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Die Schöne des Herrn (German Edition)

Die Schöne des Herrn (German Edition)

Titel: Die Schöne des Herrn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Cohen
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viel öfter wenn ich mir meine perfekten nutzlosen Zähne putze also lege ich bevor ich sie putze ein Buch offen auf den Waschtisch und lese während ich mir die Zähne putze ich lese und lese während ich putze um mich abzulenken um die schwarzen Gedanken nicht zu sehen um sie zu zerstören nein nicht zu zerstören aber wenigstens zu verdecken los Hündin aufheben wenn er sein Monokel absichtlich fallen lässt und sie liebt das mein Kopf ist ganz langgezogen denn ein Arm streckt sich in meinem Kopf notfalls kann man sich immer noch umbringen ich würde gern meine Brüste küssen die Spitzen lange aber das ist nicht möglich man würde sich ein steifes Genick holen also gut abgemacht er soll kommen aber erst noch heißes Wasser damit ich mich so richtig wohlfühle so das genügt jetzt die Augen schließen um ganz bei mir zu sein mir alles erzählen und vor allem keine Veränderungen sonst klappt es nicht also ich bin in der Umzäunung immer noch allein ich warte tagelang völlig nackt auf ihn aber ganz rein weil das heiliger ist schon seit Wochen ist er nicht gekommen ich halte Ausschau am Fenster da ist er ich sehe ihn da hinten in seinem weißen Gewand er geht schnell auf dem staubigen blendenden Weg es scheint als berührten seine nackten Füße nicht den Boden jetzt ist er schon ganz nah ich sehr rein ganz nackt aber nicht flach das ist nicht der Moment dafür er hat das Gatter aufgestoßen er ist heilig er ist königlich er ist der Herr Einsiedler ich auf den Knien die ernste treue Jüngerin jetzt steht er vor mir aber er sieht mich nicht an er übersieht mich sehr wichtig er muss mich ein bisschen verachten sonst klappt es nicht ich bin nichts neben ihm nur ein gütiger Blick ein einziges Mal eine Art Lächeln mehr schenkt er mir nicht rührend diese Güte und dieses Lächeln das er mir ein einziges Mal herablassend schenkt und ich bin jetzt seine bedingungslose Sklavin und doch ist da eine geheimnisvolle Intimität zwischen uns denn am Ende wird er schon wollen aber jetzt spricht er von Gott ohne mich anzusehen den Blick woanders lehrt mich den Weg die Wahrheit und das Leben ich lausche ihm auf Knien sehr rein jetzt spricht er nicht mehr steht vor mir weil er weiß was kommen wird ich bin sehr bewegt ich verneige mich ich verneige mich ehrerbietig jetzt stehe ich auf ich hole den Krug mit dem duftenden Wasser duftendes Öl wäre sakramentaler aber man kriegt klebrige Hände davon es wäre blöd sich während des Rituals abseifen zu müssen das würde den Zauber brechen also duftendes Wasser ich bin also nackt mit dem Krug zurückgekehrt ich sehr andächtig er immer noch königlich beachtet mich nicht er darf mich nicht beachten ich gieße vor ihm kniend langsam das Wasser über seine nackten von der Straße staubigen Füße ganz langsam löse ich mein Haar es ist sehr lang bei diesem Ritual mit meinem langen Haar trockne ich ihm die heiligen Füße ich mache es langsam langsam o das ist gut er lässt mich gewähren denn ihm steht alles zu ich liebe es weiter weiter jetzt küsse ich die Füße er lässt mich gewähren er bestraft mich nicht für meine Kühnheit lange lange drücke ich meine Lippen auf die heiligen Füße jetzt hebe ich den Kopf und sehe sein wunderschönes Lächeln sein Lächeln das akzeptiert dass ich oh ich zittere als ich mich nähere ich werde da er erlaubt dass ich oh es ist wunderbar weiter weiter ich o ich weiter weiter o mein Herr weiter weiter Sie weiter Herr in mir.

XIX

    Um zehn Minuten vor sieben setzten sich die drei Deumes feierlich und ehrbar in den Salon. Kaum hatte sie Platz genommen, nach Naphtalin duftend, die Wangen entflammt von dem Lavendelalkohol, mit dem sie sie eingerieben hatte, erklärte Frau Deume, da der Gast erst in vierzig Minuten erscheinen würde, um sieben Uhr dreißig, müsse man diese Zeit nutzen, um sich in den Sesseln auszuruhen und zu entspannen und wenn möglich die Augen schließen. Doch dieser weise Rat war schnell vergessen, schon bald begann man nervös und gezwungen lächelnd hin und her zu laufen.
    Man setzte sich nur, um gleich wieder aufzustehen. Man stand auf, um einen Tisch zu rücken, die Samtvorhänge ein wenig mehr aufzuziehen, ein Teetischchen an einen anderen Platz zu stellen, um die Spirituosenflaschen der Größe nach zu ordnen, die Vorhänge wieder mehr zuzuziehen, weil es so doch entschieden besser aussah, um sich zu vergewissern, ob das dort hinten wirklich ein Fleck oder nur ein Schatten war, und einen Aschenbecher umzustellen, damit

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