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Die Schöne des Herrn (German Edition)

Die Schöne des Herrn (German Edition)

Titel: Die Schöne des Herrn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Cohen
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ich kenn sie genau, und abends ins Kino oder zum Tanzen, in ihrem Alter, über vierzig ist sie, aber immer vorneweg, die Putallaz, eigentlich war ja die arme Martha als meine Nachfolgerin gekommen, die war nett, aber zu nichts zu gebrauchen, sie hatte die Augen da, wo die Hühner ihre Eier legen, ich hab versucht, sie einzuarbeiten, bevor ich weg bin wegen der Venenentzündung meiner Schwester, die Familie kommt halt zuerst, die Arme, sie haben ihr Schienen angelegt, so nennt man das, ihre Beine waren ganz geschwollen und die Krampfadern aufgeplatzt, kaum rühren konnte sie sich in ihren Verbänden, die Portiersstelle beim Aga Khan hat sie gehabt, eine Villa mit zwanzig Zimmern, eine Stellung, wo man sich die Finger nach leckt, man wiegt ihn in Afrika und schenkt ihm dann sein Gewicht in Gold und Diamanten, das bringt ihm ganz schön was ein, dabei ist es eigentlich ungerecht, wo er doch extra ganz aufgedunsen und schwer ist, ein richtiges Nilpferd, er scheint so was wie ein Papst für sein Negervolk zu sein, aber der Mann genießt das Leben, das können Sie mir glauben, dauernd auf Reisen, amüsiert sich in den großen Hotels, im weißen Zylinder beim Pferderennen, oder lässt sich im Rollstuhl rumfahren, ich hab sein Bild in der Zeitung gesehen, und immer mit jungen Dingern vom Theater, er ist halt kein Kostverächter, laut meiner Schwester, ja, immer junge Dinger, besonders diese Kinoschauspielerin, die wo einen Mund wie ein Ofen hat, zum Glück hat sie zwei Ohren, dass sie ihn nicht noch weiter aufreißen kann, das große Leben der Schwerreichen halt, und wenn man bedenkt, daneben all die armen Teufel ohne nichts, nicht mal ein Zimmer zum Schlafen und ein Hemd zum Wechseln, und ihr Bauch schlägt Falten, so einen Hunger haben sie, durchaus bemüht, die kleine Martha, meine Vertreterin, nett und alles, aber keine Ideen, keine Organisation, immer in panischer Angst vor der Antoinette, diesem Herrgott mit dem Feldwebellächeln, und was haben sie mir hinterlassen, die Martha und die Putallaz, die wo kam, wie Martha ging? Ein völlig verkommenes Haus und ganz angelaufenes Silber, weil Madame Ariane ist nicht sehr gut im Überwachen, das ist eine Begabung, die hat man, oder man hat sie nicht, ach, ich nehm noch eine Portion, im Wasserbad bleibt es ja heiß, komm Mariette, ich lad dich ein, die Runde geht auf mich, ich trink meinen Kaffee gern gluckernd, so schmeckt er besser, Madame Ariane hat gesagt, ich hätte listige Augen hinter meiner Brille, wenn ich meinen Kaffee trink, und auch, ich hätte hübsche Hände, Patschhändchen, wie man so schön sagt, oh, Madame Ariane, da hätten Sie mich mal sehen sollen, wie ich zwanzig war, jedenfalls ist dieser Kaffee prima, es geht doch nichts über eine gute Tasse Kaffee, da kommt man wieder richtig auf Trab für die Arbeit, der Doktor in Paris hat mir gesagt, ich soll keinen mehr trinken, angeblich hab ich einen zu niedrigen Blutdruck, laut dem Apparat, den wo sie einem am Arm befestigen, aber ich pfeif drauf, die Ärzte tun immer so wichtig, als würden sie alles wissen, aber sie wissen gar nichts, nur Rechnungen können sie einem schicken, da sind sie stark drin, ich wär schon früher in meinen Dienst zurückgekehrt, aber gerade, wie es meiner Schwester ein bisschen besser ging mit ihren Beinen und ihrer Lungenentzündung und man ihr einen Schlauch in den Rachen gestopft hat, dass sie besser atmen kann, ausgerechnet da hab ich mein Fibrom bekommen und musste ins Krankenhaus, wo die Ärzte sehr nett waren, besonders der kleine dunkle Kraushaarige, alle haben sie mein Fibrom bewundert und mir Komplimente gemacht, angeblich hatten sie noch nie ein so großes gesehen, vier Kilo hat es gewogen, stellen Sie sich vor, und wenn es so groß ist, verkrümmt es sich scheinbar manchmal, jedenfalls waren die Ärzte voller Respekt und haben mich gepflegt wie eine kleine Königin, und wie Madame Ariane es gehört hat, ist sie extra nach Paris gekommen, einen ganzen Tag ist sie geblieben, ein Einzelzimmer hat sie für mich verlangt, ein Privatzimmer, wie man sagt, aber ich hab ihr gesagt, das ist doch nicht nötig, aber sie hat es unbedingt gewollt, und alle Rechnungen hat sie bezahlt, daran sieht man, wie gern sie mich hat, also was Krankheiten betrifft, da hat die Familie allerhand zu bieten, meine Nichte zum Beispiel, die wo verheiratet ist, bei der dauert die Periode manchmal vierzehn bis zwanzig Tage, und dann hört es wieder monatelang auf, und man glaubt, jetzt ist es so weit,

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