Die Schöne des Herrn (German Edition)
England und hat einmal im Jahr einen Hofknicks vor ihr gemacht, das ist eine Ehre, aber diese Giftschlange ist ein Nichts, ohne jede Erziehung, sie kann nicht mal ein Bordeauxglas von einem gewöhnlichen Weinglas unterscheiden, wegen der hätte ich mir nicht die Mühe gemacht zurückzukommen, und auch nicht für ihren Didi, den geliebten Herrn Sohn, der wo immer seine kleine Nase hochträgt, wenn er an mir vorbeigeht, und sich wie der Sohn des Papstes vorkommt, und mit seinen weißen Gamaschen und seinem Bärtchen sieht er auch nicht netter aus, nein, eher schon wegen Monsieur Hippolyte, der wo ein wahres Lamm ist und einem leid tun kann, vor allem aber bin ich natürlich wegen Madame Ariane und meiner großen Freundschaft zu ihr zurückgekommen, wo doch die Schweiz mir gar nicht liegt, wo ich doch Französin bin, und bei uns in Frankreich gibt es immer Abwechslung und immer was Neues, während hier die Schweiz immer ruhig und friedlich ist, und das ist auf die Dauer eintönig, ja, also wegen Madame Ariane, o ja, wir beide mögen uns sehr, ich bin ein bisschen ihre kleine Mama, wo die arme Kleine doch Waise ist, und es gibt niemand, wo sie so dran hängt wie an mir, das können Sie mir glauben, schon als Baby in den Windeln hab ich sie gekannt, und im Sommer hab ich sie in einer Wanne im Garten gebadet, mit sonnengewärmten Wasser, was gut für die Gesundheit ist, und wie ich vorgestern ankam, da hätten Sie mal sehen sollen, wie sie sich mir, kaum war ich aus dem Taxi gestiegen, in die Arme geworfen hat, sie war überglücklich, mich wiederzusehen, und ich hab mit Freude bemerkt, dass sie sich verändert hat, wo sie doch letztes Jahr, bevor ich wegen den Krampfadern meiner Schwester nach Paris musste, manchmal traurig gewesen ist, nicht viel geredet hat und immer mit Schreiben beschäftigt gewesen ist, ich bin sicher, das war ihre Ehe, der Didi hat sie vielleicht nicht befriedigt, weil der ist kein Mann für eine richtige Frau, o là là, da hätten Sie mal meinen Seligen sehen sollen, eine echte Schönheit, hundert Kilo Mann und weiße Arme wie eine Frau, aber jetzt ist sie ganz verändert, glücklich, heute Morgen zum Beispiel ist sie früh aufgestanden und rasch in die Küche gekommen, um mir einen Kuss zu geben und mich zu fragen, ob das Wetter heute Abend so schön sein wird wie heute früh, sie ist einfach verändert, lebhaft, singt
La vie en rose
in ihrem Bad, Sie kennen doch das Lied, wo es heißt, wenn er mich in seine Arme nimmt, ich mag es sehr, ich finde, es drückt die wahre Liebe aus, dieses Lied, die Jugend, der geliebte Mann, ach, arme Mariette, da rede ich ganz allein vor mich hin, um mir Gesellschaft zu leisten, eine verrückte Alte, o nein, ich schlafe nicht hier, dafür liebe ich zu sehr meine Unabhängigkeit, das Gesicht der Giftschlange hätten Sie sehen sollen, wie ich ihr sagte, ich würde mir im Dorf, also in Cologny, ein kleines Zuhause suchen, und wo ich in Paris war wegen den Krampfadern meiner Schwester, hab ich immer pünktlich meine Miete bezahlt, um mein Zuhause zu haben, wenn ich zurückkomm, und so geh ich, nachdem ich am Abend für Madame Ariane gekocht und das Geschirr abgewaschen hab, ziemlich früh nach Hause, denn Madame Ariane liebt ja auch ihre Privatsphäre, um ihre Bücher zu lesen und Klavier zu spielen, und deswegen bin ich um halb acht schon in meinem kleinen Zuhause, nur ein Zimmer mit Küche, aber sehr hübsch, und da strick ich und les Zeitung, so lässt es sich leben, kommen Sie mal an einem Sonntagnachmittag auf einen Kaffee vorbei, Sie werden sehen, wie nett ich’s hab, wo doch mein seliger Mann so geschickt mit der Laubsäge gewesen ist, alles ganz künstlerische Sachen, Madame Arianes Papa stammte übrigens auch aus der guten Gesellschaft, der Herr Pastor d’Auble, ein vornehmer Herr und nicht unvermögend, immer korrekt, ein schöner Mann und ein so brillanter Student, dass die Genfer Regierung ihn gebeten hat, Professor zu werden, um den jungen angehenden Pastoren seine Ansichten zu sagen, was eine große Ehre ist, auch die Mama von Madame Ariane gehörte zur besseren Gesellschaft, Sie hätten mal sehen sollen, wer alles bei ihrem Begräbnis war, und auch bei dem von Monsieur danach, bei ihm soll es das Herz gewesen sein, aber ich sag, es war der Kummer, Madame verloren zu haben, wo sie doch an Kindbettfieber bei der Geburt von Mademoiselle Éliane gestorben ist, der Jüngsten, die mit achtzehn starb, eine große Schönheit, aber ich hab immer Mademoiselle
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