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Die schöne Diebin

Die schöne Diebin

Titel: Die schöne Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BRONWYN SCOTT
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sich seinem Ende zuneigte. An einigen Tischen hatte man die Whistkarten bereits zusammengepackt. Ein Dienstmädchen rollte einen Teewagen herein.
    Der Earl beendete das Spiel. „Unser vorerst letzter Sieg, Miss Habersham.“ Er erhob sich. „Meine Damen, es war mir ein Vergnügen.“
    Auch Nora stand auf. Es war nicht leicht gewesen, unter Stockports forschenden Blicken die Rolle der alten Jungfer zu spielen. Nun wollte sie sich einen Platz suchen, an dem sie in Ruhe eine Tasse Tee trinken konnte, ehe sie sich auf den Heimweg machte. Sie entschied sich für ein kleines Sofa, das etwas abseits stand.
    Der Earl allerdings hatte scharfe Augen – und ein echtes Interesse an Eleanor Habersham. So kam es, dass er sich nicht lange zu der Gruppe männlicher Gäste gesellte, die plaudernd beisammenstand, sondern schon bald die Gesellschaft der rätselhaften alten Jungfer suchte.
    Himmel, er sieht gut aus! Und er benimmt sich so weltgewandt und charmant. Der Cock of the North und dabei ein echter Gentleman! Kein Wunder, dass er so oft bewundernde Blicke auf sich zieht.
    „ Miss Habersham, darf ich Ihnen eine Tasse Tee bringen?“
    „Danke, gern, Mylord.“ Sie nahm die Tasse entgegen und bemühte sich, nicht an den freien Platz neben sich zu denken.
    Stockport wartete lächelnd. Doch da sie ihn nicht aufforderte, sich zu ihr zu setzen, meinte er schließlich: „Gestatten Sie, dass ich Platz nehme?“
    „Selbstverständlich.“ Plötzlich war ihr schlechtes Benehmen ihr peinlich. Sie beschloss, zu retten, was zu retten war. Ein altjüngferliches Kichern. „Ich hatte angenommen, Sie würden die Gesellschaft Ihrer Freunde vorziehen.“
    „Über meine Freunde weiß ich schon so viel. Über Sie jedoch kaum etwas. Daher möchte ich die Gelegenheit nutzen, meine neue Nachbarin besser kennenzulernen. Wohnen Sie gern in Old Grange?“
    Verflixt, er lässt sich nicht abweisen! Seine Hartnäckigkeit könnte mich in echte Schwierigkeiten bringen. Ich hoffe nur, dass er meiner bald überdrüssig wird. Eine Unterhaltung mit ihm kann gefährlich sein. Ich muss mich in Acht nehmen.
    „ Ja. Ich bin nach Stockport-on-the-Medlock gezogen, weil ich das ruhige Leben hier mag. Ich bin eine einfache Frau und kann Aufregungen nicht vertragen. Wie ich meine Tage verbringe, wird Ihnen bestimmt langweilig erscheinen.“ Sie strahlte ihn an. „Wie viel interessanter muss Ihr Leben sein! Wollen Sie mir nicht ein bisschen über sich erzählen?“
    Nora kannte kaum einen Mann, der der Versuchung, über sich selbst zu sprechen, widerstehen konnte. Doch der Earl war – wie sie bereits zuvor hatte feststellen können – nicht wie die anderen. Wieder einmal hatte sie ihn falsch eingeschätzt. Er war etwas Besonderes. Das hatte schon seine Reaktion auf ihren ersten Kuss gezeigt. Und das zeigte auch sein Verhalten an diesem Abend. Statt ihrer Aufforderung zu folgen, musterte er sie schweigend.
    Nach einer Weile konnte sie die Stille nicht mehr ertragen. „Mylord“, stammelte sie, „habe ich etwas Falsches gesagt? Ach Gott, ich habe ein Talent, in jedes Fettnäpfchen zu treten.“ Sie begann, die Hände zu ringen.
    Stockport sah jetzt so aus, als habe er etwas gesehen, das er zwar kannte, im Moment aber nicht zuordnen konnte.
    „Keine Sorge, Sie haben nichts Falsches gesagt. Ihre Worte haben mich nur an etwas erinnert … Haben Sie Ihren Tee getrunken? Gut. Kommen Sie, lassen Sie uns ein wenig umherschlendern.“
    Nora starrte ihn an, als sei er ein Monster mit zwei Köpfen. Es waren mehrere junge Damen anwesend und einige Herren, die zweifellos darauf brannten, sich mit dem Earl zu unterhalten. Er aber wollte sich noch länger mit einer alten Jungfer beschäftigen? Unmöglich!
    Doch schon half er ihr beim Aufstehen und reichte ihr den Arm. Sie hatte keine Wahl, sie musste seiner Aufforderung Folge leisten. Vermutlich beneideten die meisten der anwesenden Gäste sie. Ihr jedoch wäre es lieber gewesen, wenn Stockport sie nicht weiter beachtet hätte. Sein Interesse war geradezu besorgniserregend.
    „Bis zu diesem Abend wusste ich genau zwei Dinge über Sie, Miss Habersham“, meinte er lächelnd. „Erstens: Sie wohnen seit einiger Zeit in Old Grange. Zweitens: Bei Ihnen wird das beste Teegebäck weit und breit serviert. Inzwischen kann ich eine dritte Information hinzufügen: Sie sind eine sehr gute Whist-Spielerin. Nun …“, er schaute nachdenklich auf sie herab, „… ich bin sicher, dass ich noch weitere interessante Dinge über Sie in

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