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Die Schöne des Herrn (German Edition)

Die Schöne des Herrn (German Edition)

Titel: Die Schöne des Herrn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Cohen
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streichen, mit satanischem, aber liebenswürdigem Lächeln, mich vor ihr verneigen und ihr mit väterlichem Ton und einem leichten englischen Akzent, der ihr Vertrauen einflößen soll, die Gründung einer Zeitung in Form einer Aktiengesellschaft vorschlagen, deren Anzeigen nur fünf Rappen die Zeile kosten, die wir jedoch für fünf Franken das Exemplar verkaufen, weil sie so interessante Anzeigen enthält! Natürlich bringt sie das Kapital und ich die Idee ein, fünfzig Prozent des Gewinns für mich, zwanzig Prozent für euch und dreißig Prozent für sie und den Ehemann! Das ist doch angenehmer als einem Liebhaber und drei Palmen in Nizza Gedichte aufzusagen, will mir scheinen! Das nenne ich ein Leben! Und Schluss mit diesen widerlichen Terzküssen und diesen Pirouetten der Zungen!«
    »Die Idee ist nicht schlecht«, sagte Mattathias, sich den roten Ziegenbart mit seinem Haken reibend. »Und ich glaube, Eisenbeißer, dass sie sich noch mehr dafür interessieren wird, wenn die Zeitung für jede Anzeige, die ein positives Resultat gezeigt hat, zehn Prozent erheben würde.«
    Auf der Wiese im blauen Mondlicht sitzend, stritten Mattathias und Eisenbeißer lange und heftig und einigten sich schließlich auf fünf Prozent. Also abgemacht, erklärte Eisenbeißer, sobald die Heidin erschiene, würde er sich erheben, ihr die Idee mit allen moralischen Argumenten unterbreiten und sie sicherlich überzeugen! Dann wäre alles gut, und anstatt blöde ihrer Leidenschaft nachzurennen, würde sie mit den Tapferen und ihrem Ehemann und sogar, falls sie es unbedingt wünschte, mit dem Herrn Solal ein schönes Zeitungsgeschäft gründen, mit Telefon und Briefpapier, und Schluss mit den amourösen Extravaganzen! Für eventuelle Verluste käme natürlich der Ehemann auf, und das Telefon der Zeitungsredaktion wäre ein schneeweißer Apparat, da dieses schamlose Weibsbild ja so poetisch veranlagt war! Was brauchte sie noch mehr? Und sogar zur Vorsitzenden des Verwaltungsrates könnte man sie ernennen und ihren Namen auf das Briefpapier drucken lassen, wobei natürlich klar sein müsse, dass nur er, Eisenbeißer, unterschriftsberechtigt sei! Außerdem könnte man sie veranlassen, einen Kühlwaggon zu kaufen, den man an verschiedene europäische Länder vermieten würde! Millionen seien da zu verdienen! Mit schüchterner Begeisterung fügte Salomon noch seinen Senf hinzu und schlug vor, die Dame aufzufordern, die Anzeigen in Verse zu fassen, was mal eine Abwechslung wäre und sie ein wenig für die Wonnen der Liebe entschädigen könnte. Nur Michael, der sich mit den Frauen auskannte, summte vor sich hin und gähnte und ließ diese Ignoranten reden.
    »Und wisst ihr, was ich tun werde, nachdem der Neffe Saltiels von seiner Dichterin verlassen sein wird?«, fragte Eisenbeißer. »Ich werde telegrafisch meine beiden Töchter kommen lassen und ihm mit bezauberndem Lächeln die eine oder die andere, egal welche, wenn er mir nur eine abnimmt, als rechtmäßig angetraute Lebensgefährtin anbieten. Und dann bin ich sein Schwiegervater, und ihr könnt euch vorstellen, was für eine Stellung ich dann in diesem Völkerbund bekommen werde! Wie ein gefüllter Gänsehals! Und ihr werdet sehen, ich werde euch in meinem Büro empfangen, den Hörer am Ohr, nach links und rechts Befehle erteilend, den Hut schief auf dem Kopf, lustig und munter! Und mein Büro wird ganz in der Nähe des Büros meines Schwiegersohns liegen!«
    »Du Narr«, sagte Michael, »glaubst du etwa, er wird sich so leicht einen solchen Leckerbissen fürs Bett entgehen lassen, jung und prall und mit allen wünschenswerten Rundungen ausgestattet? Und weißt du denn nicht, dass ihm deine Töchter nicht einmal als Zahnstocher gut genug wären?«
    Eisenbeißer seufzte, sofort überzeugt. O ja, es stimmte, sie waren ebenso spitz wie dumm, zwei lange Bohnenstangen, die nur jammern und plärren konnten. Tja, die hohe Stellung im Völkerbund konnte er sich abschminken. Wie anders waren da doch seine Jungen, diese beiden Idioten! Er lächelte, und seine Seele wandte sich seinen drei Schätzchen zu, und er spürte plötzlich, dass sie eines Tages ganz formidable Millionäre sein würden, die Lieblinge von Tout-Paris, ganz sicher. Oh, er würde sie um nichts bitten, keine Geldhilfe, sollten sie ihre Dollars genießen. Er würde sich damit begnügen, sie alle drei gut verheiratet zu sehen, jeder in seinem langen Auto, und dann konnte er in Frieden sterben. »Ja, ihr seid meine kostbaren Perlen«,

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