Die Schöne des Herrn (German Edition)
weiter, was ich mir einfach nicht merken kann, und wenn sie Schnupfen hat, stellen Sie sich vor, dann kommt sie gar nicht mehr aus dem Zimmer, dass er sie nicht so hässlich sieht, und lässt sich erst wieder blicken, wenn die Erkältung vorüber ist, also bring ich ihr das Essen auf einem Tablett ins Zimmer, und sie ist jetzt auch eine Gefangene der Liebe, und manchmal gehen die Klingeln nicht, wegen Stromausfall, gehen Sie und fragen Sie Monsieur, ob ich mein Zimmer verlassen kann, wo sie doch, verstehen Sie, nicht gesehen werden will, solange sie nicht herausgeputzt genug ist, und bei ihm das Gleiche, und ich muss dann vom einen zum anderen galoppieren, auf meinen Pantoffeln schlitternd, wie ein Rennpferd, manchmal ruf ich mir hüh hüh zu, um mich anzutreiben und Madame schnell zu sagen, dass sie nicht aus dem Zimmer gehen soll, weil Monsieur hat seins gerade verlassen, manchmal tut es mir sogar direkt gut, so herumzuschlittern, es nimmt mir meine Melancholerie, und dann rennt und schlittert die arme Mariette wieder, um Monsieur zu sagen, dass Madame einverstanden ist, jetzt nicht aus ihrem Zimmer zu gehen, aber Monsieur soll Bescheid sagen, wann sie rausgehen kann, wo doch Madame in Cannes Besorgungen machen muss, und ich soll ihm sagen, dass es dringend ist, dass es ihr furchtbar leid tut, und nicht vergessen, ihm zu sagen, dass es ihr furchtbar leid tut, wo hier doch die Höflichkeit der Könige und Marquis herrscht, den ganzen Vormittag rein und raus wie in der Zirkusmenagerie, wo sie die Käfigtüren auf und zu machen, um die Tiere rein und raus zu lassen, wo doch der Löwe nicht dem Tiger begegnen darf, keine Unterhaltungen zwischen Löwen und Tigern, die sind Feinde von Geburt an, oh, manchmal könnt ich mich totlachen, einmal, wie sie ihm was besonders Wichtiges zu sagen hatte, was nicht warten konnte, aber die beiden waren noch nicht hübsch genug, wo es doch noch früh am Morgen war, da hat sie sich schnell ihr Liebeskleid übergeworfen und ist rückwärts zu ihm ins Zimmer, um ganz heimlich mit ihm zu reden, ich hab alles gesehen, ohne mir natürlich was anmerken zu lassen, wo ich doch ein bisschen durchs Schlüsselloch geschaut hab, ich muss mich schließlich auf dem laufenden halten, also sie ist rückwärts reingegangen und hat ihm den Rücken zugewendet beim Sprechen, auf diese Weise, verstehen Sie, konnte sie ihn nicht sehen, hässlich wie er war, und er konnte sie nicht sehen, hässlich wie sie war, oder doch, er sah sie, aber von hinten, und die Hinterseite fällt nicht so auf, hinten ist nicht so wichtig wie vorne, besonders das Gesicht, aber dieses Getue kommt nicht oft vor, nur zweimal, wo sie es doch, verstehen Sie, nicht mögen, dass der andere weiß, dass der andere nicht gnadenlos ist, wie sie sagen, das heißt perfekt von Kopf bis Fuß, ein andermal hab ich sie gesehen, wieder durchs Schlüsselloch, was wollen Sie, wo es doch mein Recht und meine heilige Pflicht ist aufzupassen, dass ihr nichts Böses geschieht, falls sie sich mal zanken sollten, und es ist auch nicht immer sehr lustig hier, manchmal ist mir ganz trübselig zumute, ich fühl mich ganz allein, von der Menschheit ignoriert, wie man sagt, also kurzum, ich hab sie gesehen mit einer Binde über den Augen, wo sie doch mit ihm reden musste, ihn aber nicht sehen durfte, und er hat sie wie eine Blinde geführt, dass sie sich auf einen Stuhl setzt, eine Augenbinde, wo sie doch diesmal sichtbar war, aber er war nicht sichtbar, wie sie sagen, und da saß sie auf dem Stuhl mit der Binde über den Augen, geradewegs wie eine Wahrsagerin, die wo einem auf der Straße die Zukunft voraussagt, und es trifft ja auch ein, was diese Frauen sagen, besonders Madame Petroska ist da sehr gut drin, also wie ich sie da ganz ernsthaft mit der Binde über den Augen mit ihm hab reden sehen, konnte ich nicht mehr an mich halten und bin ins Anrichtezimmer gelaufen, um mich im großen offenen Müllschlucker so richtig auszulachen, ich hab den Kopf reingesteckt, um in aller Ruhe zu lachen, ohne dass sie mich hören, vielleicht sollte ich mir auch mal ein Tuch über die Augen binden, wie Madame Petroska, um Monsieur nicht zu sehen, das wäre ein Spaß, mit der Augenbinde das Parkett in seinem Zimmer zu bohnern, aber als er einmal auf Reisen gegangen ist, Sie können mir glauben, da hat sie es sich mit mir in der Küche schmecken lassen, ein schönes Sauerkraut haben wir gegessen mit geräucherten Schweinekoteletts, Wurst und Speck und allem Drum und Dran,
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