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Die schoene Helena

Titel: Die schoene Helena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Navin
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Schusterwerkstatt gab sie die Bestellung auf, kühl und sachlich. Ohne lange zu überlegen, entschied sie sich für mehrere Paar Schuhe in Glace- und Veloursleder, und der Schuhmacher versprach, Mrs Stiles zu fragen, welche Farben am besten zu den Kleidern passen würden. Schließlich bestellte Helena auch noch ein Paar Reitstiefel, weil Adam sie dazu drängte.
    Wieder auf der Straße, wurde sie immer noch angestarrt -von zahlreichen Leuten, die ihre Neugier mehr schlecht als recht verhehlten.
    Plötzlich fühlte sie sich erschöpft. Aber zu ihrer eigenen Verblüffung empfand sie keine Angst mehr. Das teilte sie Adam mit, dann bat sie ihn, die Karriole zu holen.
    Als der Wagen die Zufahrt von Rathford Manor hinaufrollte, verspürte sie beim Anblick ihres Heims nicht die gewohnte willkommene Erleichterung.
    Nein - stattdessen glaubte sie, in ein Gefängnis zurückzukehren.

9. Kapitel
    Die Fragen zerrten an Adams Nerven. Keine Antworten, nur Fragen, die sich wie die sprichwörtlichen Kaninchen vermehrten. Unentwegt musste er an den Ausflug ins Dorf denken, den er neulich mit Helena unternommen hatte.
    Um sich abzulenken, verbrachte er den Großteil seiner Zeit im Stall. Kepper war ein angenehmer Gesellschafter und dankbar für die Hilfe bei seiner Arbeit mit den Pferden.
    Adam erkundigte sich nicht, warum Kepper die alleinige Verantwortung für den großen Stall trug, denn der Reitknecht pflegte alle Fragen, die er unangenehm fand, mit einem Schulterzucken abzutun.
    Eines Tages striegelte Adam nach seinem Morgenritt die kastanienbraune Stute, auf der er über die Wiesen gesprengt war, ein lebhaftes Pferd mit empfindsamem Maul. Der Ritt war erfreulich gewesen. Nun belohnte er das hübsche Tier mit einem Brötchen, das er vom Frühstückstisch entwendet hatte, und flüsterte ihm ein Kompliment ins zuckende Ohr.
    „Ein nettes Mädchen, was?“, meinte der Reitknecht und musterte die Stute bewundernd, während Adam sie zum Stalltor führte, um sie noch ein wenig auf der Koppel zu bewegen. „Und so manierlich.“
    „In der Tat“, stimmte Adam zu und streichelte ihren muskulösen Hals. Dann drehte er sich grinsend zu Kepper um. „Sehr brav ... wenn sie einen mag. Als ich das erste Mal zu ihrer Box ging, gab sie mir zu verstehen, ich sollte mich fernhalten, bis wir uns besser kennenIernen würden.“
    Kepper erwiderte das Lächeln. „Mich mögen alle Pferde in diesem Stall, weil ich ihnen die Mahlzeiten serviere.“
    Plötzlich nahm Adam eine Bewegung wahr. Auch Kepper schaute nach unten. Beim Anblick eines Hundes mit scheckigem Fell, riesigen Ohren, die seine wenig distinguierte Herkunft verrieten, und seelenvollen braunen Augen runzelte er die Stirn. Aus dem keuchenden Maul hing eine lange Zunge, und der
    Schwanz wedelte heftig hin und her.
    „Verschwinde, du lästiger Kerl! “, befahl Kepper und stampfte mit dem Fuß auf. „Weg mit dir!“
    Adam hob eine Hand, um ihm Einhalt zu gebieten. „Wem gehört der Hund?“
    „Niemandem, den ich kenne. Eines Tages tauchte er einfach hier auf und fühlte sich sofort wie zu Hause. Vor allem bei der Hündin des Masters. Die braucht wirklich keinen Bauch voller wertloser Welpen, die nach ihrem Vater geraten.“
    Die Ohren gespitzt, setzte sich der Hund und schien aufmerksam zu lauschen, als wüsste er, dass ihm Übles nachgesagt wurde.
    Adam bückte sich und streckte eine Hand aus. „Hallo, mein Junge!“
    Sofort stand der Hund auf und nahm in Adams Reichweite Platz, um sich streicheln zu lassen. Sein Fell fühlte sich rau an, und er war gewiss keine Schönheit. Aber er hatte kluge, funkelnde Augen. Zufrieden mit der Liebkosung, legte er den Kopf auf seine Vorderpfoten.
    „Was für ein sanftmütiges Tier!“, bemerkte Adam. „Sehen Sie doch, wie freundlich er ist!“
    „Ermutigen Sie ihn bloß nicht! Oft genug war ich drauf und dran, das Gewehr des Masters zu holen und dem Biest eine Kugel zu verpassen. Aber wenn er so hoffnungsvoll und vertrauensselig dreinschaut, bringt’s nicht einmal ein alter Brummbär wie ich fertig, ihm was anzutun.“
    „Lassen Sie ihn in Ruhe!“, mahnte Adam irritiert. „Auf solche Gedanken dürfen Sie nie mehr kommen.“
    „Früher hatten wir die beste Jagdhundezucht in dieser Gegend. Nun, jetzt kann er keinen großen Schaden mehr anrichten. Einige Hunde sind weggelaufen, und um die jagdliche Ausbildung der paar, die noch hier sind, kümmert sich niemand. Inzwischen haben sie ihre Fähigkeiten längst verloren.“
    „Eine Schande!“,

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