Die Schöne des Herrn (German Edition)
sie hat richtig reingehauen, aber sie hat mir gesagt, Monsieur darf auf keinen Fall wissen, dass sie Sauerkraut gegessen hat, und immer diese ewigen Langustenkämpfe in dem großen Bett, ich kann die Geräusche deutlich hören, ein bisschen ist in Ordnung, aber was zu viel ist, ist zu viel, und die Laken von dem großen Bett müssen dreimal die Woche gewechselt werden, mit den beiden Waschfrauen von draußen sind wir drei an den Waschtagen, aber ich muss sagen, wenn wir allein sind, sie und ich morgens, ist sie lieb und nett, dann lachen wir wie alte Freundinnen, ein Herz und eine Seele, sie ist gesprächig, dass man meinen könnte, sie hat Quasselwasser getrunken, und gar nicht stolz, aber wenn ich sie bei Tisch bedien, schaut sie mich hochnäsig an wie eine Prinzessin, dann bin ich für sie weniger wert als Kartoffelschalen, Sie können mir glauben, sie ist unausstehlich, wenn ihr großer Krauskopf da ist, neulich ist sie krebsrot vor Wut geworden und aufs hohe Ross gestiegen, weil ich hab ihr bei Tisch gesagt, dass der Klempner dagewesen ist und ihr Wasserklosett repariert hat, sie hätte mich am liebsten erwürgt, ich darf ihr bei Tisch nichts sagen, nicht mal, dass wir keine Zwiebeln mehr haben, und wenn ich bedien, muss ich mich zusammennehmen, dass ich nicht huste, und ich darf nicht in Pantoffeln servieren, darf kein Wort über den Braten sagen, selbst wenn er zu durch ist ohne meine Schuld, wo sie sich verspätet hatten, wahrscheinlich wegen dem zu vielen Rumgeturne in dem kaiserlichen Bett, ich soll ein Gesicht machen wie die Kellner in den großen Hotels, ich setz mir also ein ernsthaftes Gesicht auf, bevor ich ins Esszimmer geh, ich bereite mich vor, indem ich den Mund zur Trauermiene verzieh, aber manchmal hab ich eine schreckliche Lust, mich schiefzulachen, und dann werd ich ganz rot, wenn ich reinkomm, und sie sitzen bei Tisch und tun wer weiß wie höflich und geziert, wo sie es doch eben noch heftig miteinander im Bett getrieben haben, ich denk, ich spinn, bitte sehr, nein, vielen Dank, sie reden wie zwei Präsidenten der Republik, sie isst wie ein Spatz, aber wenn sie morgens in die Küche kommt und wir zusammen den Milchkaffee trinken, schmiert sie sich Butterbrote, dass einem Nilpferd graust, und sie macht die Küchentür zu, wenn sie mit mir Kaffee trinkt, weil sie hat Angst, er könnte sie sehen, wie sie schändlicherweise mit ihrer alten Mariette frühstückt, die wo ihr immerhin die Windeln gewechselt hat, wie sie klein war, und manchmal kommt sie plötzlich panisch angerannt, ich soll ihr sofort eins ihrer Seidenkleider bügeln, die dürfen niemals zerknittert sein, mit diesen Kleidern der Leidenschaft ist es wie mit den Hemden und gleichzeitig auch wie mit den prächtigen Abendkleidern, ich werd sie Ihnen mal zeigen, und dann geht die Grammophonmusik los, und es wird mir ganz schwer ums Herz, wenn sie sich in ihr Zimmer einschließen, um ihre Messe zu lesen, aber es wird keine Kinder geben, keine Gefahr, ich weiß, was ich weiß, ich krieg alles mit, und wenn mit dem Gerangel endlich Schluss ist, schlafen sie, und dann wachen sie auf, und dann nehmen sie ihre Bäder, dann gehen sie spazieren, immer im Sonntagsstaat, und dann macht die arme Mariette schnell Ordnung im kaiserlichen Zimmer, und manchmal, wenn ich ihre schmutzige Wäsche hol, muss ich sie unter meiner Schürze verstecken, wo doch der König der Könige genau in diesem Augenblick aus seinem Zimmer kommen und ihre schmutzige Wäsche sehen könnte, obwohl die ja immer sauber ist, armer Didi, du hattest doch deine guten Seiten, und wenn ich die schmutzige Wäsche von Monsieur hol, darf sie sie auf keinen Fall sehen, bevor ich sie nicht in die Waschmaschine getan habe, eine von diesen neuen, wissen Sie, ich mag sie nicht, die Waschkessel von früher waren mir lieber, das war christlich, die Wäsche von Monsieur ist auch nie schmutzig, und überhaupt darf ich nie von schmutziger Wäsche reden, wenn er da ist oder es hören könnte, verboten, schmutzig zu sagen, wenn es unbedingt nötig ist, sagen Sie benutzte Wäsche, sagt sie zu mir, und wenn sie mir mal im Haushalt hilft, beim Lakenfalten oder so, dann muss es immer ganz heimlich geschehen, und wenn es nicht das Bett ist, ist es das Bad, Murmeltier, Fisch und Co., nur Wörter gebrauchen, die in den Büchern stehen, Höflichkeiten und Lächeln, dass man meinen möchte, sie sind krank, nie ein Streit oder eine Intimität, vielleicht spielen sie sich ihr Liebeskino und ihr
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