Die Schöne des Herrn (German Edition)
keine Steuern mehr zu bezahlen braucht«, sagte Eisenbeißer. »Außerdem verstehe ich, warum er sich nie einen Vorrat an Gewürzen anlegt, denn falls er plötzlich in die Arme des Todesengels und der Schrecken sinken sollte und in seiner Küche noch Salz oder Pfeffer übrigbliebe, so wäre das Verschwendung, unnütz ausgegebenes Geld! Übrigens, Michael, was ist eigentlich meine Rolle in dieser Sache, und warum wurde ich nicht beauftragt, mit der Heidin zu verhandeln?«
»Was kann ich dafür, wenn der Herr es vorzog, einen gut gewachsenen Mann und Kenner verstohlener Blicke hinzuzuziehen?«
»Aber was habe ich bei diesem Geschäft zu gewinnen, das mich meine Ehre kosten könnte?«
»Der Herr wird dir bestimmt Tausende geben.«
»In diesem Fall bin ich dabei, einschließlich des Ehrverlustes«, sagte Eisenbeißer. »Und was ist schon das Ehrgefühl anderes als die erbärmliche Angst vor der Nachrede, was den Tragödien von Corneille eine gewisse Komik verleiht! Aber wenn es Gepäck zu tragen gibt, so werde ich es nicht tragen, denn das ist mit meiner Würde als Intellektueller nicht vereinbar.«
Er gähnte, ließ die Knochen seiner Hände knacken und überlegte, ob man nicht einen Graben ausheben sollte, um dem Ehemann im Falle eines Angriffs standzuhalten. Doch als er einen Rest Nougat entdeckte, war er sofort wieder optimistisch, stimmte mit seiner Grabesstimme einen Psalm an und schlug mit seinen großen nackten Füßen den Takt.
»Wie man es auch dreht und wendet«, sagte Salomon und rieb sich die Nase, »es ist nun mal nicht recht. Wenn es ein junges Mädchen wäre, und sogar eins, das man auch ohne die Einwilligung der Eltern heiraten will, das ginge ja noch an! Aber sie ist verheiratet!«
»Zumal er«, sagte Mattathias, »falls sie dann irgendeine alte Tante beerbt, nichts davon hat, da er nicht gesetzmäßig mit ihr verheiratet ist.«
»Er braucht den Prozess nur mir anvertrauen«, sagte Eisenbeißer.
»Und du steckst dann die Erbschaft ein!«, sagte Michael.
Eisenbeißer grinste geschmeichelt und zwirbelte sich schelmisch den Schnurrbart. Vielleicht, durchaus möglich, dass er die Erbschaft einstecken würde, denn bei großen Anwälten ist das nun mal so, zum Teufel auch. Dann langweilte er sich wieder, betrachtete seine behaarten Hände mit ihren stark hervortretenden Adern und gähnte schwermütig. Was tat er hier eigentlich in dieser subalternen Position und auf diesem Gras, das dem blöden Vieh als Weide diente?
»Es wäre viel schöner«, sagte Salomon, »wenn der Herr stattdessen nett und in aller Freundschaft mit dem Ehemann eine Reise unternähme, dann könnten die beiden sich amüsieren und auf ehrbare Weise ihre Zeit verbringen, das sage ich euch als guter Israelit, der ich bin. Wozu braucht man schon eine Frau?«, fügte er, wenig um folgerichtiges Denken bemüht, hinzu.
»Manchmal kannst du ganz gut argumentieren, du kleine Sau- und Pferdebohne«, sagte Eisenbeißer. »Freunde, was meint ihr, wie wär’s, wenn wir uns moralisch verdient machten und die junge Frau mittels eines duftenden Käses auf den Pfad der Tugend zurückführten?«
»Was ist das denn für eine Schnapsidee?«, empörte sich Salomon. »Glaubst du etwa, sie wird den Liebling ihrer Seele für ein Stück Käse verlassen, und bildest du dir ein, sie würde einem so schönen Herrn ein Stück Parmesan oder selbst den guten gesalzenen Quark aus Saloniki vorziehen?«
»Das war doch nur eine rhetorische Figur«, sagte Eisenbeißer mit der Herablassung des Überlegenen.
»Was mich betrifft«, sagte Mattathias, »so behaupte ich, dass wir sie, damit sie Saltiels Neffen vergisst, für ein schönes und gutes Geschäft interessieren müssen, ein Handels- oder besser noch Bankgeschäft mit Arbitrage in New York.«
»Das wollte ich gerade sagen!«, rief Eisenbeißer. »O Mattathias, du Rotbart, du hast mir die Idee aus dem Mund genommen, wo sie in meinem Speichel schwamm! Ein Handelsgeschäft, das war der duftende Käse, an den ich dachte, ich schwöre es euch! Oder nein, ich schwöre es euch nicht, da es die Wahrheit ist! O Gevattern der Zuneigung und der Zeit in ihrer Länge und Breite, hört mir zu, wir werden Folgendes tun! Sobald wir die Schelmin hüftenschwingend, nach Zimt duftend und den kleinen Finger in die Luft gestreckt ankommen sehen, reden wir auf sie ein und beschämen sie wegen ihres sündigen Hüftwackelns. Und nachdem ich sie mit meinen prophetischen Blitzen niedergeschmettert habe, werde ich mir den Bart
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