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Die schöne Diva von Saint-Jacques

Die schöne Diva von Saint-Jacques

Titel: Die schöne Diva von Saint-Jacques Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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gehabt hat.«
    »Warum hat er sie dann nicht weggeworfen?«
    »In so kritischen Momenten kann es nützlich sein, über ein Auto zu verfügen, dessen Schlüssel man angeblich nicht hat. Sein eigenes Auto ist untersucht worden. Nichts.«
    »Seine Geliebte?«
    »Hat den Angriffen von Leguennec nicht lange widerstanden. Der heilige Lukas hat sich in seiner Diagnose geirrt. Das Mädchen begnügt sich nicht allein mit Pierre Relivaux, sie benutzt ihn. Er dient ihr zum Lebensunterhalt – ihr und ihrem wirklichen Geliebten, der keinerlei Probleme damit hat, sich zu verdrücken, wenn Relivaux zu seinem Samstag-Sonntag-Termin erscheint. Dieser Trottel von Relivaux hegt keinerlei Verdacht, sagt das Mädchen. Die beiden Männer sind sich sogar schon begegnet. Er glaubt, es sei ihr Bruder. Sie sagt, die Situation sei ihr recht, und tatsächlich sehe ich nicht, was sie durch eine Heirat gewinnen würde, bei der sie ihre Freiheit verliert. Und ich sehe auch nicht, was Relivaux seinerseits dabei gewinnen würde. Sophia Simeonidis wertete ihn in den gesellschaftlichen Kreisen, die er anstrebt, sehr viel mehr auf. Ich habe das Rad trotzdem noch ein bißchen angeschubst: Ich habe zu bedenken gegeben, daß das Mädchen – daß Elizabeth, so heißt sie, möglicherweise von vorne bis hinten lügt und vielleicht gerne von den Vorteilen eines Geliebten profitieren würde, der seine Frau los und damit reich wäre. Vielleicht wäre es ihr gelungen, ihn zu heiraten, sie hat ihn seit sechs Jahren, sie sieht nicht schlecht aus und ist erheblich jünger als er.«
    »Und die anderen Verdächtigen?«
    »Natürlich habe ich Sophias Stiefmutter und deren Sohn belastet. Sie geben sich gegenseitig Alibis, was die Nacht von Maisons-Alfort angeht, aber nichts hindert einen zu denken, daß einer von ihnen hingefahren ist. Dourdan ist nicht weit. Näher als Lyon.«
    »Das macht noch kein halbes Dutzend«, bemerkte Marc. »Wen hast du Leguennec noch in den Rachen geworfen?«
    »Nun... Den heiligen Lukas, den heiligen Matthäus und dich. Das wird ihn beschäftigen.«
    Marc sprang mit einem Satz auf, während Lucien lächelte.
    »Uns? Du spinnst wohl!«
    »Willst du der Kleinen helfen, ja oder nein?«
    »So nicht! Das wird Alexandra nicht helfen! Warum soll Leguennec uns deiner Meinung nach verdächtigen?«
    »Ganz einfach«, mischte sich Lucien ein. »Da sind drei Männer, Mitte Dreißig, auf dem absteigenden Ast, in einer chaotischen Baracke. Gut. Also wenig empfehlenswerte Nachbarn. Einer dieser drei Typen ist mit der Dame weggefahren, hat sie brutal vergewaltigt und dann umgebracht, um sie zum Schweigen zu bringen.«
    »Und die Postkarte, die sie bekommen hat?« rief Marc. »Die Karte mit dem Stern und der Verabredung? Waren wir das vielleicht auch?«
    »Das macht die Sache ein bißchen schwieriger«, räumte Lucien ein. »Sagen wir, die Dame hat uns von diesem Stelyos und der Karte erzählt, die sie vor drei Monaten erhalten hat. Um uns ihre Besorgnis zu erklären und uns zum Graben zu bewegen. Vergiß nicht, daß wir gegraben haben.«
    »Da kannst du sicher sein, daß ich das nicht vergesse, dieser Scheißbaum!«
    »Um also die Dame von zu Hause wegzulocken«, fuhr Lucien fort, »denkt sich einer von uns diese grobe List aus, fängt die Dame an der Gare de Lyon ab, bringt sie weg, und das Drama beginnt.«
    »Aber Sophia hat uns nie von Stelyos erzählt!«
    »Was sollte das die Polizei interessieren? Wir haben nur unser Wort, und das zählt wenig, wenn man in der Scheiße sitzt.«
    »Phantastisch«, zischte Marc, der vor Wut bebte. »Phantastisch. Der Pate hat wirklich klasse Ideen. Und was ist mit ihm? Warum nicht er? Mit seiner Vergangenheit und seinen mehr oder weniger glorreichen Bullen- und Sexabenteuern würde er hier nicht aus dem Rahmen fallen. Was denkst du darüber, Kommissar?«
    Vandoosler zuckte mit den Schultern.
    »Stell dir vor, mit achtundsechzig beschließt man nicht plötzlich, Frauen zu vergewaltigen. Das wäre schon früher geschehen. Alle Bullen wissen das. Bei alleinstehenden Männern Mitte Dreißig, die halb verrückt sind, kann man dagegen mit allem rechnen.«
    Lucien begann schallend zu lachen.
    »Wunderbar«, rief er. »Sie sind wirklich wunderbar, Kommissar. Ihr Vorschlag amüsiert mich außerordentlich.«
    »Mich nicht«, bemerkte Marc.
    »Weil du ein Verfechter der reinen Lehre bist«, sagte Lucien und klopfte ihm auf die Schulter. »Du erträgst es nicht, daß man dein Bild ein bißchen beschädigt. Aber dein Bild hat in

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