Die Schöne des Herrn (German Edition)
ihm nichts aus, es war herrlich, und alles an ihr bezauberte ihn, selbst ihr Lächeln eines Musterkindes vor dem Fotografen, wenn er ihr ein Kompliment über ihre Schönheit machte, und selbst ihre Genfer Sprechweise bezauberte ihn. Er liebte sie.
Eines Morgens lud sie ihn zum Abendessen bei sich um acht Uhr ein. Es war ihre erste gemeinsame Mahlzeit. Sie war so stolz, alles ganz allein zubereitet zu haben, stolz vor allem auf ihre Sauerampfersuppe, die sie feierlich auf den Tisch brachte. »Geliebter, das habe ich ganz allein von Anfang bis Ende zubereitet, der Sauerampfer ist aus dem Garten, ich habe ihn heute früh geerntet.« Bezaubert, ihren Mann zu ernähren, gerührt vom Bild dieser Ehefrau und Dienerin, die mit der Suppenkelle in der Hand brav die Suppe austeilte. Die Freude, ihn essen zu sehen. Sie fühlte sich als tüchtige Hausfrau und bewunderte sich. Und ihn bewunderte sie auch.
Good table manners
, sagte sie sich, während sie ihn betrachtete. Die Freude auch, die vernünftige Gattin zu spielen. Als er um eine dritte Scheibe Schokoladenkuchen bat, sagte sie streng, »nein, Liebling, das ist zu viel«. Am selben Abend schnitt er sich ganz leicht in den Finger. Wie glücklich sie war, ihn zu pflegen, ihm Jodtinktur auf die Wunde zu streichen, ihm einen Verband anzulegen, auf den sie anschließend einen Kuss drückte, wie eine gute Mutter.
XLII
Als er sie an einem Abend ihrer jungen Liebe fragte, woran sie denke, drehte sie sich mit einem jähen Schwung des Kleides zu ihm um, eine Bewegung, von der sie spürte, dass sie ihn bezaubern musste. »Ich denke, dass ich entzückt bin, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben«, sagte sie. »Entzückt«, wiederholte sie, begeistert vom Klang dieses Wortes. Sie lachte und ging auf und ab, denn sie wusste sich bewundert, spürte, dass ihr Kleid an den wichtigen Stellen gut saß. »Und woran denken Sie jetzt?«, fragte er. »Ich denke, dass ich mir leid tue«, sagte sie, »denn jetzt werde ich mein ganzes Leben damit verbringen, Ihnen gefallen zu wollen, zu hohe Absätze und zu enge Röcke zu tragen, Drehungen mit meinem Kleid wie eben zu machen, wie Mademoiselle de La Mole, und das ist ziemlich kläglich und widert mich an, ich werde eine Frau, und das ist schrecklich.« Sie kniete sich hin und küsste ihm die Hand. Schrecklich, dieses Bedürfnis, sich hinzuknien. »Sagen Sie, behalten Sie mich, behalten sie mich«, sagte sie zu ihm.
Sie war so schön, wie sie da vor ihm kniete, ihn anblickte und mit ihren Händen wie im Gebet seine Hüften umfasste, die so rührend schmalen Hüften, die Hüften ihres Mannes. »Erlauben Sie, dass ich Sie anblicke«, sagte sie, und sie trat zurück, um ihn ganz zu sehen, betrachtete ihn in allen Einzelheiten und lächelte, o vollkommene Zähne der Jugend. Sie muss sechzig Kilo wiegen, und davon sind vierzig Kilo Wasser, dachte er. Ich bin in vierzig Kilo Wasser verliebt, dachte er. »Woran denken Sie?«, fragte sie. »An Timie«, sagte er. Sie bat ihn zu erzählen, denn sie liebte es, von diesem reizenden, leider verstorbenen Kätzchen zu hören. Er erzählte irgendwas, dass Timie manchmal fett und bockig, dann wieder schlank und engelhaft gewesen sei; sich manchmal gestärkt habe, ohne mit dem Schnurren aufzuhören, das Köpfchen über ihr Fressen gebeugt; manchmal brav wie ein Engel, zu ihm aufblickend, geduldig, mustergültig; manchmal von alten Zeiten träumend, in ferne Vergangenheit entrückt. »Weiter«, bat sie. Daraufhin erzählte er, Timie habe unaufhörlich gestreichelt werden wollen, denn die tiefsitzende Angst vor der Gefahr sei immer dagewesen, und das Streicheln habe sie beruhigt. Gestreichelt zu werden bedeutete, nicht in Gefahr zu sein. »Auch ich möchte beruhigt werden«, sagte sie und kam näher. In seinen Armen, den Kopf zurückgeneigt, öffnete sie leicht die Lippen wie eine aufblühende Blume, und sie tranken einander, sorgfältig, tief, verloren, und es war die ernste, plötzlich wütende Sprache der Jugend, ein langer feuchter Kampf, Lippen und Zungen vereint. »Jetzt weiter unten«, wagte sie kaum hörbar zu flüstern.
»Jetzt weiter unten«, wagte sie manchmal nach den Küssen zu flüstern, sich ihrer Bitte schämend, manchmal selbst den oberen Teil des Kleides öffnend, und dann beugte er sich über die nackte Brust, und sie schloss sofort die Augen, um sich weniger zu schämen und nichts zu wissen, nur zu wissen, dass sie in die magische Nacht trat, aufmerksam auf die umherwandernden Liebkosungen, oh,
Weitere Kostenlose Bücher