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Die schöne Diebin

Die schöne Diebin

Titel: Die schöne Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BRONWYN SCOTT
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heikle Situation bringen können? Er hatte einen ganzen Tag in Gesellschaft der Katze verbracht. Wenn das einer der Männer erfuhr, die sich gemeinsam mit ihm für den Bau der Tuchfabrik engagierten, dann würde er eine Erklärung für sein Verhalten abgeben müssen. Aber eine vernünftige Erklärung gab es nicht. Er hatte sich von seinen Gefühlen leiten lassen – etwas, das ein Geschäftsmann und Politiker nie tun durfte.
    Am schlimmsten war natürlich, dass er The Cat eben mehr oder weniger versprochen hatte, sie nicht länger zu verfolgen, um sie vor Gericht zu bringen.
    Er seufzte tief auf und versuchte, sein Versprechen vor sich selbst zu rechtfertigen: Die Methoden der Katze verstoßen gegen das Gesetz, aber sie hat ein Herz aus Gold. Ich wünschte, ich könnte ihr wirklich helfen! Aber ich weiß ja nicht einmal, wer sie ist!
    Dann fiel ihm Miss Habersham ein. Sie stand, davon war er fest überzeugt, in irgendeiner Verbindung mit The Cat. Zudem hatte sie grüne Augen, genau wie die Katze. Nun, er wusste, wo sich die alte Jungfer am kommenden Tag aufhalten würde: auf Mrs. Dalloways Kartenabend.
    Nora hatte sich einen warmen Platz vor dem Kamin gesucht und reparierte den Saum von Eleanors bestem Kleid. Dabei grübelte sie darüber nach, wie sie zwei völlig verschiedenen Verpflichtungen gerecht werden sollte. Miss Habersham wurde am kommenden Abend bei Mrs. Dalloway erwartet. The Cat aber musste Stockport den Amethystring zurückgeben. Sie wollte auf keinen Fall, dass der Earl glaubte, sie habe ihn angelogen.
    „Au!“ Sie hatte sich in den Finger gestochen. Unzufrieden betrachtete sie ihre Näharbeit. Ihre Stiche waren genauso wirr wie ihre Gedanken.
    Verflixt, ich hätte nie zulassen dürfen, dass Stockport so wichtig für mich wird!
    Doch noch während sie sich selbst schalt, spürte sie, wie Vorfreude in ihr erwachte. Sie würde den Earl wiedersehen. Vielleicht würde sie sogar bei einem Glas Cognac ein interessantes Gespräch mit ihm führen.
    Aber darüber durfte sie die Pflichten der Katze nicht vergessen. Es gab noch viel zu tun, wenn sie den Bau der Fabrik endgültig verhindern wollte. Vermutlich würden ihre vielfältigen Aufgaben sie davon abhalten, die Bekanntschaft mit Stockport zu vertiefen.
    Schade, sehr schade! Aber unvermeidlich …

8. KAPITEL

    Nora, die ein besonders altmodisches Eleanor-Habersham-Kleid trug, war mit dem Verlauf des Abends bei Mrs. Dalloway überhaupt nicht zufrieden. Sie hatte nämlich feststellen müssen, dass ihr Gegenüber und somit ihr Partner beim Whist niemand anders als Brandon Wycroft, Earl of Stockport, war.
    „Ah“, stöhnte sie mit der nasalen Stimme der alten Jungfer, „ich muss noch einen Moment lang überlegen, welche Karte …“ Sie runzelte die Stirn und starrte angestrengt auf ihr Blatt. Sie hatte sich Mühe gegeben, zerstreut zu wirken. Doch tatsächlich hatten sie und Stockport bereits zwei Robber, das heißt vier Partien, gewonnen.
    Natürlich war sie sich darüber im Klaren, dass sie den Earl nicht zu täuschen vermochte. Sie spielte gut. Besser als man das von einer Frau wie Miss Habersham erwarten konnte. Das war Stockport gewiss nicht entgangen. Aber sie konnte sich einfach nicht dazu überwinden, absichtlich schlecht zu spielen. Es wäre ihr vorgekommen wie ein Betrugsversuch.
    „Kreuz ist Trumpf, nicht wahr?“, vergewisserte sie sich, entschied sich kichernd für eine Karte und warf sie schwungvoll auf den Tisch. „Ich hoffe, ich habe nichts falsch gemacht, Mylord!“
    „Durchaus nicht, meine Liebe. Könnte es sein, dass Sie uns dazu bringen wollen, Ihr spielerisches Können zu unterschätzen?“ Er schenkte ihr sein Salonlächeln: charmant, höflich und dabei doch irgendwie ein bisschen herablassend.
    „Mein spielerisches Können? Wollen Sie mir etwa schmeicheln?“
    „Keineswegs. Sie haben heute Abend bewiesen, dass Sie viel vom Whist verstehen.“ Er wandte seine Aufmerksamkeit der Dame zu, die links neben ihm saß. „Mrs. Tidewell, Sie haben sicher schon öfter mit Miss Habersham am Kartentisch gesessen. Spielt sie immer so gut wie heute?“
    Die Dame errötete ein wenig und warf ihr einen nachdenklichen Blick zu. Dann sagte sie: „Sie gewinnt sehr oft. Aber sie ist so bescheiden, dass es uns kaum auffällt.“
    „Ich habe einfach Glück mit meinen Partnerinnen und …“, Nora schaute Stockport unter halb gesenkten Lidern hervor an, „… Partnern. Mylord, ich denke, das ist unser Stich.“
    Sie war erleichtert, dass der Abend

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