Die schoene Helena
stieß Adam hervor und richtete sich auf. „Würden Sie die Stute übernehmen?“
„Natürlich, Sir“, stimmte Kepper zu und führte das Pferd aus dem Stall.
Adam wandte sich wieder zu dem Hund. „Bist du hungrig?“ Als das Tier sofort aufsprang und ihn erwartungsvoll musterte, lachte er. „Was für ein schlauer Bursche du bist... Komm mit mir! Mal sehen, was ich der Köchin für dich entlocken kann.“ Während er zum Haus ging, folgte ihm der Hund auf den Fersen. Das gefiel Adam, und er glaubte, er hätte einen treuen Freund gewonnen. Nachdem er ihm befohlen hatte, bei der Gartenpforte zu warten, eilte er in den Küchentrakt mit dem hohen Gewölbe. Die Backstube war leer. Am Fenster des Anrichteraums döste die Köchin Maddie in einem alten Schaukelstuhl. Die Spülmägde ließen sich nirgends blicken. In der geräumigen Speisekammer, wo er sich vor einigen Tagen eine Wurst genommen hatte, hoffte er, eine Mahlzeit für seinen neuen Gefährten zu finden.
Stattdessen traf er Helena an, die am blank gescheuerten Eichentisch saß. Neben ihr stand Kimberly und neigte sich hinab.
Irgendetwas an dieser Szene bewog ihn innezuhalten. Den Kopf gesenkt, lauschte Helena ihrer irischen Dienerin, die beschwörend auf sie einsprach. Die Worte verstand er nicht. Langsam trat er näher, und da hörte er die Stimme klar und deutlich. „... frivoler Unsinn!“
„Bitte!“, flehte Helena leise. Wie hilflos das klang ... Adams Neugier erwachte ebenso wie sein Unmut.
„Was wollen Sie denn mit neuen Kleidern und gelockten Haaren erreichen?“, zischte Kimberly. „Die Leute werden Sie nur auslachen ... und niemals vergessen, was geschehen ist.“ Ohne lange zu überlegen, packte Adam den Arm der Dienerin und zerrte sie von Helena weg. Normalerweise behandelte er Frauen nicht so unsanft. Aber bei jeder Regel gab es Ausnahmen. „Was treiben Sie da?“, fragte er und starrte in das gerötete Gesicht der Irin.
Nachdem sich Kimberly von ihrer Überraschung erholt hatte, lächelte sie höhnisch. „Ich rede mit Lady Helena. So wie ich’s immer tue. Ihre Mutter verlässt sich auf mich.“
Was zum Teufel sollte das bedeuten? „So respektlos dürfen Sie nicht mit Ihrer Herrin sprechen. Ich konnte Ihre Worte hören. Wenn Sie das noch einmal wagen, werde ich für Ihre Entlassung sorgen.“
Unbeeindruckt erwiderte sie seinen Blick. „Glauben Sie, das wird Ihnen gelingen, Sir?“
Nun verschlug es ihm die Sprache. Die herausfordernde Miene dieser unverschämten Frau beunruhigte ihn und brachte ihn aus der Fassung.
„Hier müssen Sie noch viel lernen, Sir“, fuhr sie fort. „Aber ich will Ihnen nichts verübeln, weil Sie keine Ahnung haben. Sobald Sie mit Lady Helena verheiratet sind, wird sie Ihnen sicher einiges klarmachen. Und dann werden Sie sich in Acht nehmen, wenn Sie mit der alten Kimberly reden, nicht wahr?“ „Verschwinden Sie! Sofort!“
Kimberly wandte sich zu Helena. „Sagen Sie’s ihm, Mädchen. Diesmal lasse ich Gnade vor Recht ergehen. Darauf kann er nächstes Mal nicht mehr hoffen.“
„So hätten Sie sich nicht verhalten dürfen, Mr Mannion“, murmelte Helena.
Bestürzt musterte er ihr bleiches Gesicht und die bebenden Lippen, las tiefe Verzweiflung in den großen Augen. „Warum dulden Sie das dreiste Benehmen Ihrer Dienstmagd? Helena! Was ist denn los mit Ihnen?“
„Jetzt ist sie böse. Hätten Sie bloß nicht mit ihr geschimpft!" „Das hat sie verdient! Immerhin wurden Sie von dieser unverschämten Person getadelt.“
„Sie spricht im Namen meiner Mutter mit mir.“
Offenbar stand Helena unter Schock. Adam beugte sich zu ihr hinab. „Deshalb lassen Sie sich so abscheulich von Ihrer Dienerin behandeln?“
„Sie war ihre Vertraute - ihre Beraterin.“ Krampfhaft rang Helena nach Luft. „Im Orient ziehen die Sultane ihre Wesire zurate. Gewissermaßen ist Kimberly der Wesir meiner Mutter gewesen.“
„Aber ich verstehe noch immer nicht, warum Sie dieser Frau erlauben, Ihnen die Leviten zu lesen.“ Verwirrt strich er sich durch sein dichtes Haar. Sie schien ihre Mutter zu vermissen.
Und wegen ihrer engen Beziehung zu der verstorbene
„Was? Diese Hexe beruhigt Helena nicht, sondern sc
Und wegen ihrer engen Beziehung zu der verstorbenen Lady Rathford gestattete sie der Dienerin zu viele Freiheiten. Sein Blick fiel auf Helenas halb leeren Teller. „Oh, ich habe Sie bei Ihrer Mahlzeit gestört.“
„Nun ja ...“ Als sie den Teller anstarrte, wirkte sie seltsam verwundert. „Ich war
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