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Die schöne Diva von Saint-Jacques

Die schöne Diva von Saint-Jacques

Titel: Die schöne Diva von Saint-Jacques Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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und würde ihm weiter von der Straße aus kurz zuwinken. Ja, lieber wieder das 11. Jahrhundert, als darauf zu warten.
    Leguennec wartete, bis sie hinter geschlossener Tür in seinem Büro waren, um loszuwettern.
    »Na prima«, brüllte er. »Bist du stolz auf deine Arbeit?«
    »Laß das«, sagte Vandoosler. »Du hast doch deinen Schuldigen, oder?«
    »Ich hätte ihn, wenn du ihm nicht ermöglicht hättest, zu fliehen! Du bist korrupt, Vandoosler, durch und durch korrupt!«
    »Sagen wir, ich habe ihm drei Stunden Zeit gelassen.
    Das ist das mindeste, was man einem Mann geben muß.«
    Leguennec schlug mit den Handflächen auf seinen Schreibtisch.
    »Warum, verdammt noch mal?« schrie er. »Bedeutet dir der Typ etwa irgendwas? Warum hast du das gemacht?«
    »Um zu sehen, was passiert«, antwortete Vandoosler unbekümmert. »Man darf Entwicklungen nie blockieren. Das ist immer dein Fehler gewesen.«
    »Weißt du, daß dich dein kleines Manöver teuer zu stehen kommen kann?«
    »Ich weiß. Aber du wirst nichts gegen mich unternehmen.«
    »Das glaubst du?«
    »Ja, das glaube ich. Weil du nämlich einen großen Fehler begehen würdest, das sage ich dir.«
    »Du bist nicht gerade der Richtige, um von Fehlern zu reden, findest du nicht?«
    »Und du? Ohne Marc hättest du nie die Verbindung zwischen dem Tod von Sophia und dem von Christophe Dompierre hergestellt. Und ohne Lucien hättest du die Sache nie mit der Ermordung der beiden Kritiker zusammengebracht und nie den Statisten Georges Gosselin identifiziert.«
    »Und ohne dich würde er jetzt in diesem Büro sitzen!«
    »Genau. Wie wäre es, wenn wir einstweilen Karten spielen würden?« schlug Vandoosler vor.
    Ein junger Polizeibeamter stürzte herein.
    »Könntest du vielleicht klopfen?« schnauzte Leguennec ihn an.
    »Keine Zeit«, brachte der junge Mann entschuldigend vor. »Da ist ein Typ, der Sie dringend sprechen möchte. Wegen dem Fall Simeonidis-Dompierre.«
    »Der Fall ist abgeschlossen! Schmeiß ihn raus!«
    »Frag doch erst mal, wer der Typ ist«, wandte Vandoosler ein.
    »Wer ist der Typ?«
    »Ein Mensch, der zur gleichen Zeit wie Christophe Dompierre im Hotel du Danube gewohnt hat. Der, der morgens mit dem Auto weggefahren ist, ohne die Leiche daneben zu bemerken.«
    »Laß ihn rein«, sagte Vandoosler leise.
    Leguennec machte eine Handbewegung, und der junge Polizist rief etwas in den Gang.
    »Wir spielen später Karten«, sagte Leguennec.
    Der Mann trat ein und setzte sich, noch bevor Leguennec ihn dazu aufforderte. Er war sehr erregt.
    »Worum geht es?« fragte Leguennec. »Machen Sie schnell. Mir ist gerade jemand abgehauen. Name, Beruf?«
    »Eric Masson, Abteilungsleiter bei der SODECO Grenoble.«
    »Scheißegal«, erwiderte Leguennec. »Warum sind Sie hier?«
    »Ich war im Hotel du Danube«, sagte Masson. »Der Laden sieht nach nichts aus, aber ich wohne da immer. Es ist ganz in der Nähe der SODECO Paris.«
    »Scheißegal«, wiederholte Leguennec.
    Vandoosler machte ihm ein Zeichen, sich ein bißchen zu mäßigen, und Leguennec setzte sich, bot Masson eine Zigarette an und nahm selbst eine.
    »Ich höre«, sagte er etwas ruhiger.
    »Ich war in der Nacht dort, als Monsieur Dompierre ermordet wurde. Das Schlimme ist, daß ich am Morgen mein Auto genommen habe, ohne irgendwas zu bemerken, obwohl die Leiche doch direkt danebenlag, wie man mir später erklärt hat.«
    »Ja, und weiter?«
    »Das war also Mittwoch morgen. Ich bin direkt zur SODECO gefahren und habe meinen Wagen in der Tiefgarage abgestellt.«
    »Auch scheißegal«, sagte Leguennec.
    »Aber nein, das ist überhaupt nicht egal«, ereiferte sich Masson plötzlich. »Ich erzähle Ihnen diese Details, weil sie von äußerster Wichtigkeit sind!«
    »Entschuldigung«, sagte Leguennec. »Ich bin etwas nervös. Also?«
    »Am nächsten Tag, am Donnerstag, habe ich es genauso gemacht. Ich war bei einer dreitägigen Fortbildung. Mein Auto in die Tiefgarage gestellt und abends nach dem Essen mit anderen Seminarteilnehmern wieder ins Hotel. Ich muß noch sagen, daß mein Auto schwarz ist. Ein Renault 19 mit weit heruntergezogener Karosserie.«
    Vandoosler gab Leguennec erneut ein Zeichen, bevor dieser sagen konnte, das sei ihm scheißegal.
    »Die Fortbildung war gestern abend zu Ende. Heute morgen mußte ich nur noch das Hotel bezahlen und dann in aller Ruhe wieder nach Grenoble fahren. Ich habe das Auto geholt und bei der nächsten Tankstelle angehalten, um vollzutanken. Es war eine Tankstelle, wo die

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