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Die Schöne des Herrn (German Edition)

Die Schöne des Herrn (German Edition)

Titel: Die Schöne des Herrn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Cohen
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Großrabbiners von Kephalonia, ein gutmütiger Riese und großer Vernascher von Damen. Wenn er in den gewundenen Gässchen des jüdischen Viertels seiner Insel spazieren geht, eine Hand in die Hüfte gestützt und in der anderen seine Wasserpfeife, singt er gern mit seiner schönen Bassstimme und zieht die unterwürfigen Blicke der jungen Mädchen auf sich, die seine hohe Gestalt und seinen mächtigen gefärbten Schnurrbart bewundern.
    Und hier schließlich der jüngste der Tapferen, Salomon von den Solal, Verkäufer von Aprikosenwasser in Kephalonia, niedlich und pummelig mit seinen ein Meter fünfzig, rührend mit seinem runden, bartlosen und von Sommersprossen übersäten Gesicht, seiner Stupsnase und dem stets abstehenden Haarbüschel über der Stirn. Ein Engel, der unaufhörlich bewundert und verehrt, den alles blendet und hinreißt. Salomon, reines Herz, mein kleiner, vertrauter Freund in den Tagen des Ekels und der Bitterkeit.

***

    »Also, meine Herren«, begann Onkel Saltiel, die Faust in die Hüfte gestemmt, die krummen Beine gespreizt. »Mit Hilfe der Wirtin habe ich die elektrische Verbindung des Menschenstimmen übertragenden Apparates mit dem entsprechenden Apparat im Völkerbund hergestellt und einer zarten Stimme des anderen Geschlechts mitgeteilt, dass ich mit meinem Neffen sprechen will. Darauf schoss eine andere, noch zartere und melodiösere Damenstimme wie eine Blume hervor, süß wie Türkenhonig, die sich mir als die Bewahrerin der politischen Geheimnisse meines Neffen vorstellte und der ich erklärte, dass wir heute am einunddreißigsten Mai gemäß den Anweisungen meines Sol in Genf angekommen seien und dass wir, nachdem wir unsere Toilette durch Vollbäder hier im Modest’ Hotel vollendet hätten, nun Seiner Exzellenz nach Belieben zur Verfügung stünden, dem ich, um der Bezaubernden ein Lächeln abzuringen, noch hinzufügte, dass Salomon sich sein Haarbüschel in der unsinnigen Hoffnung, seine Widerspenstigkeit zu bändigen, mit Vaseline eingerieben habe. Als sie hörte, ich sei der Onkel mütterlicherseits, erklärte mir die goldene Stimme, mein Neffe habe seine Rückkehr nach Genf verschieben müssen, da ihn höchst dringliche geheime Angelegenheiten in verschiedene Hauptstädte gerufen hätten.«
    »Geheime Angelegenheiten hat sie gesagt?«, fragte Eisenbeißer leicht verärgert.
    »Nein, aber der Ton ließ es erraten. Er wird morgen zurück sein und war so aufmerksam, mir telefonisch aus der Ferne eine Nachricht zu hinterlassen!«
    »Schon gut, schon gut, wir haben verstanden, dass du der große Liebling bist«, sagte Eisenbeißer. »Her mit der Nachricht und Schluss mit den langen Reden!«
    »Die Nachricht, die mir die kultivierte Dame, die ihrer Stimme nach beträchtliches Geld verdienen muss, überbrachte, lautet, dass ich morgen, am ersten Juni, um neun Uhr allein im Luxushotel Ritz erscheinen soll.«
    »Wieso allein?«, empörte sich Eisenbeißer.
    »Allein hat sie gesagt, und was kann ich dafür, wenn er mich unter vier Augen sehen will?«, sagte Saltiel, nahm eine Prise aus seiner Tabaksdose und schnupfte geschickt. »Euch wird er wahrscheinlich an einem anderen Tag empfangen«, fügte er nicht ohne Perfidie hinzu.
    »Da habe ich also umsonst gebadet«, sagte Eisenbeißer. »Saltiel, das wirst du mir bezahlen, denn du weißt ja wohl, dass ich mich nicht um meinetwillen in dieser warmen Brühe habe einweichen lassen! Und jetzt werde ich ausgehen, denn wenn ich länger hier eingeschlossen bleibe, werde ich depressiv.«
    »Wo willst du hingehen?«, fragte Salomon.
    »Mit weiß behandschuhter Hand eine Visitenkarte beim Rektor der Universität von Genf abgeben, eine einfache Höflichkeitspflicht, da ich schließlich ehemaliger Rektor der israelitischen und philosophischen Universität von Kephalonia bin, die ich seinerzeit mit dem euch wohlbekannten Erfolg gegründet habe.«
    »Was für eine Universität?«, fragte Mattathias, während Onkel Saltiel mit den Achseln zuckte. »Es war deine Küche, und du warst der einzige Professor.«
    »Die Qualität zählt, nicht die Quantität, mein Lieber«, erwiderte Eisenbeißer. »Mir genügt es, nur kein Neid. Ich habe die Visitenkarte angefertigt, indem ich meinen Namen hübsch in Druckbuchstaben darauf gezeichnet habe. Nach der Aufzählung meiner ehemaligen Funktionen habe ich nur noch geschrieben: ›Von Kollege zu Kollege, mit vorzüglicher Hochachtung‹, und dann habe ich die Adresse unseres Hotels hinzugefügt, falls auch er hier eine

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