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Die schoene Helena

Titel: Die schoene Helena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Navin
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kämpfen.
    „Wir sind uns wohl noch nie begegnet. Bei der Hochzeit glänzten Sie durch Abwesenheit.“
    „Bedauerlicherweise hatte ich keine Zeit.“ Nun hatte er anscheinend eine Entscheidung getroffen, denn er strich sich übers Haar und holte tief Luft. „Ein ziemlich schlechter Anfang für eine Bekanntschaft, was? Ich wusste wirklich nicht, wer Sie sind.“ Fröstelnd zog er sein Reitjackett enger um die Schultern. „Verdammt kalt hier draußen.“
    Er hatte sich nicht direkt entschuldigt. Aber Adam nahm es ihm nicht übel. „Inzwischen muss ich mich an die nördlichen Temperaturen gewöhnt haben. Jedenfalls spüre ich nichts mehr.“
    „In London gießt es wie aus Eimern. Würden Sie mich zu Ihrer Gemahlin führen? Ich freue mich so,.Helena wiederzusehen. Wenn man sich das vorstellt! Nach all den Jahren hat sie tatsächlich geheiratet ! “
    „Sie finden Ihre Cousine im Haus“, erklärte Adam kühl. „Eh ... ja. Am besten lasse ich mein Pferd hier. Wenn der Stallknecht zurückkommt, würden Sie ihm bitte sagen ... eh ... “ Vermutlich hoffte der Baronet, Mannion würde sich erbieten, sich um das Tier zu kümmern.
    „Ja, ich sag’s ihm“, versprach Adam kurz angebunden.
    Als Howard zum Haus eilte, kläffte Kain ihm gellend nach. „Schon gut“, murmelte Adam und beobachtete die exquisit gekleidete Gestalt, die sich hastig entfernte. „Ich mag ihn auch nicht.“

15. Kapitel
    An diesem Abend verlief das Dinner in einer eigenartigen, absurden Atmosphäre.
    Howard starrte Adam an, dann Helena und schließlich wieder Adam. Und Helena starrte auf ihren Teller. Lord Rathford trank so viel, dass er beim zweiten Gang zu schnarchen begann. Von der ganzen Tischgesellschaft angewidert, konzentrierte sich Adam auf sein Essen.
    Zwischen halbherzigen Versuchen, Konversation zu machen, war nur das Klirren des Bestecks zu hören. Wieder einmal versuchte Howard die Stimmung aufzuhellen, indem er eine wenig amüsante Anekdote über Königin Viktoria erzählte.
    Schwaches Gelächter hallte von den getäfelten Wänden wider und erstarb sofort.
    Howard griff enttäuscht nach seiner Gabel. Vorsichtig schob er ein Stückchen Fleisch in den Mund, ohne dass seine Lippen die Zinken berührten. Nachdem er hektisch gekaut und geschluckt hatte, verkündete er: „Ihre Majestät war überhaupt nicht amüsiert, als man ihr die Anekdote berichtete.“
    Während Adam den geschmorten Hasenrücken genoss, hob er sekundenlang die Brauen. Solche Typen wie Howard kannte er zur Genüge. Für diese Männer war die Gesellschaft der ganze Lebensinhalt, und die Klatschgeschichten gehörten ebenso zu ihrem Alltag wie die exquisite Kleidung. Mit Argusaugen musterten sie die äußere Erscheinung anderer Leute in allen Einzelheiten, registrierten jeden Blick, jede Geste. Eigenschaften wie Charakterstärke oder Güte waren nebensächlich. Und menschliche Schwächen wurden gnadenlos kritisiert. Auf keinen Fall durfte man sich der Lächerlichkeit preisgeben. Um das zu vermeiden, benahm man sich wie ein spöttischer, überheblicher Snob.
    Diese Typen verabscheute Adam.
    „Übrigens, liebe Cousine“, bemerkte Howard und richtete seine großen Augen auf Helena, „das Haus sieht grässlich aus.“
    „Nun ja, es ist schwierig, Dienstboten zu finden“, erwiderte sie tonlos.
    Natürlich wusste Adam, dass sie log.
    „Komm doch zu mir nach London. Dann können wir Ausflüge und Picknicks machen.“
    „Ich kann Vater nicht allein lassen. Wie du weißt, liebt er das Landleben.“
    „Hm ...“ Howard warf einen kurzen Blick auf Lord Rathford. „Vor allem liebt er’s zu trinken und zu schlafen. Das kann er in London bequemer haben. Aber wahrscheinlich würde er die Jagd vermissen. Auf seine Pferde legt er nach wie vor großen Wert, nicht wahr? Reitet er immer noch? Oder ist er nicht mehr ... fähig dazu?“ Um zu illustrieren, was er meinte, zitterte Howard wie ein Tattergreis.
    Seinen Worten folgte ein peinliches Schweigen. Adams Beschützerinstinkte erwachten, mit kaltem Zorn vermischt. Als er Helena anschaute, bat ihn ein flehender Blick, seine Rachegelüste zu bändigen und ihr zuliebe keinen Streit mit Howard anzufangen. Erstaunt fragte er sich, wieso sie wusste, was ihn bewegte.
    Nachdem ein Lakai den Tisch abgeräumt hatte, lehnte sich Adam in seinem Sessel zurück. „Interessieren Sie sich für Pferde, Howard?“
    „Nein, mein guter Mann. Was für schmutzige, lästige Biester! An diesen Tieren können nur Schwachköpfe Gefallen

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