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Die schöne Diva von Saint-Jacques

Die schöne Diva von Saint-Jacques

Titel: Die schöne Diva von Saint-Jacques Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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spielen, gewann der Alte in den Augen der Naiven an Bedeutung. Aber Marc beeindruckte das nicht.
    Er hörte, wie Vandoosler die vier Treppen hinaufstieg. Er rührte sich nicht und war entschlossen, ihm nicht die Befriedigung zu verschaffen, daß er zu ihm ginge und ihn nach den neuesten Informationen fragte. Wie bei Kleinigkeiten üblich, ließ Marcs Entschlossenheit rasch nach, und zwanzig Minuten später öffnete er die Tür zum Dachgeschoß.
    Der Pate war wieder auf seinen Stuhl gestiegen und hatte den Kopf aus dem Oberlicht gesteckt.
    »Du siehst aus wie ein Idiot«, bemerkte Marc. »Worauf wartest du? Auf die Reaktion? Den Taubendreck? Den Wal?«
    »Ich tu dir, glaube ich, nicht weh«, erwiderte Vandoosler und stieg von seinem Stuhl. »Warum regst du dich also auf?«
    »Du spielst den Wichtigen, den Unentbehrlichen. Du spielst den Schönen. Das regt mich auf.«
    »Da stimme ich dir zu, das kann auf die Nerven gehen. Aber du bist doch daran gewöhnt, und normalerweise ist es dir egal. Aber ich kümmere mich um Lex, und das regt dich auf. Du vergißt, daß ich nur deshalb auf die Kleine aufpasse, um Stümpereien zu verhindern, die unangenehm für alle sein könnten. Willst du das ganz allein machen? Dir fehlt die Erfahrung. Und da du dich dauernd aufregst und nicht zuhörst, was ich dir sage, wirst du auch schwerlich Erfahrung bekommen. Und schließlich hast du keinerlei Zugang zu Leguennec. Wenn du helfen willst, wird dir nichts anderes übrigbleiben, als mein Vorgehen zu ertragen. Und vielleicht sogar meine Anweisungen auszuführen, weil ich nicht überall zugleich sein kann. Du und die beiden anderen Evangelisten, ihr könntet noch nützlich sein.«
    »Wozu?« fragte Marc.
    »Warte. Noch ist es zu früh.«
    »Wartest du auf die Taubenkacke?«
    »Nenn es, wie du willst.«
    »Bist du sicher, daß sie kommt?«
    »Ziemlich sicher. Alexandra hat sich heute morgen beim Verhör gut verhalten. Leguennec verlangsamt sein Tempo. Aber er hat etwas gegen sie in der Hand. Willst du’s wissen, oder ist dir egal, was ich mache?«
    Marc setzte sich.
    »Sie haben das Auto von Tante Sophia untersucht«, sagte Vandoosler. »Im Kofferraum haben sie zwei Haare gefunden. Sie stammen von Sophia Simeonidis’ Kopf, kein Zweifel.«
    Vandoosler rieb sich die Hände und lachte.
    »Findest du das lustig?« fragte Marc bestürzt.
    »Bleib ruhig, junger Vandoosler, wie häufig soll ich dir das noch sagen?« Er lachte erneut und schenkte sich etwas zu trinken ein.
    »Willst du auch etwas?« fragte er Marc.
    »Nein, danke. Die Sache mit den Haaren ist ernst, und du findest das komisch. Du widerst mich an. Du bist zynisch und bösartig. Außer... Außer, du denkst vielleicht, daß man daraus nichts schließen kann? Es war ja das Auto von Sophia, da ist es nicht verwunderlich, wenn man Haare von ihr darin findet.«
    »Im Kofferraum?«
    »Warum nicht? Vielleicht von einem Mantel.«
    »Sophia Simeonidis war nicht wie du. Sie hätte nie einfach ihren Mantel in den Kofferraum geschmissen. Nein, ich dachte an was anderes. Reg dich nicht auf. Eine Ermittlung geht nicht so schnell. Ich weiß mir zu helfen. Wenn du dich jetzt bitteschön bemühen würdest, dich ein bißchen zu beruhigen und mir nicht mehr zu unterstellen, ich versuchte, Alexandra in irgendeiner Weise einzuwickeln, und wenn du dich daran erinnern würdest, daß ich dich zum Teil erzogen habe, und zwar trotz all deiner Dummheiten und trotz meiner Dummheiten gar nicht so schlecht, na ja, kurz und gut, wenn du so nett wärst und mir Glauben schenken und deine Fäuste wieder in die Taschen stecken würdest, dann würde ich dich um einen kleinen Gefallen bitten.«
    Marc dachte einen Augenblick nach. Die Geschichte mit den Haaren beunruhigte ihn gewaltig. Der Alte schien etwas darüber zu wissen. Unnötig, sich groß zu fragen, er hatte so oder so keine Lust, seinen Onkel vor die Tür zu setzen. Und seinen Paten auch nicht. Das blieb die Grundtatsache, wie Vandoosler selbst gesagt hätte.
    »Sag schon«, sagte er seufzend.
    »Heute nachmittag bin ich nicht da. Erst findet das Verhör von Relivaux’ Geliebter statt, dann ein weiteres Verhör von Relivaux selbst. Ich werde mich da in der Nähe herumtreiben. Ich brauche hier einen Späher, falls die Taubenkacke kommt. Du übernimmst meinen Platz bei der Überwachung.«
    »Worin besteht die?«
    »Hierzubleiben. Geh nicht weg, nicht mal zum Einkaufen. Man weiß nie. Und bleib an deinem Fenster.«
    »Aber was soll ich überwachen, verdammt? Was

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