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Die schoene Helena

Titel: Die schoene Helena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Navin
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französischem Akzent. „Helena? Bist du’s wirklich? Oui! Du meine Güte, Lady Helena Rathford!“
    „Euer Gnaden ...“, murmelte Helena und knickste.
    Mit ausgestreckten Armen eilte Chloe Hunt, die Duchess of Strathmere, zu ihr und rief erfreut: „Wie wundervoll, dich zu sehen! Noch dazu im Dorf! Welch eine Überraschung! Für nächste Woche hatte ich mir vorgenommen, dich zu besuchen.“ Mit ihrem Akzent und der exotischen Ausstrahlung zog die junge Frau die Blicke aller Gäste in der kleinen Teestube auf sich. Zurückhaltend erwiderte Helena die Umarmung. „Tut mir leid, gerade wollten wir gehen. Heute Vormittag war ich bei Mrs Stiles, um ein paar neue Kleider zu bestellen. Und danach haben wir hier zu Mittag gegessen.“
    „Wie nett! Nun hast du wohl keine Zeit mehr, um mir das alles genau zu erzählen. Schade, es würde mich sehr interessieren.“ Die Duchess seufzte, dann wandte sie sich zu Adam, der sie neugierig beobachtete.
    Nun blieb Helena nichts anderes übrig, als die beiden miteinander bekannt zu machen. Mühsam bezwang sie ihr Widerstreben und bemühte sich um einen freundlichen Ton.
    So liebenswürdig wie eh und je, nickte Chloe dem Gentleman zu. Helena fand sie seit der ersten Begegnung sympathisch. Und sie grollte ihr nicht einmal, obwohl die Französin mit Jareth Hunt, dem Duke of Strathmere, vor den Traualtar getreten war - zwei Monate nachdem sie selbst seinen Antrag angenommen hatte. Zweifellos musste man der Duchess zugutehalten, dass sie regelmäßig ins Rathford Manor kam und sich unermüdlich um ihre Freundschaft bemühte. In ihrer gesellschaftlichen Position hätte sie das nicht nötig - schon gar nicht, weil sie auf wenig Gegenliebe stieß. Helena vermochte die
    Strathmeres einfach nicht zu akzeptieren, auch wenn sie es wünschte.
    Jedes Mal, wenn sie Chloe sah, erinnerte sie sich an jenen Tag im Gasthaus, an das Zimmer und an das Blut - an den Übelkeit erregenden Geruch des Blutes ...
    Als würde Adam ihr Unbehagen spüren, entschuldigte er sich höflich bei der Duchess, und Chloe versprach, Helena zu besuchen, sobald sie die neuen Kleider bewundern könnte.
    Auf dem Weg zum Schuster bemerkte Adam: „Für eine Duchess würde man sie gar nicht halten.“
    „Gewiss, Chloe ist eine ungewöhnliche Frau.“
    „Chloe?“
    „Nun ja, ich nenne sie beim Vornamen, wenn wir unter uns sind.“ In ihrer Stimme schwang die Zuneigung mit, die sie der Duchess of Strathmere entgegenbrachte. „Darauf besteht sie. Einmal schimpfte sie mit mir, weil ich sie auch unter vier Augen mit ,Euer Gnaden angesprochen hatte. Wenn wir uns in der Öffentlichkeit treffen, sieht sie ein, dass solche Formalitäten nötig sind. Aber sie duldet nichts dergleichen, wenn wir uns privat unterhalten. Unter Freundinnen sei das überflüssig, meint sie.“
    „Also ist sie Ihre Freundin, Helena?“, fragte er nachdenklich. „Als sie in die Teestube kam, glaubte ich, eine gewisse Spannung zu spüren.“
    Helena holte tief Atem und überlegte, wie sie die Situation erklären sollte. „Die gab es ...“ Ihr Mut drohte sie zu verlassen. „Vor langer Zeit. Ein Missverständnis ... Das nehme ich ihr nicht übel, aber manchmal ist es mir immer noch unangenehm.“ Welch eine ungeheure Lüge - ein Mord war wohl kaum ein Missverständnis.
    Aber sie ignorierte ihre Gewissensbisse. Das alles ging Adam Mannion nichts an. Wer war er denn schon? Ein Londoner Lebemann, der sich nur nach Northumberland begeben hatte, um eine prall gefüllte Börse zu erbeuten. Die würde er in die Stadt mitnehmen, zu seinen leichtfertigen Gespielinnen, seinen lasziven, trunksüchtigen Freunden, in die Clubs und Spielsalons.
    Mochte er auch amüsant sein, er würde stets ein leichtsinniger Mensch bleiben, und es war albern von ihr gewesen, einen anderen Eindruck zu gewinnen.
    Nur eine dumme Gans würde sich einbilden, seine Fürsorge an diesem Tag wäre etwas mehr als der Versuch, das Beste aus der Situation zu machen. Immerhin hatte er selbst mehr oder weniger zugegeben, er sei ein Opportunist. Und was ihr sonst noch an ihm aufgefallen war, zum Beispiel sein Bestreben, ihre „Geheimnisse“ zu enthüllen? Damit wollte er sich sicher nur die Zeit vertreiben, bis er nach London zurückkehren würde, zu seinen wahren Interessen. Mit ihrem Geld!
    Wartete in der Stadt eine Geliebte auf ihn?
    Bei diesem Gedanken straffte Helena die Schultern und hob instinktiv ihr Kinn, um sich wieder hinter ihrer eisigen Fassade zu verschanzen. In der

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