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Die Schöne des Herrn (German Edition)

Die Schöne des Herrn (German Edition)

Titel: Die Schöne des Herrn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Cohen
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vor, um die Situation zu verwirren, zog sich den Filzhut tief ins Gesicht und eilte schuldbewusst davon.

    Im Taxi sah er plötzlich wieder die feinen Falten in den Augenwinkeln. Verwelkt sie, die zu Beginn ihrer Liaison noch so schön gewesen war. Die Ungerechtigkeit des Alters, und dazu dieses einsame Leben in Pont-Céard, wo sie dahingewelkt war, während sie ihn Tag für Tag und Abend für Abend erwartet hatte. Eine alte Frau bald. Ja, mit ihr weggehen, irgendwohin, noch diese Nacht. Ja, auf Ariane verzichten. Ja, das ganze Leben mit Isolde. Er klopfte an die Scheibe und bat den Chauffeur, nach Pont-Céard zurückzufahren. Wie glücklich würde sie sein, seine Isolde!

    Ein paar Minuten später klopfte er erneut und schob die Scheibe zurück. »Bruder«, sagte er zum Chauffeur, »meine Geliebte atmet in Cologny, bring mich zu ihr, denn ich bin trunken vor Liebe, und was macht mir der Tod schon aus? O ihr tödlicher Reiz, als ich sie eines Abends zum ersten Mal die Stufen der Universität herunterkommen sah, Göttin und versprochen, Göttin, der ich in die Nacht folgte. Also, geliebter Bruder, fahr mich mit großem Lärm und äußerster Geschwindigkeit zu der Liebsten, und ich werde dich glücklich machen, wie du es nie zuvor warst, bei der Ehre Solals, des Vierzehnten dieses Namens!« So sprach er, und er sang durch die Scheibe zu den flimmernden Sternen, sang wahnsinnig vor Glück, denn er würde sie wiedersehen, und der Tod hatte keine Bedeutung mehr!

XLIX

    Ihre Eifersuchtsszenen, Trennungen für immer, und sie peitschte sich des Nachts, um sich dafür zu bestrafen, dass sie an ihn dachte, und tagelang ließ sie nichts von sich hören. Sein Warten, Warten vor dem Telefon, das so schrecklich stumm blieb, wildes Herzklopfen, wenn der Fahrstuhl auf der dritten Etage des Ritz hielt und sie es vielleicht war, aber nein, es war nie sie, und endlich klingelte das Telefon, und sie würde heute Abend kommen. Es folgten die absurden Vorbereitungen, um schön zu sein.

    Kaum angekommen, sank sie dem Bösen in die Arme und wollte seinen Mund. Doch nach der Leidenschaft, auf ein plötzliches Bild hin von ihm mit dieser anderen, ihre Fragen. Er antwortete, er könne Isolde nicht verlassen, er sähe sie nur noch als Freundin. »Du lügst!«, schrie sie und blickte ihn hasserfüllt an. Oh, mit dieser Frau die gleichen Küsse wie mit ihr! »O Verfluchter, böser Mann!« schrie sie. »Oh, du fürchtest Gott nicht!«, schrie sie wie eine Russin.

    Nachdem sie ihm, plötzlich tugendhaft, prophezeit hatte, dass die Frauen ihn ins Unglück stürzen würden, stieg sie aus dem Bett, zog sich demonstrativ an, ganz Frau der Tat, erklärte, dieses Mal sei endgültig Schluss, sie wolle ihn nie mehr sehen, und zog sich mit kalter Entschlossenheit die Handschuhe an. Diese unbeugsamen Vorbereitungen zum Gehen, um einen Vorwand zum Bleiben zu haben, aber auf ehrenhafte Weise. Und auch, um ihren unerschütterlichen Willen zu zeigen, ihn für immer zu verlassen, unterstrichen vor allem durch das energische Zuknöpfen ihrer Jacke, an deren beiden Seiten sie anschließend mehrfach zog, ohne jedoch, wie es schien, von dem Ergebnis befriedigt zu sein. Und schließlich hoffte sie, durch diese zielstrebigen Vorbereitungen würde er erkennen, wie sehr sie zum Gehen entschlossen war, und wenn sie lange genug bei diesen Vorbereitungen verweilte, würde er sie schließlich inständig bitten zu bleiben. Um die Komödie vollkommen zu machen, stimmte er diesem Wunsch nach Trennung zu und ermutigte sie zum Gehen. Beide spielten einander etwas vor, jeder in der panischen Angst, der andere könne es diesmal ernst meinen und sei wirklich entschlossen, zugleich und paradoxerweise aber auch mit der inneren Überzeugung, dass es letztlich doch keine Trennung geben würde, was ihnen die Kraft verlieh, mit der Entschlossenheit zur Trennung zu drohen.

    Wenn es dann nichts mehr zu knöpfen, zu ziehen und zurechtzuzupfen gab, keinen Puder mehr, den man sich sorgfältig vor dem Spiegel auf ein steinernes Gesicht auflegen konnte, musste sie schließlich doch gehen. An der Tür angelangt, legte sie die Hand auf die Klinke und drückte sie langsam nieder, in der Hoffnung, er würde begreifen, dass sie es ernst meinte, und sie endlich anflehen zu bleiben. Schwieg er, so sagte sie ihm feierlich Lebewohl, um ihn leiden zu lassen und ein flehentliches Bitten zu provozieren; oder sie sagte noch feierlicher: »Leb wohl, Solal Solal!«, was eindrucksvoller war, da alle

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