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Die Schöne des Herrn (German Edition)

Die Schöne des Herrn (German Edition)

Titel: Die Schöne des Herrn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Cohen
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schöner Salon, mein Sohn. Mögest du ihn noch lange genießen, mein lieber Junge. Aber ich sehe, das Fenster steht offen, nimm dich in acht vor der Zugluft, mein Kind, und lass dir gesagt sein, dass ein wenig Mentholvaseline in den Nasenlöchern vor Erkältung schützt. Nun, Sol, geht in der Politik alles gut? Bist du mit den verschiedenen Nationen zufrieden?«
    »Sie benehmen sich gut«, erwiderte Solal ernst.
    Ein erneutes Schweigen, das Saltiel nicht zu stören wagte. Sol bewegte bestimmt wichtige Gedanken in seinem Kopf und bereitete vielleicht eine schwierige Rede vor. Er beschloss, ihn vorläufig in Ruhe zu lassen, damit er nicht den Faden verlöre. Er verschränkte die Arme und blieb artig stehen, während sein Neffe im Salon auf und ab ging. Wie groß er war! Und dabei hatte er ihn am Tage seiner Beschneidung auf den Knien gehalten! Damals ein schreiendes Baby und jetzt ein Herr, Chef der Nationen. Gepriesen sei Gott, der wohl wusste, was Er tat! Ja, das war ganz sicher der Grund. Wenn er so wenig redete, so deswegen, weil er mit seiner Rede oder vielleicht gar mit einem Beschluss beschäftigt war, von dem das Schicksal irgendeines Landes abhing. Man denke nur, dieser verdammte Engländer, Sols angeblicher Vorgesetzter, würde sich überall mit diesem Beschluss brüsten und seinen Profit daraus schlagen! Dieses »Unter« vor dem »Generalsekretär« steckte ihm wie eine Gräte im Hals, er brachte es einfach nicht hinunter. Wann zum Teufel wird sich dieser Engländer endlich entschließen, seine Demission einzureichen und einem wirklich fähigen Mann Platz zu machen? Gewiss, er wünschte diesem nutzlosen Engländer nicht den Tod, aber wenn es Gott gefiele, ihn mit Rheuma zu plagen, so dass er in Pension gehen müsste, nun ja, dann wäre es eben der Wille des Ewigen.
    »Onkel, soll ich heute Abend zum Diner bei diesen Deumes gehen oder nicht? Entscheiden Sie.«
    »Was soll ich dir sagen, mein Sohn? Ich bin nicht zuständig. Wenn es dir Vergnügen macht, geh.«
    Solal öffnete eine Schublade, nahm Geldscheine heraus und reichte sie seinem Onkel, der sie zählte und dann stolz und mit tränenglänzenden Augen den großzügigen Spender anblickte. Dieser Königssohn, der einem zehntausend Schweizer Franken anbot, als seien es Pfefferminzbonbons!
    »Gesegnet seist du, mein Kind, und ich danke dir aus tiefster Seele, aber ich brauche es nicht. Ich bin zu alt für so viel Geld, was soll ich damit anfangen? Behalte das im Schweiße deines Angesichtes verdiente Geld, mein lieber Junge, aber nicht in einer Schublade, auch nicht in einer verschlossenen, denn ein Schlüssel kann nachgemacht werden, das ist das Schicksal der Schlüssel. Steck dir diese Geldscheine in die Tasche und verschließe die Tasche mit Sicherheitsnadeln, denn Taschen öffnen sich, das ist ihre Gewohnheit. Und jetzt wisse, mein Schatz, dass mir nichts entgeht und dass ich wohl gesehen habe, dass du allein bleiben möchtest, um über das Diner von heute Abend nachzudenken. Ich werde daher hinuntergehen und mich in einen Sessel setzen und mich nicht langweilen, sei beruhigt, ich werde das Kommen und Gehen der Leute beobachten, das ist ein Zeitvertreib. Du kannst mich ja rufen lassen, wenn du mit dem Nachdenken fertig bist. Bis bald, Licht meiner Augen, und Gott sei mir dir.«
    Unten in der Halle überfiel ihn wieder die Angst. Hatte er nicht vorhin den Portier beschimpft? Dieser Schurke wäre imstande, sich am Neffen für den Onkel zu rächen, indem er einen wichtigen Brief vernichtete oder Gott weiß welche andere Hinterhältigkeit beging! Er musste sich unbedingt mit diesem Verräter versöhnen und seinen Rachedurst beruhigen.
    Er näherte sich dem kleinen Pult, stützte sich mit freundlicher Miene darauf und sagte zum Portier: »Mein Neffe hat mir von Ihnen erzählt, er schätzt Sie sehr.« Der verdutzte Portier dankte, Saltiel lächelte den neutralisierten Bösewicht charmant an und suchte nach einer weiteren Liebenswürdigkeit, um seine Sympathie zu gewinnen. »Sie sind Schweizer Staatsbürger, nehme ich an?« Der Portier bejahte widerwillig, schockiert, dass ein hohes Tier des Völkerbundes der Neffe dieses Spinners in Kniehosen sein konnte. Natürlich musste man bei diesen Ausländern auf alles gefasst sein, schließlich wusste man ja nie, wo die herkamen.
    »Ich gratuliere«, sagte Saltiel. »Die Schweiz ist ein weises und edles Land, sie hat wirklich alles, was einem gefallen kann, und ich wünsche ihr aus tiefstem Herzen Wohlstand und

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