte er sich, was er jetzt tun könnte. Die tägliche Cacodylat-Spritze hatte er im Sanitätszimmer bekommen, den Morgenkaffee hatte er getrunken, und jetzt blieb eigentlich nur noch die Arbeit. Entzückend, diese dänische Krankenschwester. »Nur noch die Arbeit, nur noch die Arbeit«, sang er vor sich hin und stieß die Tür seines Büros auf. Als er an seinem Schreibtisch saß, öffnete er die Zeitung und betrachtete das gütige Gesicht des gestern gewählten neuen Papstes.
»Keine schlechte Beförderung, was?«, murmelte er dem Heiligen Vater zu. »Nun ja, ich kann auch nicht meckern.«
Er klappte die Zeitung zu und schaute bewundernd auf seinen Schreibtisch der Kategorie A, fuhr mit den Füßen über den Perserteppich, um sein weiches Vorhandensein zu spüren, und blickte liebevoll auf den verschließbaren Glasschrank, Donnerwetter, den er mit ein paar der Bibliothek entliehenen Bänden, nutzlos, aber schön gebunden, ausgestattet hatte, die einen tollen Eindruck machten.
»Und wenn man sie zurückfordert, verdammt noch mal, dann werde ich ihnen eben sagen, ich benötige sie ständig! In diesem Laden muss man sich zu wehren wissen!«
Erfreut über sein stärkendes und kostenloses Cacodylat, fröhlich und aufgekratzt ob seiner guten Verdauung, verrückte er leicht das große Foto seiner Frau auf dem Tisch und gratulierte sich. Wenn das Foto so gedreht war, war er nicht der Einzige, der davon profitierte. Jeder B-Beamte, den er in dem Ledersessel Platz nehmen ließe, würde sie sehen und bewundern. In diesem Altsilberrahmen wirkte sie sehr aristokratisch, leicht dekolletiert, eine schöne Frau. Seine Frau, zum Donnerwetter, er konnte sie anfassen, so oft es ihm gefiel. »Queng, queng, queng«, näselte er glücklich, während er sich die Nasenlöcher mit Daumen und Zeigefinger zudrückte. Eine gute Idee, dieses Foto, ganz der Stil eines hohen Beamten. Schade, dass wir keine Kinder haben. Das Foto eines hübsch angezogenen kleinen Mädchens würde gut zu einem Bereichsleiter passen. Na ja, macht nichts. Jedenfalls hatte er sein Büro verdammt gut eingerichtet, seit er A war. Das abstrakte Gemälde an der Wand wies ihn als kultivierten Beamten aus, der eine von Kunst erfüllte Atmosphäre um sich braucht. Keine schlechte Idee auch dieses Kästchen, ebenfalls aus Altsilber, sehr gut für das Ansehen.
»Ich öffne es und schiebe es dem B zu, der mich respektvoll um eine Auskunft bittet. Zigarette, Carvalho? Zigarette, Hernandez? Toll wäre es, mein Alter, ein Foto des U.G.S. zu haben, mit handschriftlicher Widmung. ›Für Adrien Deume herzlichst.‹ Oder vielleicht ›freundschaftlich‹. ›Freundschaftlich‹ wäre toll. Da würde Vauvau Augen machen! Ja, aber ich kenne den U.G.S. noch nicht gut genug. Aufgepasst, mein Alter, keine Dummheiten, keine Ungeduld, warte ab! Das gewidmete Foto wird von der Entwicklung unserer persönlichen Beziehungen abhängen. Also morgen Abend,
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