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Die Schöne des Herrn (German Edition)

Die Schöne des Herrn (German Edition)

Titel: Die Schöne des Herrn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Cohen
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Erdgeschoss gibt, keine Treppen, das ist gut für meine Krampfadern, also am 18., eine Stunde vor seiner Ankunft, sind Sie zufrieden mit Ihrem Hotelzimmer, Mariette, sagt sie zu mir, seien Sie still, natürlich wollte sie mich mit dieser Frage drauf vorbereiten, dass sie mich wegschicken wollte, ja, sag ich, aber wo ich doch immer alles frei heraus sag, sag ich, ich würde lieber hier wohnen, wo das Hotel Ihnen doch nur Kosten verursacht, ja, aber hier haben wir keinen Platz, sagt sie, ich hab nichts geantwortet, wo es doch nicht stimmt, Platz gibt es genug, erstens die Abstellkammer und zweitens der Dachboden, den hätte man nett einrichten können, nur hinauf kommt man eher über eine Leiter als eine Treppe, du bist mir eine schöne Heuchlerin, hab ich bei mir gedacht, das sind Ausflüchte, in Wirklichkeit willst du doch nur, dass ich dich nicht sehe bei deinem Küssen und Schmusen ganz im Geheimen, wenn er kommt, also, Mariette, Monsieur kommt in einer halben Stunde, ich geb Ihnen bis Morgen frei, aber ich könnte doch auch bleiben, sag ich, und sie, es ist ein besonderer Tag, sagt sie, Monsieur und ich, wir haben uns seit zwei Wochen nicht gesehen, ich hätte natürlich sagen können, und die drei Mal, wo Sie hingefahren sind, aber ich hab mich vornehm zurückgehalten, wie Sie wünschen, sag ich würdevoll, Sie werden im Hotel zu Abend essen, sagt sie, ich bin gegen Verschwendung, sag ich höflich, wissen Sie, so richtig hoheitsvoll, ich werd mir ein Stück Käse nehmen, wenn ich geh, sag ich, verstehen Sie, ich war in meinem Stolz verletzt, weggeschickt wie eine Fremde, und abends in meinem Bett, mein Bett ist mein Kino, hab ich mir vorgestellt, wie wir beide Monsieur empfangen, ich sozusagen zur Familie gehörig, gut gekleidet, sehr erfreut, sag ich zu ihm, wo ich doch ihren großen Schatz noch nie gesehen hab, und dann hab ich mir plötzlich den Hut aufgesetzt, den hübschen mit den schimmernden schwarzen Pailletten, hab ihn mir festgebunden und mich dabei fast erwürgt, und sie hat alles gesehen, und dann hab ich meine kleine schwarze Perlenhandtasche genommen, wo in weißen Perlen draufsteht ›Andenken an die Weltausstellung‹, gute Nacht, hab ich gesagt, mit vielsagender Miene natürlich, verstehen Sie, wo es doch eine Beleidigung für mich war, wo ich doch extra aus Genf angerannt gekommen bin, kaum hatte sie mir telegrafiert, schnell den Hut aufgesetzt und den Zug genommen, fast hätt ich ihn noch verpasst, wo es für mich doch Familie war, ich hab sie gebadet und abgetrocknet, wie sie ein Baby war, ihr so manchen Klaps auf den hübschen kleinen Babypopo gegeben, und ihn sogar geküsst, ihren kleinen Popo, der wo seitdem solche Fortschritte gemacht hat, und jetzt werde ich behandelt, als gehöre ich nicht zur Familie, weggeschickt wie eine Sklavin aus Afrika, ich bitte Sie, ein besonderer Tag, wo wir uns doch seit zwei Wochen nicht gesehen haben, du hättest ihn jeden Tag sehen können, deinen Marquis der Liebe, aber nein, Madame musste ja ihr großes Theater machen, der feine Herr ist ja so empfindlich, er darf dies nicht sehen und das nicht sehen, bevor nicht alles ganz perfekt ist, und ich hatte ihr extra aus Genf meine beste Arbeit aus der Fabrik mitgebracht, sogar der Chef hatte mir ein Kompliment gemacht, einen Aschenbecher aus Porzellanmasse, ganz künstlerisch mit einer Schlange rundherum, direkt lebendig sieht sie aus, und einem Frosch mit offenem Maul für die Zigarettenasche, ja, gepudert hab ich sie, morgens und abends, um sie zu bestrafen hab ich dann doch unten im Café vom Hotel gegessen, ein richtiges Schlemmermahl, um sie zu bestrafen, zuerst Ölsardinen und Knoblauchwurst, danach panierte Schweinsfüße, die hatten sie gerade da, sie hatten auch kaltes Huhn, aber das wollte ich nicht, Huhn ist fad, der einzige gute Teil am Huhn ist der Bürzel, na ja, Schwamm drüber, ich hab ihr verziehen, aber ein Theater macht diese Kleine, das können Sie sich nicht vorstellen, nehmen Sie zum Beispiel die beiden Badezimmer, eins für Monsieur mit Verbindungstür zum Schlafzimmer von Monsieur und das andere für Madame, natürlich alles eine wahre Pracht, wie man sagt, nur hatte das Badezimmer von Madame keine Verbindung zum Schlafzimmer von Madame, und außerdem war da noch eine extra Toilette, ein Wasserklosett, wie man sagt, ganz weiß und mit allem Komfort, und alles in Mosaik, Sie hätten vom Boden essen können, aber nein, das hat ihr nicht gereicht, sie wollte eine Extratoilette für jeden,

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