Die Schöne des Herrn (German Edition)
seinem Taschengeld bezahlt, aber immerhin, er könnte schon etwas rücksichtsvoller sein. Doch gutmütig, wie ich bin, habe ich ihm verziehen. Wenn er sich wenigstens still verhalten hätte, aber nein, den lieben langen Vormittag, während du im Palais warst, ist er mir hinterhergelaufen, um mir aus seinem Buch vorzulesen, und ich hatte weiß Gott Besseres zu tun, als ihm zuzuhören.«
»Lass ihn doch ein bisschen an allem teilnehmen. Er hat bei Tisch kein Wort gesagt, er fühlt sich ausgeschlossen, der Arme.«
»Aber ich lasse ihn ja teilnehmen. Heute früh habe ich ihn im Flur auf und ab gehen lassen, denn diese Filzsohlen geben dem Parkett erst den richtigen Glanz. Er hat sich richtig gefreut, mir behilflich zu sein.«
»Schön. (Er betonte diese Silbe und klopfte dabei energisch die Pfeife aus, ganz Mann der Tat, was Frau Deume sehr bewunderte. Ja, ihr Didi war ganz wie sie, ein echter Leerberghe. Aber gleichzeitig notierte sie sich im Kopf: ›Den Aschenbecher von Martha reinigen lassen, und dann kann sie gleich noch unter dem Tischchen staubsaugen.‹) Also Mammi, wie weit sind wir mit den Vorbereitungen? Unser Gast kommt um halb acht. Ich hätte lieber acht Uhr sagen sollen.«
»Warum?«
»Das ist vornehmer. Bei den Kanakis finden die Diners immer um acht Uhr statt, bei den Rassets und den Johnsons ebenfalls. Verstehst du, ich war ein bisschen aufgeregt, als ich meinen Einladungsköder auswarf. (Er liebte dieses Bild.) Na ja, macht nichts, was geschehen ist, ist geschehen. Wichtig ist nur, dass ich der Einzige in meiner Abteilung bin, zu dem der U.G.S. zum Abendessen kommt. Er sei denn, dass Vauvau, aber nein, das glaube ich nicht. Gut. Und jetzt sag mir, wie weit wir sind, was noch zu tun bleibt, kurz, gib mir einen kleinen Lagebericht, damit ich mich ein bisschen orientieren kann, aber schnell, denn es ist schon zwei Uhr zwanzig, und ich habe noch eine Menge in der Stadt zu besorgen. Am liebsten hätte ich mich auch heute Vormittag freigemacht, aber Vauvau ist ungenießbar zur Zeit! Verstehst du, er kann mein A einfach nicht verkraften, umso mehr, als er in mir jetzt bestimmt einen möglichen Nachfolger sieht.«
»Ja, mein Didi«, sagte sie mit liebevollem Blick.
»Zum Glück konnte ich mich wenigstens heute Nachmittag freimachen, ich konnte ihm doch nicht sagen, dass es wegen des Diners mit dem U.G.S. ist, denn dann wäre ich garantiert bei ihm unten durch.«
»Ja, mein Schatz, natürlich. Aber was hast du in der Stadt zu besorgen?«
»Kerzen, unter anderem. Wir werden bei Kerzenlicht dinieren. Das macht man jetzt viel.«
»Aber Schatz, wir haben doch Kerzen!«
»Nein«, sagte er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. (Er zündete die Pfeife an und nahm einen langen Zug.) »Sie sind gewunden, das ist altmodisch. Wir brauchen ganz einfache, wie bei den Rassets. (Frau Deumes Gesicht erstarrte zu Stein, die Rassets hatten sie nie eingeladen.) Und das ist noch nicht alles, ich werde auch andere Weine besorgen. Stell dir vor, Goretta hat mir einen Bordeaux Jahrgang 1924 und einen Burgunder Jahrgang 1926 geschickt. Das sind ganz gute Jahre, und er hat gedacht, das genüge für mich. Aber ich werde einen Saint-Émilion Jahrgang 1928, einen Château-Lafite, ebenfalls Jahrgang 1928, und einen Beaune Jahrgang 1929 verlangen, denn das sind die großen Jahre, ich würde sogar sagen, die ganz großen Jahre. (Kürzlich erworbene Kompetenz, einem tags zuvor gekauften Buch über Weine entnommen.) Anstatt zu telefonieren, werde ich persönlich hingehen und die Bestellung abändern. Sie haben geglaubt, mit mir könnten sie machen, was sie wollen, aber sie werden schon sehen, mit wem sie es zu tun haben!«
»Ja, mein Liebling«, sagte Frau Deume, tief beeindruckt von der Männlichkeit ihres Didi.
»Und außerdem brauchen wir Blumen.«
»Aber die haben wir doch im Garten, ich wollte gerade welche pflücken!«
»Nein, wir brauchen Blumen, die richtig Eindruck machen!«
»Was für Blumen, mein Schatz?« fragte sie, während sie die Krawatte ihres Gockels richtete.
»Ich werde sehen. Orchideen vielleicht. Oder Seerosen, die wir in einer mit Wasser gefüllten Schale mitten auf dem Tisch schwimmen lassen.«
»Aber sieht das nicht komisch aus?«
»Lady Cheyne stellt bei ihren Privatdiners immer schwimmende Blumen auf den Tisch, Kanakis hat es mir neulich erst erzählt.«
»Wird er bei ihr eingeladen?«, fragte sie, ganz Tigerin.
»Ja«, erwiderte er nach einem Räuspern.
»Aber er ist doch nicht
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