Die Schöne des Herrn (German Edition)
jetzt bleibe ich aber im Bett, vielleicht sollte ich mir einen dieser Hüfthalter kaufen, nein, das engt ein, und ein paar Rundungen sind gar nicht schlecht, wenn Gott sie uns geschenkt hat, dann sollten wir uns ihrer auch bedienen, schön, aber jetzt erzählen wir, wir werden uns alles erzählen, unter Frauen, ohne Störenfried, aber dieses Mal fangen wir mit dem Ende an, und dann geht es von hinten nach vorn, also zuerst das Ende, mitten in den Wonnen der Liebe hat er sich plötzlich von mir gelöst, ich ihn anflehend, verlass mich nicht, verlass mich nicht, ganz ungeniert ihn duzend, natürlich, in der Situation, in der wir uns befanden, bin ich eine verlorene Frau, nein, ich bin eine gefundene Frau, denn in gewisser Weise war ich im Grunde Jungfrau, kurz, ich flehe ihn ganz lieb an, aber nichts zu machen, er ist unerbittlich, also bin ich aufgestanden, um mir wieder ein anständiges Aussehen zu geben, zum Glück hat er mich nicht angesehen, als ich mich oben herum in Ordnung gebracht habe, es hätte mich gedemütigt, nicht schlecht mein Einfall mit dem russischen Brauch, damit gewinnt man immer zwei Minuten, und dann die letzten auf dem Sessel, es waren drei, aber die waren sehr lang, sehr speläologisch, und dann habe ich ihn zum Taxi begleitet, warum Taxi, wo er doch einen Rolls mit Chauffeur hat, er ist eine wichtige Persönlichkeit, vielleicht weil ein Taxi diskreter ist, er ist ein Grandseigneur, er lässt das Taxi stundenlang warten, heute Nacht von neun bis vier Uhr früh, also sieben Stunden, aber was geht mich das an, also Wagenschlag auf, es muss ihm gefallen, wenn ich ihm mit tiefer Verbeugung die Hand küsse, und dann bin ich dem Wagen nachgelaufen, um richtigzustellen, nicht morgen Abend neun Uhr, sondern heute Abend neun Uhr.«
Sie hielt abrupt inne. Heftiges Herzklopfen, glühendes Gesicht, schwerer Atem. Gründlich blamiert hatte sie sich, das wurde ihr jetzt auf einmal klar. Blamiert, als sie ihm so beflissen den Wagenschlag geöffnet hatte. Blamiert, als sie dem Wagen nachgerannt war wie ein von panischer Angst ergriffenes Dienstmädchen. Blamiert, als sie so unterwürfig neben dem langsamer fahrenden Wagen hergelaufen war und unterwürfig und außer Atem mit ihm gesprochen hatte, während der Wagen immer noch weitergefahren war. Eine gemeine Bettlerin, die um ein Almosen bittet. Und warum das alles? Um die weltbewegende Weisheit zu verzapfen, dass heute morgen sei. Das würde er nie vergessen. O mein Gott, hätte ich es nur nicht getan. Mein Gott, es wäre doch so einfach gewesen, bis zum Morgen zu warten und ihn dann anzurufen, um es klarzustellen. Aber nein, blöde panische Angst und dann diese Zirkusnummer. Jetzt war sie entthront. Nie mehr würde er sie bewundern. Der gemeinsam betrachtete Himmel das »Sie sind mein Herr, ich verkünde es laut«, all diese noblen Worte und Gesten, um als galoppierendes Dienstmädchen zu enden. »Aber nein, ich versichere dir, du übertreibst, das bildest du dir nur ein. All seine Liebesworte, seine Glut, unsere Küsse, die sind doch Beweis genug.« Ja, aber all diese Wunder waren vor der Zirkusnummer geschehen. Sie zählten also nicht. Die Zirkusnummer hatte alles verdorben. Oh, sie war für das Leben einfach nicht geeignet. Zu begeistert, zu versessen auf das Glück, eine armselige Törin. Die ungarische Gräfin wäre bestimmt nicht hinter dem Wagen hergelaufen.
»Nein, nein, nur nicht den Kopf verlieren«, beschwor sie sich, als sie aufstand, sich auf den Bettrand setzte und ihre Füße und ihr Unglück betrachtete. Ja, kühl überlegen. Schließlich war noch nichts verloren. Das Leben besteht aus Höhen und Tiefen. Eindrücke sind vergänglich. Man muss also nur den schlechten Eindruck auslöschen und ihn durch einen guten ersetzen, seine Achtung zurückgewinnen. Heute Abend also ein Wunder an Anmut und Würde sein, ihm mit vornehmen Gesten den Tee servieren, sich ein bisschen distanziert geben, sehr gut angezogen sein, kurz, sich rehabilitieren. Dann sprang sie plötzlich auf und rang die Hände. Nein, nein, alles war verloren! Sie zuckte zusammen. Sich mit der Zunge ihre trockenen Lippen befeuchtend, rannte sie die Treppe hinunter und stürzte zum Telefon, das im Vestibül klingelte.
Wieder in ihrem Zimmer, lief sie zum Spiegel, um sich zu küssen. O der Herrliche, er hatte sie angerufen, um ihre Stimme zu hören! Und ihr von sich aus gesagt, es sei so reizend von ihr gewesen, hinter dem Wagen herzulaufen. Das stimmte, wenn man es recht bedachte,
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